Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 11

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre

- Kapitel 50 -

Die Wiedergeburt der Seele

Anderntags trat Simon Petrus zu Mir und sagte: ,,Herr und Meister, wir sehen nun alle wohl ganz klar ein, daß wir gefehlt haben, indem ganz sicherlich Gott Selbst nie der Hilfe oder Fürsorge der Menschen bedürfen wird; aber dennoch ist es uns bisher immer noch etwas unklar geblieben, weswegen da Dein Leib in einer Art zeitweiser Unabhängigkeit von dem innern Geiste bleibt, so daß auch nach Deinen Reden es klingt, als wärest Du nun der ewige Gottgeist in Person Selbst, dann aber wieder, als sei Dein Körpermensch gänzlich unabhängig und nur zeitweise durchdrungen von Ihm! Wir kommen da stets in einen gewissen Zwiespalt in unseren Anschauungen, die Du uns gewiß verzeihen wirst, weil wir ja fest an Dir hangen und an Dich glauben, aber dennoch Dich in Deiner innersten Natur noch nicht so ganz begreifen. Wie ist es denn damit!"
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Sagte Ich ihm: ,,Mein lieber Petrus, du sowohl als die Brüder verstehet eben so manches noch nicht, weil ihr diejenige Geistesstufe in euch noch nicht so erklommen habt, um diesen in sich doch sehr einfachen Vorgang begreifen zu können, den Ich euch auch schon oft genug erklärt habe. Jetzt aber seid ihr hier, um an euch selbst das zu erproben, was euch an Mir noch unklar ist.
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Was nützt es, euch stets auf die Unterschiede des Menschen- und Gottessohnes hinzuweisen, wenn ihr in euch selbst nicht den Unterschied des Geist- und Körpermenschen zu erkennen und zu fühlen vermöget?
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Erst die vollendete Wiedergeburt schon im Körper wird euch diese Frage zur vollsten Zufriedenheit lösen, und ihr habt auch zur Erlangung derselben schon alle recht geeignete Schritte getan, so daß euch das Ziel nicht fern steht. Dennoch ist dasselbe noch nicht ganz erreicht.
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So beantwortet Mir aber nun einige Fragen, damit euch das Verständnis für diesen Hauptpunkt nähergerückt werde!
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Zunächst: Wie empfindet ihr euer Denken und Fühlen? Ist dasselbe ein äußeres oder inneres, das heißt, könnt ihr eine euch gestellte Frage nur deshalb beantworten, weil ihr durch das Gedächtnis von eurem Lehrer die Antwort gelernt habt, oder beantwortet euer eigenes inneres Ich dieselbe durch Schlußfolgerung?
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Ihr werdet sagen: ,Beides kann geschehen!` Wäre der Mensch nun aber bloß Maschine, wenn auch mit einer selbstbewußten Seele begabt, so würde diese nur äußerlich denken können, das heißt, durch Gedächtniseindrücke sich ein Wissen schaffen können, das nur durch Belehrung erlernt ist, ungefähr wie man ein Tier abrichtet. Die Schlußfolgerung jedoch ist ein Fragen der Seele an ein im Menschen lebendes, inneres Prinzip, welches Antwort gibt auf gestellte Fragen und als Geist in der Seele noch lebt und als solcher, wie Ich euch schon oft gesagt habe, vollendet ist. Daher kann auch im Innern des Menschen ein regelrechtes Frage- und Antwortspiel beginnen.
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Man wird sagen: ,Ja, ist der Geist vollendet, warum kommen denn da oft so ungemein törichte Schlußfolgerungen zum Vorschein? Antwortet denn da der Geist nicht immer richtig?`
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Das tut er schon; aber weil er zunächst im Menschen das Lebensprinzip der Seele darstellt, so kann diese als selbstbewußt auch nach ihrem Wesen wie ein Spiegelbild ähnlich handeln. Geradeso wie ein rechtes Spiegelbild nicht ohne ein vorhandenes Objekt entstehen könnte, das demselben völlig gleich ist, so kann auch die Seele ihre Urteile nur dann als freitätig bekunden, wenn diese vom Geiste als Reflexe ausgehen. Wie aber ein Spiegelbild alles verkehrt darstellt, gerade entgegengesetzt dem Objekte, und dennoch wieder wahr ist, so geschieht es auch hier, solange beide nicht ineinander aufzugehen suchen.
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Nur ein Mensch, der den Geist so weit in sich erweckt hat, daß die Seele keine irdischen verkehrten Reflexe zurückwirft, hat die Wiedergeburt erlangt und steht in der völligen Wahrheit. Diese Schranken zu zerbrechen ist natürlich nicht leicht, weil durch den materiell-irdischen Körper die irdisch veranlagte Seele einen größeren Hang zu diesem hat als wie zu dem sich nur schwach fühlbar machenden Geiste, dessen Wirken sie ohne erlernte Unterscheidung gern für ihr eigenes Wirken annimmt.
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Diese Schranken zu durchbrechen ist Meine und eure Aufgabe, sowie aller Meiner Nachfolger, - und den Weg hierzu findet ihr durch euren inneren Geist, den ihr zur Sprache zu bringen habt. Dieser allein nur ist der einzig rechte Lehrer, weil er mit dem allgemeinen Gottgeiste zusammenhängt und von diesem ein Abbild im kleinen ist, demnach alle Wahrheit nur aus ihm schöpft.
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Hat sich die Seele nun völlig seinem Wesen untergeordnet und ist sie dadurch irdisch wunschlos geworden, so daß sie nur noch einzig und allein nach Geistigem strebt und in dem Geistigen demnach als selbstbewußte Seele aufgegangen ist, so hat der vollendetere Mensch eine Stufe erreicht, welche von den indischen Weisen als ,Nirwana` bezeichnet wurde, also einen Zustand, in dem jeder Wille, welcher fleischlich-irdische Neigungen bedingt, vernichtet ist, und welcher jedes Leben im Fleische als materielle Existenz ausschließt. Dieser Zustand ist im materiellen Leben möglich, ja soll erreicht werden, damit der völlige Friede einziehe ins Menschenherz.
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Dieser Wiedergeburt der Seele seid ihr alle nahe. Drüben in Meinem Reiche jedoch gibt es, wenn Ich aufgefahren sein werde, noch eine andere Wiedergeburt: das ist die des Geistes, die sodann in unauflöslicher Gemeinschaft mit Mir besteht. Sodann herrschen die höchste Glückseligkeit der Kinder im Vaterhause und Freuden, die keines Menschen Herz je ahnen kann, weil sie die reingeistigsten sind, von denen euch vorher auch nicht der kleinste Abglanz begreiflich gemacht werden kann.
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Trachtet zuvor danach, daß eure Seele die Wiedergeburt erlange, damit eure Seele nur noch durch des Geistes Auge zu schauen lerne und dadurch sich selbst und ihren Ursprung immer mehr erkenne!
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Da Ich aber Selbst alle diese Stufen in Mir als Mensch wie ihr erklimmen muß - da Ich der Pfadbrecher der Menschheit bin, die sich immer wieder trotz vieler Abgesandter in Irrtümer verstrickt hat -, so werdet ihr auch wohl endlich begreifen, daß Ich, um euch dieses Aufsteigen zur Vollendung anschaulich und begreiflich zu machen, nicht anders sprechen kann, als es geschieht!"

Fußnoten