Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 4

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Jesus in der Gegend von Cäsarea Philippi

- Kapitel 131 -

Eine Sadduzäerkritik über römische Strafen

1
(Mathael:) ,,Wir selbst hatten einen ausgespickten Sadduzäer mitsamt seiner Familie zum Nachbarn, der zwar als Mensch ganz ordentlich, gut und sehr verträglich war, mit dem aber über Gott und über die Unsterblichkeit der Seele nie ein Wort zu reden war. Er hielt alle für höchst beschränkte Köpfe, die an derlei glaubten, und über mich sagte er, daß ich zu einem Dichter die besten Anlagen besäße, indem mir eine so lebhafte Phantasie und Einbildung eigen wäre. Kurz und gut, mein Vater gab sich zu zeiten viel ab mit ihm; aber es war alles rein vergeblich.
2
Diesmal fragte ihn mein Vater, ob er nicht mit auf Golgatha möchte. Da sagte er: ,Nicht um die ganze Welt! Ich kann kein Tier sterben oder gar schlachten sehen, geschweige erst Menschen, und möchten sie noch mehr Greueltaten ausgeübt haben denn diese sieben! Kommen reißende Bestien uns in die Nähe, gut, so mache man Jagd auf sie, um sie unschädlich zu machen, und man hat der Menschheit dadurch schon einen guten Dienst erwiesen! Also mache man es auch mit dergleichen Menschen, die für eine friedliebende Menschengesellschaft durchaus nicht mehr taugen! Man töte sie ganz einfach, - aber man martere sie nicht; denn sie können sicher am wenigsten darum, daß sie zu reißenden Bestien geworden sind! Natur, Temperament, Komplexion und Erziehung sind allzeit die Ursachen von solchen Entartungen.
3
Wenn man aber sagt, daß man solches nur des abschreckenden Beispieles wegen anordne, so muß ich darüber nur ganz hellauf zu lachen anfangen; denn wir friedsamen und ordentlich erzogenen Menschen bedürfen des abschreckenden Beispieles nicht, und für die es allenfalls gut wäre, die werden keine Narren sein, herzukommen, um sich die sieben abschreckenden Beispiele so ganz gemütlich anzusehen!
4
Das aber werden diese Beispiele sicher als löbliche Folge haben, daß die noch lange nicht eingefangenen anderen Verbrecher - vielleicht tausend an der Zahl - in der Folge mit denen, die in ihre Hände geraten werden, noch um vieles grausamer verfahren werden denn bisher! Besonders zu gratulieren wird es einem Römer sein, der leicht möglich das Glück haben wird, den noch freien Verbrechern zur Beute zu werden! Wahrlich, in dessen Haut möchte ich mich um alle Schätze der Erde nicht befinden! Diesen einzigen Vorteil kann solch eine grausame Handhabung zu martialischer Gesetze haben!
5
Wer erinnert sich nicht der Zeiten vor den Römern?! Die Gesetze waren zwar immer ernster Natur, - aber wenigstens vernünftig, und man hörte nie etwas von großen Greueln. Nun aber haben die weisen Heiden uns mit den allerschärfsten politischen und martialischen Gesetzen gesegnet, diese hochtrabenden Weltverbesserer und Städte- und Ländereroberer, und an den Straßen unseres gelobten Landes werden trotz der zehnfach verstärkten römischen Wachen Greuel begangen, die sich ein ordentlicher Mensch nicht mehr erzählen lassen kann, ohne dabei auf einmal in zehn Ohnmachten zu versinken! Gehet ihr darum nur allein hin und besehet euch das Siebenmuster der echt römischen Grausamkeit, die bald eine siebzigfache von der andern Seite zur Folge haben wird!
6
Der Mensch soll Mensch sein, weil ihn die ewige Natur zum Menschen über sich erhoben hat! Wenn aber der Mensch mit aller seiner so hoch gepriesenen Vernunft am Ende noch ein bei weitem ärgeres und grausameres Tier wird als der Wälder allerreißendste Bestien, dann ist es rein aus mit dem Menschen, und es ist hoch an der Zeit, daß wir zu den wilden und reißenden Bestien in die Wälder ziehen, um von ihnen die natürliche Humanität zu erlernen! Gehet also nur hin nach Golgatha, auf diesen allerverfluchtesten Fleck der ganzen Erde, der mit Menschenblut getränkt ist wie eine Schlächterbude mit dem Blute der Rinder, der Lämmer und der Ziegen! Was ihr dort erlernen werdet, das wird wahrlich von keinem guten Ansehen sein!
7
Ihr bekennet seinen Gott und glaubet an der Seele Unsterblichkeit und könnet dennoch mit leichtem Gemüte mit ansehen, wie verzogene und tief verirrte Menschen von den noch größeren Wüterichen auf das namenlosest schmerzlichste den ganzen Tag über bis zum Tode gepeinigt werden! Glaubet mir, diese sieben wären ohne die römische Strenge nie so arg geworden, als sie freilich, in die Haut schaudernd, waren! Aber wer hat sie dazu gemacht? Die, die sie nun den ganzen Tag über mit allem Behagen martern!
8
Und ihr als heilige und gottgläubige Juden könnet auch zusehen, wie die Verruchtesten die Verruchten peinigen und martern?! Seid mir wohl auch recht schöne Leute und Nachbarn! Wahrlich, in meinem Eselsstalle sieht es bei weitem humaner und menschlicher aus als in eurem an einen Gott gläubigen Hause! Verstanden?` - Mit dem entfernte er sich, und wir gingen auch unsere Wege."

Fußnoten