Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 10

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr in Aphek

- Kapitel 107 -

Über die Nächstenliebe

Als die Priester eine solche Weisung von Mir erhielten, wurden sie ganz frohen Mutes, dankten Mir dafür, erhoben sich von ihrem Tische bis auf den einen, der eine Art Oberpriester war, und gingen in ihr Gemach, das, wie schon bekanntgegeben, sich dermalen auch im Hause des Wirts, das da groß und überaus fest gebaut war, befand, und hielten untereinander Rat, wie sie diese Sache anfangen würden, damit sie möglichst ruhig und gut vonstatten gehe.
2
Der eine bei uns verbliebene Priester aber besprach sich mit dem Hauptmanne wegen des Verkaufs der goldenen und silbernen Gottheiten, weil sie hier keine Gelegenheit hätten, derlei erst zu schmelzen und dann als Metall zu verkaufen; auch befände sich in der ganzen weiten Umgegend kein Goldschmied, der solche Metalle ankaufen und dann nach seinem Belieben verwenden könnte.
3
Und der Hauptmann sagte: ,,Ich werde euch alles tun, was dem Herrn und Meister über alles recht sein wird, - aber Er wolle Sich gnädigst zuvor darüber aussprechen, was da vollends recht wäre; denn unser Wollen soll von nun an nur Sein Wollen in uns sein!"
4
Hierauf sagte Ich: ,,Da tuet ihr selbst nach eurem Gutdünken; die Hauptsache ist, daß der Erlös den Armen zugute kommt auf eine zweckdienliche Art und Weise, was ihr wohl durch Meinen Geist in euch zu beurteilen imstande sein werdet.
5
Machet womöglich alles gut, was ihr - wie Ich das schon einmal bemerkt habe - irgend Übles angerichtet habt, und ihr werdet dadurch Meiner Gnade in eurer Seele gewärtig werden! Wo ihr aber irgend an einem Menschen ein begangenes Unrecht nicht wiedergutmachen könnt, da habt doch den guten Willen dazu, und wendet euch vollgläubig im Herzen an Mich, und Ich werde eure rechte Bitte nicht unerhört lassen!
6
Aber das sei auch euch allen gesagt, daß der nicht in Mein Reich eingehen wird, der nicht den auch noch so geringen Schaden, den er jemandem zugefügt hat, wiedergutgemacht hat! Denn was ihr nicht wollt, daß man euch tue, das tut auch eurem Nächsten nicht!
7
Wenn aber euch jemand einen Schaden zufügt und also an euch sich versündigt, den ermahnet mit aller Sanftmut, und vergebet es ihm! Bessert er sich, so wird das euch zugute kommen; bessert er sich aber nicht, so verdammt ihn darob nicht, sondern wendet euch da wieder an Mich in eurem Herzen, und Ich werde eure gerechte Bitte auch da wahrlich nicht unerhört lassen!
8
Tut alles, was ihr tut, in aller Liebe in Meinem Namen, und ihr werdet dadurch zu Kindern Gottes und zu Erben des Himmelreiches werden, und eure Seligkeit wird nimmerdar ein Ende haben, sondern ewig fortdauern!
9
So ihr alle das wohl verstanden habt, da tuet vor allem selbst danach, und lehret auch eure Nebenmenschen danach handeln; denn dadurch werdet ihr am meisten Mein Reich, das nicht von dieser Welt ist, unter den Menschen ausbreiten, wofür euch einst ein großer Lohn in Meinem Reiche zuteil werden wird, - denn was Ich euch verheiße, ist und bleibt ewige Wahrheit!"
10
Hierauf sagte der Hauptmann: ,,Herr und Meister! Ich sehe die ewig große Wahrheit aller Deiner Worte und Lehren sicher ein und fühle es auch lebendig in mir, daß es unter den Menschen also sein sollte, wie Du es uns gezeigt hast; aber es gibt unter den Menschen dennoch gar viele Bösewichte, wie Diebe, Räuber, Mörder, Ehebrecher, Knaben- und Mädchenschänder, sowohl unter den Juden wie unter den Heiden, und wir haben da gar strenge Gesetze, derlei Verbrecher unnachsichtlich mit aller Strenge zum abschreckenden Beispiel für die andere Menschheit zu bestrafen.
11
Nun, solch ein Verbrecher ist doch auch unser Nebenmensch und könnte sich vielleicht mit der Zeit auch noch bessern, so man ihm das Leben ließe und ihn belehrte über das, was da allein gut, wahr und recht ist und so man auch die geringeren Verbrecher, statt sie in lange andauernde Kerkerhaft zu werfen, in eine gute Schule gäbe und sie die Wahrheit lehrte.
12
Doch solange wir unsere unerbittlichen Gesetze haben, kann dieser mein Wunsch auch nur ein frommer Wunsch bleiben; denn so ich selbst irgendeines Verbrechens könnte schuldig gemacht werden, da wäre es mir ja doch auch lieber, so man nach meinem frommen Wunsche mit mir verfahren möchte, als daß man mich verdamme ohne alle Liebe und Schonung.
13
Aber bei den Richtern heißt es niemals: ,Was ihr nicht wollt, daß man es euch tue, das tut auch euren Nächsten - also unsern Nebenmenschen - nicht!`, sondern da heißt es: ,Ich verurteile dich nach dem Gesetz!`, und es ist dabei von einer Liebe und Erbarmung aber auch nicht eine allergeringste Spur.
14
Nun aber bin ich selbst ein oberster Richter in diesem Bereich, das Du, o Herr und Meister, wohl kennst, und habe gar manchen Verbrecher in die Kerker legen müssen! Soll ich nun auch diesen statt der Strenge des Gesetzes die Liebe erweisen?"
15
Sagte Ich: ,,Daran wirst du, wo es tunlich ist, sicher sehr wohl tun! Wer da die Gefangenen leiblich und geistig befreit von den Fesseln des Teufels, der soll auch befreit werden von den Banden des ewigen Todes!
16
Wer ein Richter ist und ein sanftes und gerechtes Gericht führt über verblendete Menschen, der wird dereinst auch von Mir also gerichtet werden. Mit welchem Maß ihr ausmesset, mit demselben Maß wird euch wieder zurückgemessen werden!
17
Wer da barmherzig ist, der wird auch bei Mir Barmherzigkeit finden; wer aber da ist ein strenger Richter, der wird auch an Mir einen sehr strengen Richter finden, - denn gerade jene Strenge, mit der er seine Nebenmenschen gerichtet hat, wird dereinst sein eigener Richter sein!
18
Ein jeder Mensch trägt also seinen dereinstigen Richter schon in sich. Das zu deiner Richtschnur, Mein Freund Pellagius!"
19
Mit dem war er denn auch vollkommen zufrieden, und wir begaben uns darauf wieder ins Freie, doch auf eine andere Seite der Stadt Aphek.

Fußnoten