Das Grosse Evangelium Johannes: Band 1
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Auf dem Berg Morgenkopf bei Kis
- Kapitel 172 -
Gegenrede des geheilten Tobias (Pharisäer). Sein Zeugnis von Jesus, Seiner heiligen Lehre und Seinen göttlichen Taten
Sagt ein anderer: ,,Du hast nicht unrecht, so wir diese Sache vom rein diesweltlichen Standpunkte aus betrachten; aber so es nach dem Tode für die Seele des Menschen noch ein Leben gibt, das ich noch nie bezweifelt habe, da haben alle diese weltlichen Rücksichten und Beziehungen durchaus keinen Wert, und da ist dieser Jesus eine Sonne für die Nacht des menschlichen Geistes und zeigt uns den rechten Weg, auf dem wir schon in unseren Leibern in das große Jenseits schauen können und nehmen aus dem Vaterhause die herrliche Kost zum ewigen Leben!
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Und solches lehrt er und will es den blinden Menschen zeigen, wie die Luft ohne weiteres Zutun Brot und Wein, also eine wahre Kost, aus den Himmeln bieten und geben kann und muß, wie wir solches vor ein paar Tagen auf der Höhe alle gesehen und davon gegessen und getrunken haben!
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Daß die alte Nacht stets mit dem werdenden Tage in einen Kampf kommt und kommen muß, das lehrt uns nicht nur die Geschichte der Menschen, sondern auch die ganze Natur der Dinge, wie sie täglich vor unseren Augen geschehen und vor sich gehen; aber das ist eben also Gottes Ordnung, Zulassung und Wille, gegen den noch nie irgend eine Weltmacht etwas ausgerichtet hat.
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Was willst du denn machen, so dieser von Gott sicher allerdurchgeistigste Jesus dich mit seinen Gedanken ergriffe und dich völlig zunichte machen würde? Welche Opposition würdest du ihm dann bieten?
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Höre Du! Ein Mensch, dem Winde und Meere, alle bösen und guten Geister auf einen Wink gehorchen, - ein Mensch, der die Toten wieder ins Leben ruft und jede noch so veraltete und böse Krankheit ohne Arznei, bloß durch seinen Willen heilt, dürfte wohl etwas mehr sein als nur ein Genie im Fache der Magie! Hast du doch samt mir oft Magier gesehen und beobachtet, wie diese mit lauter Zauberzeichen, Zaubersprüchen, Amuletten und Zauberstäben umlagert sind und machen allzeit ein ungeheures Wesen aus jeder Kleinigkeit, die sie bewirken.
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Dieser Jesus aber hat weder ein Amulett, noch was anderes zur Zauberei Gehöriges, auch keine Wundersalben, keine gewissen Kräuter und Wurzeln und ist durchaus kein verschlossener, mystischer und von seiner Eigenschaft großrednerischer, sondern ein ganz offener, gutmütigster und überaus zuvorkommend artiger Menschenfreund und selbst Mensch im vollendetst vollkommenen Sinne.
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Er ist kein Kopfhänger, sondern stets voll guter Laune, und seine Worte fließen wie Honig und Milch; und doch geschieht bei all seiner Schlichtheit alles auf die allerwunderbarste Weise, was er nur immer will! Ich bin überfest überzeugt, daß er eine neue Erde ganz leicht bloß durch seinen Willen erschaffen könnte? Ich kenne ihn schon nahe von seiner Geburt an und kann dir sagen, daß er schon als Knäblein von wenigen Jahren dasselbe verrichtete, was er nun als Mann vor uns verrichtet!
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So vor uns aber ein Mensch Taten verrichtet, die nur Gott allein möglich sind, was soll mich da denn hernach noch hindern, solch einen Menschen für Gott zu halten?
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Ich bin von Geburt aus ein Galiläer und nun schon über siebzig Jahre alt, übe das Priesteramt über vierzig Jahre und habe seit dreißig Jahren ein höchst schwaches Gesicht gehabt, war bereits auf einem Auge ganz blind und sah mit dem andern Auge alles verschwommen und unrein. Von wie vielen Ärzten, die aus allen Weltgegenden nach Kapernaum kamen und sich in ihrer Kunst nahe als überirdische Wesen ausgaben, Schlangen und wilde Tiere bändigten, den Vögeln die Köpfe abschnitten und solche in einem Augenblick an den Hals heilten, kurz, wahre Mirakel wirkten, habe ich für meine Augen um teures Geld Mittel genommen und sie genau nach Vorschrift gebraucht; aber es half nichts!
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Vor ein paar Stunden, gleich nach dem Abendmahle, half er mir durch ein Wort ohne alle Mittel so, daß ich nun auf beiden Augen so gut und rein sehe, wie vielleicht keiner aus euch!
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Schlaget nach in der Geschichte, ob je ein Mensch, mit solcher Wunderkraft und Macht ausgerüstet, die Erde betreten hat! Moses hat wohl vieles getan durch die Macht Gottes, die ihm verliehen war durch die Macht seines Glaubens, wie einst dem Abraham die große Verheißung! Aber wie klein sind die Wundertaten Mosis gegen diese, die nun vor unseren Augen dieser Jesus wirket!
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Und ihr haltet förmlich Rat, wie ihr ihn aus dem Wege räumen könntet! Pfui! Das ist schmählich von euch, und ihr verdienet, mit der schwersten Zuchtrute Gottes für ewig aufs schärfste gezüchtigt zu werden!
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Wahrlich, an diesem Jesus scheint das in die vollste Erfüllung zu gehen, was der große Prophet Jesajas von dem erhabensten Knechte Gottes geweissagt hat, indem er sprach:
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,Siehe, das ist Mein Knecht, den Ich erwählt habe, und der Mein Liebster ist, an dem Meine Seele ein rechtes Wohlgefallen hat; Ich will Meinen Geist auf Ihn legen, und Er soll den Heiden das Gericht verkünden! Er wird nicht schreien und zanken, und man wird Sein Geschrei nicht hören auf den Gassen. Das zerstoßene Rohr wird Er nicht zerbrechen und den glimmenden Docht nicht auslöschen, bis daß Er ausführe das Gericht zum Siege und die Heiden hoffen werden auf Seinen Namen!` ()
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Wenn Er Krone und Zepter wollte, beim Himmel, Er hätte Macht zur Übergenüge dazu! Denn so Er Seine Jünger von allen Weltgegenden her im Augenblick durch die Luft, durch Seine unsichtbaren Diener kann zusammentragen lassen, das wir mit höchst eigenen Augen gesehen haben, so könnte Er auch ebensogut alle Herrscher auf dieser Erde zusammentragen lassen und ihnen ganz einfach erklärend sagen: ,Ich bin der Herr, und ihr alle habt für ewig zu herrschen aufgehört! Wollt ihr Meine Knechte sein, so möget ihr bei Mir verbleiben; wollt ihr aber das nicht, so weichet von Mir und verderbet!`
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Aber Er, der im vollsten Sinne allmächtig ist, hat uns alle sogar bedroht, so wir von all dem, was sich hier zutrug, eine Silbe erzählten in der Tiefe unten! Er sucht also der Welt Ruhm und Ansehen durchaus nicht, sondern allein nur die geistige Veredlung und Vollendung der Menschen. Er will also nur einen geistigen Staat unter den Menschen gründen und sie, die nicht mehr wissen, von wannen sie sind, wieder ins verlorene Paradies zurückführen! Und darum sollten wir Ihn, so es möglich wäre, aus dieser schlechten Welt schaffen wollen? Nie und nimmermehr! Verflucht sei, der in seiner Brust solchen Gedanken Raum schafft!
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Nie hat die Erde einen größern Menschenfreund getragen, nie einen, der uneigennütziger wäre, als Er es ist, - und ihr wollt eure Hände an Ihn legen? Fraget euch selbst, wessen Geistes Kinder ihr seid, und der Satan, in eurer Brust wohnhaft, wird es euch sagen und wird euch antworten: ,Ich bin euer Vater!`
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Wie soll denn euer Messias aussehen? Etwa so wie ihr? Oder soll Er als ein tausendfacher Simson auftreten und mit des Simsons Waffe sogleich mit einem Hiebe die Menschen zu Millionen erschlagen und dann nicht Sich, sondern euch auf den Herrscherstuhl setzen, Sich dann von euch strengst beherrschen lassen und euch abgeben einen Lastesel, ein Kamel, einen Wachhund, einen kämpfenden Löwen in der Wüste gegen eure Feinde, einen Adler, der mit seinen scharfen Augen von der Höhe herab verkünde, von wannen ein Feind sich euch nahe, auf daß ihr in vollster Ruhe den Raub von der ganzen Erde verzehren könntet und geilen mit den zartesten und schönsten Jungfrauen der ganzen Erde?! Das wäre ein rechter Messias für euch!
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Ihr wollt Herren sein, und der Messias soll euer Knecht sein! So möchtet ihr wohl einen Messias haben! Aber daß ihr zum Messias sagen müsset ,Herr!`, das schmeckt euch nicht, und darum möchtet ihr Ihn aus dem Wege räumen!
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Sehet und fraget eure Herzen, ob es nicht buchstäblich mit euch also aussieht, und eure Herzen werden euch mit einem lauten ,Ja` antworten!
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Sollte ich aber unrecht geredet haben, dann saget es mir, wie denn euer Messias aussehen und welche Eigenschaften er haben soll!
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Eine Schande ist es für uns, die wir uns Kinder des Allerhöchsten nennen, und die Heiden, Zöllner und Sünder kommen uns zuvor in allen Dingen! Die Griechen, Römer, Ägypter, Perser, Assyrer und beinahe alle uns als Heiden bekannte Völker haben aus Dankbarkeit gegen ihre Götzen die großen weisen Männer vergöttert, da sie meinten, solche Männer seien ihnen von ihren Göttern aus Gnaden gegeben worden, und sie erwiesen ihnen eine göttliche Verehrung, erbauten ihnen Tempel und heiligten den Ort, wo ein solcher Weiser gewohnt hatte. Man hat sehr wenig Beispiele, daß sich die gottlosen Heiden gegen solche ihre Weisen grausam erwiesen hätten.
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Wir Juden aber, die wir den Namen ,Volk Gottes` führen, haben eine große Zahl unserer von Gott an uns gesandten Propheten gesteinigt und über sie geflucht und wagen es noch immer, uns ,Kinder Gottes` zu nennen!
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Elias, einer der größten und mächtigsten Propheten, hat nahe bis ans Ende der Welt fliehen müssen, um sich vor der Wut der ,Kinder Gottes` und der Wut ihrer Nachbarn zu retten. Das sind schöne ,Kinder Gottes`!
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Wir sind es, die wir die Boten Gottes gesteinigt haben und möchten nun auch diesen guten Jesus aus der Welt schaffen, so es möglich wäre! Aber dafür wird etwa aus den Himmeln wohl gesorgt sein! Sollte jedoch so was möglich werden - denn Gott läßt den argen Menschen auch die böseste Tat begehen, auf daß sein Maß für die Hölle voll werde -, dann prophezeie ich euch den ewigen Fluch über alle die Juden, daß sie auf Erden nimmer eine Heimat haben sollen, und ihr Name, vor dem sich sogar die Heiden gebeugt haben, wird den Menschen zum Ekel werden!
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So wahr Gott lebt, so wahr auch wird das geschehen! Und solcher unser Frevel wird eine nimmer endende Vergeltung finden in der Hölle! Merket euch's wohl, daß ich als ein Pharisäer euch solches gesagt habe!"