Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 3

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Jesus in der Gegend von Cäsarea Philippi

- Kapitel 135 -

Cyrenius und die Abordnung der Erzpharisäer aus dem abgebrannten Cäsarea

Nach dem eingenommenen Morgenmahle fragen Mich Cyrenius und Julius, was nun zu tun sein werde.
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Sage Ich (zu Cyrenius): ,,Warten wir ein wenig hier, und es wird sich gleich etwas zu tun vorbereiten! Sehet hin ans Ufer! Dort schleichen gleich faulen Nebelgebilden mehrere alte Erzpharisäer mit ihren Erzjüngern. Diese wissen bereits, daß du dich hier aus ihnen freilich unbekannten Gründen aufhältst. Sie vermuten, du inspizierest die Orte am Galiläischen Meere, haltest aber hier dennoch eine Art Lager. Die Prachtzelte des Ouran bestätigen sie in ihrer dunstigsten Meinung. Sie passen nun darauf, ob du etwa auf einem Schiffe übers Meer her oder vielleicht aus dem Zelte kommen werdest. Da wollen sie dir dann eine Entschädigungsbitte ans Herz legen, da sie der Meinung sind, daß die Heiden ihre Wohnung angezündet haben.
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Aber sie werden es nun bald und leicht in die Erfahrung bringen, daß du dich hier befindest, und wir werden sie am Halse haben. Da kannst du dir schon vorstellen, welche Arbeit sie uns geben werden! Nur das sage Ich dir und euch allen, daß Ich nicht verraten werde vor der Zeit! Sie müssen erst ganz ordentlich ins Bockshorn getrieben worden sein, dann erst soll ihnen der Schrecken des Schreckens durch Meine Bekanntwerdung kundgemacht werden. Du wirst dich aber überzeugen, was wir mit dieser ehebrecherischen Art werden zu tun und zu verhandeln bekommen!
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Mathael und Raphael werden uns gute Dienste tun; aber bis über des Tages Mitte werden wir ihrer kaum loswerden. Seien wir nun darum nur eine kurze Zeit ruhig, und sammle du dich; denn du weißt nun, was über dich kommen wird!"
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Darauf wird alles stille, nur die Soldaten und die Dienerschaft tummeln sich etwas laut am Berge herum.
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Nach einer Weile fragt Mich Mathael, ob er mit den Erzfinsterlingen so ganz ohne irgendeinen Vorhalt reden dürfe.
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Sage Ich: ,,Allerdings; aber du wirst dich auch ganz besonders zusammenzunehmen haben! Glaube ja nicht, daß sich mit diesen gepanzerten Helden der Nacht gar zu leicht wird verhandeln lassen; denn diese sind für gar viele Fälle bis an die Zähne bewaffnet!" Darüber fing Mathael auch an, sich sehr zu sammeln.
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Es fragen Mich aber auch Meine Jünger, wie sie sich bei dieser Sache zu verhalten haben werden.
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Sage Ich: ,,Ihr habt dabei weder etwas zu reden, noch etwas zu tun; beobachtet die ganze Sache als stumme Zeugen, und fragt euch jemand von den Pharisäern um etwas, so weiset ihn an den Cyrenius und bekennet, daß euch diese Sache gar nichts angeht, und sie werden euch in Ruhe lassen. Ich Selbst werde anfangs dasselbe tun." Mit diesem Bescheide waren die Jünger auch zufrieden, und wir harrten darauf in Ruhe der lästigen Ankömmlinge.
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Nach einer Weile von einer kleinen halben Stunde bekamen die am Meeresufer des Cyrenius Harrenden durch einen an uns vorübergehenden Juden aus der Stadt, der den Cyrenius kannte, die Kunde, daß er sich im Garten des alten Soldaten befinde. Auf diese Nachricht kehrten alle die Erzpharisäer und die andern Erzjuden um und begaben sich ganz schnell zu uns herüber.
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Als Mathael sie auf sich zugehen sah, sagte er: ,,Nun, mein hoher Freund Cyrenius, mache dich gefaßt; jetzt geht der Sturm los! Bin doch sehr begierig zu erfahren, was diese Kerle alles zum Vorscheine bringen werden!"
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Sagt Cyrenius: ,,Ich nicht minder, obschon ich offen gestehe, daß ich mit diesen Menschen am unliebsten verhandle; denn wie man ihnen nur halbwegs den kleinen Finger zeigt, so wollen sie schon gleich die ganze Hand, und das geht denn doch nicht, da es noch andere Menschen gibt, die wirklich arm sind und darum sehr vonnöten haben, daß man ihrer gedenkt."
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Mit dem waren die Petenten, natürlich mit ihrem Synagogenobersten an der Spitze, auch schon herangekommen. Dieser erkannte sogleich den Oberstatthalter und sprach ihn folgendermaßen an: ,,Hochgestellter, erleuchteter und allbevollmächtigter Herr Oberstatthalter von Cölesyrien, ja vom ganzen Judenlande, vom übrigen Klein- und Großasien und von einem Teile Afrikas! Es wird dir nicht unbekannt sein, welch nie erhörtes Unglück uns, allzeit Gott und dem Kaiser ergebene, Bewohner der Stadt Cäsarea Philippi in dieser Nacht heimgesucht hat. Wäre uns darob nur irgendeine kleinste Schuld beizumessen, da könnten wir unsere Fahrlässigkeit nun verwünschen und tief beweinen und ertrügen weiter mit Geduld, was Gott der Allmächtige über uns hat kommen lassen; so aber haben wir zu diesem Unglücke unseres Wissens nicht irgendeine geringste Veranlassung gegeben, sondern die Bosheit einiger mutwilliger Heiden hat das an uns getan! Darum sind wir denn auch so ganz eigentlich da, um von dir uns eine entsprechende Entschädigung zu erbitten!
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Du wirst uns solche sicher um so eher nach Recht und Gebühr zufließen lassen, als wir fürs erste völlige Untertanen Roms sind gleich den mutwilligen Heiden, fürs zweite aber wir Priester und Diener des allein wahren Gottes das Volk in unserer Gewogenheit für Rom mehr kaiserlich zu stimmen imstande sind als viele tausend Schwerter und Lanzen. Sind wir aber einmal antirömisch (gegen Rom), so wirken unsere Zungen in wenigen Stunden mehr denn hunderttausend Krieger in einem Jahre. Hier wäscht eine Hand die andere!
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Gewähre uns unsere Bitte, entreiße uns dem momentanen Bettelstabe und laß uns auf Unkosten des Staates unsere zerstörten Gebäude, unsere Lehr- und Bethäuser wieder aufbauen, und du wirst im Namen des Kaisers an uns keine undankbaren Unterstützten finden, ja, wenn es nicht anders geht, so verpflichten wir uns auch dazu, dem Staate solch einen Vorschuß nach zwanzig vollen Jahren mit Zinsen zurückzuerstatten. Überlege, du hoher Oberstatthalter, wohl unsere Bitte und gewähre sie uns! Es wird das weder dein noch des Kaisers Nachteil sein; denn wir wissen, wer und was wir sind, und was wir vermögen! Sind wir des Kaisers Freunde, so wird er sein weites Reich leicht regieren; sind wir aber in unseren verschlossenen Gemütern des Kaisers Feinde, so dürften ihm Krone und Zepter bald zu einer äußerst lästigen Bürde werden! Daher bedenke unsere dermalige Not, bedenke unsere Bitte als ein Kluger und handle nach deinem Gutdünken!"
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Sagt Cyrenius, seine innere bittere Aufregung kaum verbergend: ,,Bevor ich ein Ja oder ein Nein ausspreche, werde ich eher alles genaust untersuchen lassen, wie und auf welche Veranlassung die Stadt und eure Häuser in den Brand gesetzt worden sind. Ob ihr so ganz unschuldig dabei seid, wüßte ich kaum; denn ich habe eben in dieser Nacht von jemandem vernommen, wie ihr eigentlich infolge der gestrigen totalen Sonnenfinsternis und später noch mehr infolge des plötzlichen Verschwindens der abendlichen Nachsonne das Volk wegen dem bevorstehenden und nun erfolgen sollenden Gerichte Gottes, das von einem eurer Propheten vorhergesagt ward, habt zu harangieren angefangen. Dabei haben ihrerseits auch die Priester der Griechen nicht gefehlt, das sonderbare Naturspiel zu ihren Gunsten auszubeuten. Ihr beiden priesterlichen Parteien habt die bewußte Naturerscheinung mißbraucht, um das Volk wegen Vorschutz von wirksamen und eures Gottes Willen erreichenden Gebeten zu den unerhörtesten Opfern zu zwingen. Das von euch schon von Kindheit an taub- und blindgemachte Volk tat nach Kräften alles, was es nur tun konnte, um dem von euch verkündeten Jüngsten Gerichte zu entgehen.
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Glücklicherweise fand sich ein vernünftiger und erfahrener Mann vor, der einige ihm bekannte Bessere aus dem Volke zu sich rief und ihnen dann mit aller Ruhe und Gelassenheit die stattgehabte Erscheinung aus sehr natürlichen Gründen und als von ihm schon öfter gesehen erklärte. Er machte sie aber auch weisermaßen zur Bekräftigung seiner Erklärung darauf aufmerksam, daß die Priester, so an ihrer Aussage etwas gelegen wäre, es sicher bleiben ließen, sich für noch einige Augenblicke Seins auf dieser Welt voll Lug und Trug vom Volke so massenhafte Opfer zu erpressen! Die unersättlich habgierigen und herzlosen Priester wüßten so gut wie er, daß an der ganzen Sache nichts gelegen sein könne als höchstens eine natürliche, nächsttägige Witterungsveränderung. Sie kenneten aber des Volkes Aberglauben und sündigten nun bei dieser Gelegenheit auf das gewissenloseste darauf los!
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Sehet, solches ist mir in der Nacht noch von einem allergetreuesten Zeugen kundgegeben worden! Nun, was war die Folge von diesem weisen und sehr zeitgemäßen Unterrichte? Die etlichen mit wenigen Worten Wohlunterrichteten eilten darauf zum verzweifelten Volke hinaus und schrieen heiter aus vollem Halse: ,Trost, Trost, Trost über Trost! Höret uns zu eurem Besten ruhig an!` Hierauf unterwiesen sie das Volk auf eine leicht begreifliche Weise. Das Volk, solches einsehend, ward von Zorn und Wut gegen euch ergriffen und bereitete dann euch so ein bißchen etwas von einem jüngsten Tage Daniels. Da ich aus dieser treuen Kundgabe nun wohl nur zu gut einsehe, daß eigentlich nicht der Mutwille der Heiden, sondern gerade nur ihr selbst daran schuldet, daß in dieser Nacht die sonst recht schöne und bedeutende Stadt zu Asche wird auf Grund des gerechten Ärgers des Volkes über euren betrügerischen Sinn, so werdet ihr es hoffentlich wohl einsehen, daß ich eurer sehr frech gehaltenen Bitte nicht nur kein Gehör geben kann, sondern daß ich im Gegenteile als Vizeregent hier zum Besten meines Kaisers und zum Besten des Volkes euch zur strengsten Verantwortung und zum vollständigen Ersatze des Volksschadens, den ich genaust werde erheben lassen, ziehen und verurteilen werde, - vorausgesetzt, daß sich alles also verhält, wie ich's in dieser Nacht von einem nur zu glaubwürdigen Zeugen vernommen habe! - Was habt ihr dagegen vorzubringen? Redet, so ihr etwas gegen das vorbringen könnt!"
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Schon während der Erzählung des Cyrenius wechselten die schwarzen Petenten ihre Farben gleich den Chamäleons, und man bemerkte leicht ihren innern Zorn aus ihren echten Wolfsaugen glühen; und als sie sich nun rechtfertigen sollten, konnten sie schon vor lauter Grimm kein Wort mehr herausbringen.
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Cyrenius wartete eine Weile, und als da noch niemand reden wollte, ward er durch die Zorngrimassen der Petenten erregt und sagte im düstern Ernste so ganz nach der die vollste Unerbittlichkeit anzeigenden Sitte eines echten Römers: ,,Redet bald, sonst bin ich genötigt, euer zornglühendes Schweigen als ein volles Geständnis dessen, wessen ihr beschuldigt seid, anzunehmen und darüber gleich ohne alle weitere Rücksicht das von euch wohlverdiente Urteil auszusprechen und euch der Exekution (Vollstreckung des Urteils) zu überantworten! Redet, denn ihr wisset, daß wir Römer nie zu scherzen pflegen!"
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Sagt endlich der Oberste: ,,Herr, die Verleumdung ist zu groß! Da kann man sich nicht so schnell fassen und dagegen reden, sondern da heißt es, sich tief fassen und denken, wie eine solche Verleumdung möglich ist, und erwägen die kräftigsten Mittel, dieselbe in den Staub aller Nichtigkeit niederzuschlagen. Wer kann uns beweisen, daß wir das Volk zu Opfern zwangen?! Wir predigten, was wir selbst empfanden und fürchteten! Wer beweist uns, daß wir anders handelten, als wir es laut der Prophezeiung auch also empfinden mußten?! Waren die Zeichen nicht danach?! Oder weist die Geschichte uns nicht der Beispiele in die Menge, wo Gottes Geduld ein Ende nahm und plötzlich ein erschrecklichstes Gericht über die Menschen kam?! Aber wir haben auch der Beispiele in die schwere Menge, wo Gott trotz einem bestimmt und unausweichlich verkündeten Strafgerichte, so das Volk zur wahren Buße und Reue zurückkehrte, wieder Seine große Gnade und Erbarmung den Gebesserten zukommen ließ.
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So aber dein weiser Mann, der die wenigen wider uns unterwies, gar so ehrlichen Sinnes war, warum kam er denn nicht auch zu uns und zeigte uns das, was er einigen Mißvergnügten, die uns stets anfeindeten, gezeigt hat? Nur ein Mensch, der unsere erhabenste Gotteslehre nicht kennt und keine Ahnung von einem Worte Gottes durch den Mund eines Propheten und von dessen Wirkung in einer durch Zeichen am Himmel bedrängten Zeit hat, kann wider uns also schändlichst böse verleumdend auftreten! Und solch einem Menschen kann ein Oberstatthalter Roms eher einen vollen Glauben schenken denn uns!? Man wird uns wohl sagen: ,So jener weise Mann zu euch gekommen wäre und hätte euch also belehrt, wie er das verzweifelte Volk belehrt hat, so hättet ihr ihn nicht angehört und ihn noch gerichtet oder gar gesteinigt!` Wer aber kann so etwas eher von uns behaupten, als bevor er es an uns versucht hat!? Erst nach der Tat pflegen wir zu urteilen und zu richten, aber vor der Tat, nach dem Scheine und nach irgendeiner bösen Mutmaßung, nie! Für unser Benehmen spricht unsere Gotteslehre; wer aber kann auftreten und uns beweisen, daß wir anders glauben und anders handeln?! Böswillige Verleumdung oder eine arge Mutmaßung beweist bei uns nichts, und dein Zeuge mag dir gesagt haben, was er gewollt hat, so erklären wir seine Anklage für so lange als völlig null und nichtig, bis er uns erweisen kann, daß wir wirklich anders handelten, als wir selbst des Glaubens waren, und daß wir den weisen Mann, der das Volk mit seiner Weisheit wider uns aufgewiegelt hat, ungehört entlassen hätten, so er zu uns gekommen wäre!
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Wir teilten des Volkes Angst lebendig; und wenn das Volk zur Sühne seiner Sünden Massen von Opfern uns zuführte, im Glauben, Gott dadurch zu versöhnen, hätten wir die Opfer nicht annehmen sollen?! Wo steht da das Gegenteil geschrieben?!
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Edler Oberstatthalter, bedenke wohl, daß du es hier mit wahren Erzdienern Gottes zu tun hast und nicht mit Templern neuer Art, die sich leider nur schon zu wohl darauf verstehen, ihren Mantel allzeit nach dem Winde zu drehen! Wir wissen das wohl, und der Tempel ist uns darum auch nicht geneigt; aber bei uns leider wenigen sitzt noch der alte Glaube fest, an dem die Nachtfliegen, die dir etwas falsch Beurteiltes ins Ohr raunten, nichts locker machen werden! Wir haben heute wohl einen herrlichen Tag des Herrn, und es ist nirgends eine Spur von einem Gottesgericht, außer daß unsere Stadt ein Raub der Flammen wird, - aber nicht durch ein Gottesgericht, sondern durch die leider finstere Bosheit einiger uns stets feindlicher Heiden. Wäre es aber etwa bei Gott gar so etwas Unmögliches gewesen, mit dieser Gegend geschehen zu lassen wie einst mit Sodom und Gomorrha? Wer kann hier auftreten und sagen, daß es nach den vorhergegangenen Zeichen nicht also hätte geschehen können?! Wir wollen gar nicht sagen, als hätte etwa Gott unserer vielen Gebete und Seufzer wegen diese Gegend von Seinem angedrohten Gerichte verschont; Gott kann das wegen irgendeines uns völlig unbekannten Frommen getan haben, weil denn doch auch unsere Gebete mit dem Gebete des einen Frommen bis zu den Stufen Seines Thrones gedrungen sind. Aber wer beweist uns gegen unsern Glauben und gegen unsere Überzeugung, daß es nicht also, sondern völlig ganz anders sei?! - Ich habe nun geredet im Namen der Meinen, und du, hoher Herr, urteile nun ein vor Gott und allen Menschen gerechtes Urteil!"

Fußnoten