Das Grosse Evangelium Johannes: Band 2
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre.
(Im Sommer des Jahres 30)
Erste Reise des Herrn:
Kis - Landungsstelle Sibarah - Nazareth
- Kapitel 4 -
Besuch und Beschreibung einer Tropfsteinhöhle
nun läßt Kisjonah alles hervorholen. Baram, der sich von uns noch immer nicht trennen konnte, läßt auch seine noch erübrigten Weinund Brotvorräte holen von seinen Leuten. Jairuth und Jonael, die sich von Mir auch nicht trennen können, bitten Mich auch, ob sie diese Expedition mitmachen dürfen.
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Und Ich sage: ,,Allerdings; denn ihr seid sogar notwendig dabei, und Archiel wird uns gute Dienste leisten eigener Art! - Ich sage euch aber noch etwas, und das ist: Es verläßt soeben eine von euren Erzfeinden Sichar und begibt sich hierher, um euch zur baldigsten Rückkehr zu bewegen; denn das Volk hat sich wider sie erhoben und hat vorgestern schon den neu eingesetzten Priester vertrieben. Dieser wird auch bei der Deputation sein. Sie werden noch heute abend hier eintreffen, allwann wir sie ein wenig bearbeiten werden. Jetzt aber machen wir uns auf den Weg!" - Es wollten aber auch die Weiber und Mägde bei dieser Expedition zugegen sein und fragten Mich darum.
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Ich aber sagte zu ihnen: ,,Meine lieben Töchter! Das ist kein Gang für euch; darum bleibet ihr nur fein zu Hause und sorget, daß wir am Abend ein Mahl im gerechten Maße antreffen!" - Die Weiber gaben sich zufrieden, auch die Maria, und sorgten fürs Haus. Die Lydia aber wäre zwar sehr gerne mit uns gewandelt; aber da sie sah, daß es Mein Wille nicht war, so blieb auch sie daheim und tat, was die andern taten.
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Wir aber begaben uns auf den Weg, erreichten in ein paar Stunden die Grotte oder Höhle und betraten sie mit angezündeten Fackeln sogleich. Da staunte Kisjonah über die große Räumlichkeit und über die äußerst interessante Tropfsteinformation, die in dieser Höhle wohl die sehenswürdigste von ganz Vorderasien ist, das eine große Menge solcher Höhlen zählt. Gigantische Gestalten aller Art traten da den schüchternen Beschauern entgegen.
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Faustus selbst, dem es sonst am römischen Heldenmute nicht gebrach, ward hier ganz kleinlaut und sagte: ,,Man könnte hier unwillkürlich zu der Meinung geführt werden, daß unterirdisch dennoch eine Art Götter hausen müssen, die durch ihre ungeheure Kraft solche Riesenwerke zustande bringen. Es sind da Abbilder von Menschen, Tieren und Bäumen; aber in welcher Größe! Was wären da die Riesentempel und Statuen Roms dagegen?! - Da, - dieser ganz gut geformte Araber! Wahrlich, so man ihn bis auf sein Haupt besteigen möchte und könnte, eine volle Stunde hätte man auf Stufen aufwärts zu steigen. Er hat dazu noch eine sitzende Stellung, und es schwindelt mir hinaufzuschauen zu seinem Haupte! Ah, das ist wirklich im vollsten Ernste über alle Maßen sehens- und denkwürdig! Der Zufall kann das doch unmöglich bewirkt haben!? - Da ist wieder eine Gruppe von Kriegern mit Schwert und Lanze! Dort aus dem tieferen Hintergrunde grinst uns ein allerriesigster Elefant an; die Zeichnung läßt nichts zu wünschen übrig! - Herr, Herr! Wie, wie ist doch dies alles so wunderbar entstanden?!"
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Sage Ich: ,,Freund, betrachte nun alles, was sich deinen Blicken vorstellen wird, und frage nicht viel; die ganz natürliche Erklärung wird nachfolgen. Es wird hier noch so manches vorkommen, das dich noch in ein bei weitem größeres Staunen versetzen wird; aber auch da frage nicht! Wenn wir aus der Grotte wieder im Freien sein werden, werde Ich euch allen alle diese Dinge klarmachen."
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Wir gehen nun weiter und gelangen in eine übergroße und hohe Halle, die aber nicht finster, sondern ganz erträglich beleuchtet ist; denn in dieser Halle gibt es mehrere Erdölquellen, die schon vor gar vielen Jahren von Menschen, denen diese Grotte zur Wohnung diente, angezündet worden waren und seit der Zeit in einem fort lichterloh mit unterschiedlich mächtigen Flammen brannten und diese große Halle teilweise erleuchteten, während in diese Halle auch von einem Punkte der hohen Kuppe durch eine ziemlich weite Ausmündung ins Freie ein ziemlich starkes Tageslicht fiel, - und es war somit diese Grotte, wie gesagt, ganz erträglich beleuchtet.
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Der Boden dieser Grotte oder Grottenhalle aber ließ allerlei Gestalten sehen. Da lagen Schlangen, riesige Kröten und allerlei andere zum Teil gut und zum Teil schlecht und nur halb gebildete Tierbildungen aller Art, sowie auch eine große Masse von kleinen und riesig großen Kristallbildungen in allen Farben, was einen ungemein überraschend schönen Anblick gewährte.
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Da sagte Faustus: ,,Herr, da gäbe es des kaiserlichen Schmuckes in einer Fülle, wie von einer ähnlichen wahrlich nie einem Kaiser etwas geträumt hat! Das aber wird etwa doch wohl eine Art Tartarus sein, wie ihn der Griechen Mythe beschreibt!? Es geht nur noch der Styx, der alte Charon, die drei bekannten unerbittlichen Seelenrichter Minos, Äakus und Rhadamanthys, endlich der dreiköpfige Hund Zerberus, darauf einige Furien und am Ende gar noch Pluto mit der schönen Proserpina ab, und der Qualentartarus wäre fertig! Diese vielen Brände aus dem Boden und aus den Wänden, die tausenderlei scheußlichsten Tiergestalten am Boden - wennschon tot und versteinert - und noch eine Menge tartarusartiges Zeug mehr bekunden nur zu laut, daß wir nun entweder schon im Tartarus selbst oder doch wenigstens auf dem besten Wege dazu sind; oder, was mich nun am wahrscheinlichsten dünkt: diese oder irgendeine andere dieser ähnlichen Grotte ist der sichere Grund zur griechischen Tartarusmythe!"
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Sage Ich: ,,Das letzte hat viel Wahres an sich, wennschon nicht durchgängig alles; denn die stets am meisten pfiffige Priesterschaft aller Völker hat es zu allen Zeiten und allenthalben stets am besten verstanden, derlei Naturbestände zu ihrem eigenen Vorteile auszubeuten und bestens zu benutzen. Dergleichen benutzte sie auch in Griechenland und in Rom und gab dazu dann noch ihrer argen Phantasie den freiesten Spielraum, wodurch dann natürlich Völker und Völker breit- und blindgeschlagen worden sind bis auf diese Zeit und noch fortan bis ans Ende der Welt breit- und blindgeschlagen werden - bald mehr, bald weniger.
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Solange die Erde in ihrem notwendigen, sehr verschiedenartigen Gefüge irgend beschauliche Gestaltungen aufzuweisen haben wird, so lange werden auch ihre Menschen, die aus verschiedenen Ursachen blind und lichtscheu sind im Geiste, in ihrer Verstandesphantasie allerlei Zerrbilder formen und ihnen außerordentliche, göttliche Kräfte und Wirkungen beilegen, weil sie als Blinde den wahren Grund nicht ersehen mögen.
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Da siehe aber nun auch deinen Styx, den Schiffer Charon und über dem bei zwölf breiten und allenfalls eine tiefen Flusse drüben, der eigentlich nur eine Art Teich ist und an der seichten Stelle sehr leicht durchwatet werden kann, erblickst du im matten Scheine auch deine drei Richter, einige Furien, den Zerberus und den Pluto mit der Proserpina, - Figuren, die sich nur in einer gewissen Entfernung also ausnehmen, in der Nähe und in stärkerem Lichte aber allem andern eher gleichsehen als dem, was die menschliche Phantasie aus ihnen gemacht hat. - Aber nun gehen wir, ohne dem Charon das Naulum () zu bieten, zu Fuß über den Styx, und wir werden jenseits ein wenig den Tartarus in Augenschein nehmen."
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Wir waten an einer sehr seichten Stelle über den sogenannten Styx und dringen durch eine ziemlich enge Spalte in den Tartarus, der durch unsere Fackeln beleuchtet nur zu bald einen, noch von allen Pharisäern nicht verratenen, großen Schatz vorzuweisen beginnt, und es kommt also durch Mich alles, was noch so verborgen war, ans Tageslicht.