Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 4

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Jesus in der Gegend von Cäsarea Philippi

- Kapitel 12 -

Gefangennahme Johannes des Täufers. Des Herodes Verhältnis zur Herodias

Sagt Zinka: ,,Wenn ich ohne irgend arge Folgen ganz frei und offen reden darf, da könnte ich dir als selbst Handanleger an den unschuldigsten aller unschuldigen Menschen wohl den getreust wahren Grund angeben; aber wenn da etwa irgend zu dürres Stroh in einem Dache stäke, da ist es mir um vieles lieber, so ich schweigen darf von einer Geschichte, an die ich mich nicht ohne das größte Herzeleid erinnern kann, aber auch nicht ohne den bittersten und giftigsten Zorn!"
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Sagt Cyrenius: ,,Rede ganz frei und offen, denn unter uns findest du kein überdürres Stroh im Dache!"
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Sagt Zinka: ,,Nun gut denn, und du höre mich! Ich sagte dir ehedem, daß ich nun an gar keinen Gott mehr glaube; denn alles, was von Ihm im Tempel gelehrt wird, ist Lüge, die schwärzeste und schändlichste Lüge! Denn solch einen Gott kann es ewig nirgends geben! Unser unglücklicher Freund Johannes lehrte das Volk im Ernste einen rechten Gott erkennen, und seine Lehre tat not und jedem Menschen im höchsten Grade wohl, der nicht dem Tempel angehörte und kein Pharisäer war. Aber ein desto größerer Greuel war seine Lehre vom wahren Gott dem Tempel. Nun wirst du als ein sehr vernünftiger Mann schon können so ganz sachte zu spannen anfangen, von wo der Sturmwind zu wehen begann.
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Die Templer hätten dem armen Johannes schon lange gerne einen Garaus gemacht, so sie nicht das Volk gefürchtet hätten, das nun denn doch schon zum größten Teile hinter die schändlichsten Lügen und schwärzesten Betrügereien gekommen ist. Sie sannen sich darum einen Plan aus, durch den sie dem Herodes weiszumachen gedachten, daß unser Johannes ganz geheim mit dem Plane umginge, durch allerlei falsche und sehr fein verhüllte Vorspiegelungen das Volk gegen den Bedrücker Herodes zu einer fürchterlichsten Meuterei aufzuwiegeln.
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Dies vermochte den Herodes am Ende denn doch dahin, daß er mit uns selbst zu Johannes hinaus in eine sehr wüste Gegend des Jordans eilte und sich selbst überzeugen wollte, ob es mit der Sache des Johannes denn wirklich also gefährlich stünde! Allein bei Johannes angelangt, fand er selbst bei der allerkritischsten Probe aber auch nicht eine allerleiseste Spur von all dem, was ihm die Templer vorgelogen hatten. Er ward darum am Ende selbst ganz grimmig aufgebracht über solch eine namenloseste Schlechtigkeit des Tempels und seiner Bewohner.
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Als die Templer darauf in ihn zu dringen begannen, den Johannes unschädlich zu machen, sagte er mit drohender Miene in meiner Gegenwart zu ihnen: Auf den Rat und Willen elender, gefräßiger Hunde werde er niemals wider seine Überzeugung irgendeinen Menschen richten!
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Auf solch eine energische Antwort zogen sich die schwarzen Ritter zurück und schwiegen. Aber nichtsdestoweniger ruhten sie in ihren bösen Ratschlägen; während sie äußerlich eine gute Miene zum für sie bösen Spiele machten und taten, als kümmerte sie Johannes nicht im geringsten mehr, dingten sie heimlich Meuchelmörder, die dem Manne Gottes das Lebenslicht ausblasen sollten.
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Als Herodes solches erfuhr, da dauerte ihn der ehrliche, harmlose Seher. Er berief uns zu sich und erzählte uns, was er gehört hatte, und sprach am Ende: ,Höret, diesen Menschen muß ich retten! Gehet zum Scheine hinaus mit Waffen und Stricken, bindet ihn leicht, gebet ihm meinen geheimen Plan kund, und er wird euch folgen! Hier will ich ihn in einem guten Gefängnisse wohl verwahren; aber er soll mit allen seinen Jüngern freien Verkehr haben!`
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Solches geschah denn auch, und Johannes war damit, so gut er es nur immer sein konnte, zufrieden. Aber die schwarze Natternbrut des Tempels erfuhr nur zu bald, daß Herodes den Johannes nur zum Scheine habe ins Herrengefängnis legen lassen, ihm aber alle Freiheit gewähre, mit seinen Jüngern zu verkehren. Da fingen sie wieder an zu beraten, wie sie den Herodes am Ende dennoch dahin vermöchten, daß er am Ende selbst die Hand an den Johannes lege."
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Darauf schwieg Zinka; aber Cyrenius bat ihn sogar, die Geschichte weiterzuerzählen. Und Zinka begann also weiterzureden: ,,Die schwarzen Knechte des Tempels brachten es bald in Erfahrung, daß Herodes, der halb ein Jude und halb noch immer ein Heide ist, die junge Herodias gerne sehe, aber als ein Jude sich wegen des Ehebruchverbrechens nicht so recht getraue, mit ihr in ein näheres Verhältnis zu treten. Er für sich hätte sich darob gerade kein Gewissenshaar grau werden lassen; aber des weitmauligen Tempels wegen mußte er wenigstens das äußere Dekorum beachten.
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Solches alles wußten die schwarzen Ritter, sandten einen so recht verschmitzten Feinzüngler an den Herodes mit dem Antrage, daß Herodes ob der bekannten Unfruchtbarkeit seines Weibes sich gegen ein kleines Opfer in den Gotteskasten ohne weiteres ein Kebsweib halten dürfe und vollauf versichert sein könne, daß der Tempel dagegen keinen Anstand nehmen werde.
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Herodes ließ sich diese Sache eben nicht zweimal sagen, gab dem Überbringer dieser Urkunde etliche Pfunde Goldes, und die Geschichte war abgemacht. Er sandte sogleich einen Boten zu der Herodias, und diese machte natürlich wenig Anstand, dem Verlangen des Vierfürsten Herodes nachzukommen, zumal sie auch noch von ihrer Mutter dazu beredet und angetrieben ward; denn die alte Herodias war ein Weib, das für den Satan wie geschaffen war. Gutes war nichts an ihr, - aber dafür um so mehr Erzschlechtes. Die Alte selbst führte ihre Tochter zum ersten Male, ganz entsetzlich reich geziert, zum Herodes und empfahl sie seiner Gnade. Herodes koste die Herodias zwar zärtlichst, beging aber mit ihr noch keine Sünde. Er beschenkte sie reichlich und gewährte ihr völlig freien Zutritt zu sich.
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Als sie vom Herodes wieder nach Hause zu ihrer Mutter kam, so befragte diese sie, was Herodes alles mit ihr geredet und getan habe. Die Tochter redete die Wahrheit, lobte des Herodes zwar sehr freundlichen, aber dennoch ganz nüchternen Sinn, und wie er sie reich beschenkt und ihr den allzeit freien Zutritt zu sich gestattet habe; nur müsse sie ihm vollkommen treuesten Herzens verbleiben.
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Die alte Hexe aber dachte dabei ganz sicher, was ich, der ich die Herodias nach Hause zu begleiten hatte, der Alten wie eine gut geschriebene Schrift aus den Augen las: ,Siehe, da steckt etwas dahinter! Hat sich Herodes das erste Mal nicht durch die großen Reize meiner Tochter gefangennehmen lassen, so wird er dasselbe auch ein zweites Mal nicht tun!` Da dabei aber die Alte dann das Recht verlöre, den Herodes um die Ehrentschädigung anzugehen, so gab sie der Tochter eine schöne Lehre, wie sie es ein nächstes Mal anstellen solle, um den Herodes zum Beischlafe zu bewegen.
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Ich verließ bald aus Ärger das Haus der Hexe, kam zu Herodes zurück und erzählte ihm alles, was ich beobachtet hatte; daß Herodes davon eben nicht zu sehr erbaut war, kann sich ein jeder leicht von selbst denken. Er begab sich darum auch zu Johannes und stellte ihm die ganze Sache vor."

Fußnoten