Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 2

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre.
(Im Sommer des Jahres 30)
Erste Reise des Herrn:
Kis - Landungsstelle Sibarah - Nazareth

- Kapitel 52 -

Die Verteidigungsrede des Ältesten

Sagen die Ältesten: ,,Wir sehen nun wohl ein, daß du in einer gewissen Hinsicht recht hast, - aber durchgehends dennoch nicht; dazu bist du wenigstens um zwanzig Jahre an Erfahrung zu jung. Es sieht nun im Tempel wohl so aus, wie du gesagt hast; aber es war nicht allezeit also. Denn siehe, so du recht gründlich und folgerecht zu denken vermagst, so mußt du ja notwendig den Satz als unumstößlich wahr aufstellen: ,Wenn nie ein Wahres und Wirkliches dagewesen wäre, so würde es auch nie einem Menschen einfallen können, ein Falsches und Unwahres nachzubilden.` Warum bekommt man nur zu oft in unserer in allerlei Künsten übergeweckten Zeit falsche Diamanten, falsche Perlen, so auch falsches Gold und Silber?
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Wir wissen, daß die Perser die besten und feinsten Schals und andere Kleiderstoffe bereiten und ihnen auch die haltbarste Farbe geben nach ihrer geheimen Kunst, darum ihre Erzeugnisse auch in einem hohen Werte stehen. So du aber heute nach Jerusalem, nach Sichar oder gar nach Damaskus auf den Markt ziehst, so mußt du ein feiner Warenkenner sein, um nicht schier in unseren Landen nachgemachte, also falsche und schlechte Stoffe für echt persische um den hohen Wert zu kaufen, um den man gewöhnlich persische Stoffe kauft! - Was geht aber daraus hervor?
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Siehe, so es nie einen echten Diamanten, nie eine echte Perle, nie ein echtes Gold und Silber und nie echte kunstvolle persische Stoffe gegeben hätte, so würde es auch nie einem Menschen einfallen, derlei falsch nachzumachen! Und hätte das Echte nicht einen so hohen Wert, dann würde auch die falsche Nachahmung sicher unterbleiben; denn es wird sicher keinem Menschen einfallen, einen falschen Kalkstein nachzumachen, weil des echten Kalksteins eine unsägliche Menge vorhanden ist. Nun kannst du dir wohl sehr leicht denken, daß man eben sogestaltig nie eine falsche Lade mit der Feuersäule nachgemacht hätte, wenn früher nicht in der Tat eine echte und wundervoll wahre bestanden hätte."
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Sagt der Redner, der Chiwar hieß: ,,Ganz gut! Das ist klar; aber es fragt sich, was denn da vor sich gegangen ist, daß die alte Bundeslade gewisserart gestorben ist! Sie existiert richtig noch und befindet sich noch dann und wann an der Stelle der falschen in der allerheiligsten Halle, - was aber in dieser Zeit fast gar nicht mehr geschieht wegen der häufigen Besuche, die jetzt der allerheiligsten Halle zuteil werden, da man es doch ganz genau weiß, daß noch vor kaum dreißig Jahren außer dem Hohenpriester, der das Recht hatte, auf dem Stuhle Aarons zu sitzen, kein Mensch ins Allerheiligste treten durfte und der Hohepriester selbst nur zweimal im Jahre nach der gewöhnlichen Vorschrift; nur bei außerordentlichen Fällen durfte er auch drei- oder viermal ins Allerheiligste treten.
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Wie ging also das zu, daß das Allerheiligste nun bloß nur dem Namen nach ein Allerheiligstes geblieben ist, im Grunde des Grundes aber nun ein ebensowenig Allerheiligstes ist wie diese unsere Synagoge hier?"
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Sagt ein erfahrener Ältester: ,,Was dazu die Veranlassung und die Ursache gewesen sein mochte, weiß weder ich noch irgendein Eingeweihter in ganz Israel; nur das ist faktisch gewiß, daß die Feuersäule nach der argen Ermordung des Priesters Zacharias zwischen dem Opferaltar und dem Allerheiligsten auf einmal erlosch und hinfort mit allem Bitten und Beten nicht mehr zum Vorschein kam.
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Daß man aber solchen Vorgang dem Volke nicht offenbaren konnte, wirst du hoffentlich doch einsehen! Denn das hätte eben bei dem Volke eine zu große Bewegung verursacht; dazu die Römer im Lande! Welch ein Blutbad und welch eine Verwüstung hätte das nach sich ziehen müssen!
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So aber weiß außer uns Eingeweihten kein Mensch in ganz Israel etwas davon, und diese Galiläer, die hier schlafen und unser leises Geflüster schwer vernehmen dürften, wenn sie auch nicht schliefen, würden auch nichts machen, so sie es auch wüßten, weil sie samt und sämtlich wenig glauben und mehr Griechen als Juden sind und fürs praktische Leben schon lange von dem Grundsatze ausgehen: eine Religion müsse es geben zur Darniederhaltung des gemeinen Volkes, dessen sich der kleine gebildete Teil desto leichter zu seinem Vorteile bedienen kann, und es sei da ganz gleichgültig, was für ein Mysterium einer Religion zugrunde liege.
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Was kümmert es da einen echten besseren Galiläer, ob die Lade echt oder unecht ist, wenn sie nur fürs gemeine Volk, das abergläubisch und überleicht zu blenden ist, die nötige Wirkung macht!? Man kann darum hier in Nazareth, in Kapernaum und Chorazin unter guten Bekannten und Freunden schon ziemlich offen sein, ohne dadurch einen Schaden anzurichten; was aber die Griechen und Römer betrifft, nun, da wissen wir, mit wem wir es zu tun haben!
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Darum zumeist hat man ja auch den Prediger Johannes, der mehrere Jahre lang zu Bethabara sein Unwesen trieb, ins Gefängnis gebracht, weil man befürchtete, daß er als ein Sohn des Zacharias, der den Priestern zu Jerusalem durchaus kein gutes Zeugnis gab, leicht von der falschen Lade etwas wissen und solches dem Volke offenbaren könnte!
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Es wird darum auch der Zimmermann so verfolgt, weil man Ihn bei seiner offenbarst prophetischen Eigenschaft fürchten muß, da er davon dem Volke etwas kundgeben könnte! Darum bleibe das unter uns noch gleichfort ein Geheimnis, und wir dürfen uns gar so leichten Kaufs noch lange nicht wegwerfen!"
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Sagt Chiwar: ,,Das ist freilich wohl eine ganz verzweifelte Geschichte; wenn nur die dort unten beim Haupteingange von unserem Diskurse nichts vernommen haben!"
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Sagt der Älteste: ,,Nun, wir haben eigentlich nur mehr gemurmelt als gesprochen, und die dort unten werden wenig oder nichts davon vernommen haben! Und hätten sie auch etwas vernommen, so sind sie zumeist Griechen und Römer und verstehen nicht, was wir da unter uns verhandelt haben."
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Sagt Chiwar: ,,Aber ich habe des Zimmermanns Sohn Jesus, den Oberstatthalter Cyrenius, den Obersten Jairus, den Obersten Kornelius, den Faustus und andere bekannte Leute unter ihnen bemerkt!"
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Sagt der Älteste: ,,Das sind Menschen, gegen die wir uns ohnehin nicht schützen können; ob die es gehört haben oder nicht, das ist einerlei! Wollen sie das dem Volke kundtun, so bedürfen sie unserer Besprechung lange nicht, da sie sicher auch ohne uns schon lange nur zu klar wissen werden, wie es mit der Lade im Tempel steht; und wollen sie es nicht, so wird diese unsere Besprechung sicher kein Motiv dazu sein - und so können wir schon ganz ohne Sorge sein! Nun aber seien wir darauf bedacht, daß wir als Eingeweihte die fragliche Sache nicht irgendwo ruchbar machen; und wird solches dereinst geschehen müssen, so wird dazu wohl die höchste Vorsicht notwendig sein!"

Fußnoten