Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 11

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre

- Kapitel 19 -

Der Herr hält Einkehr bei Rael

Als anderen Tags alle erwachten, fühlten sie sich sehr gestärkt; aber dennoch war ihnen auffallend, daß jeder eine eigentümliche seelische Leere und Unabhängigkeit empfand, die sich namentlich darin ausprägte, daß Meine Jünger über verschiedene Fragen untereinander disputierten, anstatt wie sonst deren Beantwortung Mir zu überlassen. Das war das erste Zeichen der nunmehrigen Selbständigkeit und freien Entschließung ihrer ferneren Wege, das sich an ihnen geltend machte und sich bei Petrus, trotz seiner großen Liebe zu Mir, späterhin bis zur Verleugnung steigerte.
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Wir verließen alsbald das Tal, welches uns Schutz für die verflossene Nacht gewährt hatte, und das der Schauplatz eines so bedeutenden Ereignisses geworden war, und wandten uns nun nordwestwärts bis zu einem kleinen Orte mehr nordöstlich von Jerusalem, namens Rimmon.
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Kaum waren wir in denselben eingetreten, als ein Mann auf Mich zutrat und mit bittender Stimme - sich erst als einen Abgesandten der Schwestern des Lazarus, Martha und Maria, zu erkennen gebend - Mich flehentlich ersuchte, eilends nach Bethanien zu kommen, da Lazarus heftig erkrankt sei und seine Schwestern um des Bruders Leben in Angst seien. Er erzählte weiter, daß er bereits seit zwei Tagen hier warte, und daß gleich ihm viele Boten ausgesandt seien, Mich zu suchen, da Ich stets um diese Zeit Lazarus zu besuchen pflegte, und daß er um seines Herrn willen sich freue, Mich gefunden zu haben.
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Ich antwortete dem Knechte: (Joh.11,4) ,,Die Krankheit ist nicht zum Tode, sondern zur Ehre Gottes, daß der Sohn dadurch geehrt werde."
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Der Knecht nahm diese Worte als ein sicheres Zeichen, daß Ich seinen Herrn heilen würde, und bat Mich dringend, sogleich zu kommen, damit sein Herr nicht lange leiden müsse, und er eilte sodann nach Bethanien zu den harrenden Schwestern, die freudige Kunde zu bringen.
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Ich aber wandte Mich zu den Jüngern und sagte ihnen: ,,Wir wollen suchen, eine Herberge für uns zu finden, damit wir rasten mögen; denn es eilet nicht so sehr, nach Bethanien zu ziehen."
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Da fragte Mich Petrus: ,,Herr, ist denn der Lazarus schon gesund geworden?"
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Antwortete Ich ihnen: ,,Nein aber er soll gesund werden, und da ist es nötig, daß er zuvor ablege, was an ihm unrein ist, gleichwie ihr ablegen müßt alles Unreine, ehe ihr eingehen könnt in das Reich Meines und eures Vaters."
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Die Jünger fragten nun nicht mehr weiter; denn sie waren es schon gewohnt und hatten einsehen gelernt, daß Meine Verordnungen stets die richtigen waren.
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Wir gingen nun durch das Städtchen, das eigentlich mehr ein größeres Dorf genannt werden konnte, hindurch bis zum anderen Ende desselben, welches nach der Straße gen Jerusalem zeigte, und gelangten zu einem Hause, welches, umgeben von einem Garten, recht abgelegen und anmutig dalag. Der wohlgepflegte Garten zeigte, daß sein Besitzer zu den wohlhabenderen Leuten zählte und sich anscheinend hier einen Ruhesitz, abgeschieden von der lärmenden Welt, ausgesucht hatte.
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Wir standen vor dem Hause und betrachteten dessen liebliche Lage, als ein Knecht aus demselben heraustrat und im Namen seines Herrn uns freundlich aufforderte, näher zu treten und, falls es uns beliebe, Herberge bei ihm zu nehmen.
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Ich wurde ihm als Führer der Gesellschaft bezeichnet und sagte zu ihm: ,,Sage deinem Herrn, daß Der, den er schon lange erwartet, gekommen sei, um Wohnung bei ihm zu nehmen!"
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Der Knecht entfernte sich, und wir traten zunächst in den Vorgarten des Hauses. Nicht lange währte es, so kam derselbe Knecht wieder zu uns heraus und bat uns, ihm zu folgen. Er führte uns in ein geräumiges, saalartiges Gemach, das nach damaliger Sitte reich ausgestattet war mit Teppichen und mancherlei Kunstwerken und sofort den Reichtum des Besitzers verriet.
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Alsbald erschien dieser selbst, gestützt auf einen Diener. Es war ein schon sehr alter Mann, von ehrwürdigstem Aussehen und geschwächt von der Last des Alters. Sein Anblick erfüllte unsere ganze Gesellschaft mit größter Ehrfurcht; denn aus seinem Antlitz leuchtete der Frieden, und sein ganzes Wesen zeigte die ehrwürdige Hoheit eines alten Patriarchen, ungefähr wie sich ein jeder das Bild eines der Erzväter ausmalte.
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Freundlich begrüßte er uns und entschuldigte sich, daß die Last seiner Jahre - denn er zähle deren schon hundertzwanzig - ihn verhindert habe, uns sogleich zu empfangen, und daß wir diese Unhöflichkeit ihm als nicht beabsichtigt nachsehen möchten.
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Als er (Rael) Mich nun näher anblickte, geriet er in eine große Verwunderung und sagte: ,,Rabbi, dich sah ich in dieser Nacht im Traum! Du riefest mir zu: ,Rael, Ich komme zu dir, da du nach Mir verlangst, und dein Haus soll durch Mich gesegnet werden!`
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Und siehe, jetzt geht mein Traum in Erfüllung! Wer bist du, lieber Meister, und wer sind diese Leute, die zu dir zu gehören scheinen?"
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Sagte Ich zu ihm: ,,Ich bin Der, den du erhoffst und seit Jahren erwartest; Der, den du bereits kennst, und der dir fremd geworden ist, weil Jahre dazwischen liegen, seitdem du Mich zuerst gesehen!"
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Erwiderte Rael: ,,Rabbi, mein Gedächtnis ist schwach geworden. Ich weiß, daß ich dich schon gesehen außer meinem Traum, und dennoch finde ich nicht in mir die Zeit, wann es geschehen. Doch darüber zu sprechen ist noch Zeit. Ich bitte, sehet dieses Haus als das eure an und ruhet! Meine Diener sollen euch als meine sehr lieben Gäste bedienen, als wäret ihr meine wahren Brüder."
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Rael beorderte nun sogleich seine Leute, um Wasser zum Fußwaschen zu bringen und ein Mahl anzurichten. In einem geräumigen Speisesaal wurde alles hergerichtet, und in kürzester Zeit saßen wir bei Brot und Wein, erfrischt am Körper, in behaglichster Stimmung in dem reich ausgestatteten Saale unseres ehrwürdigen Wirtes.

Fußnoten