Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 7

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr auf dem Ölberg (Fortsetzung)
Ev. Joh. Kap. 8

- Kapitel 106 -

Die Führung des indischen Volkes

Sagte Raphael: ,,Daß du hier nun eine solche allerdings nicht widersinnige Meinung aufgestellt hast, kommt daher, weil ihr wohl eine Menge eitler Künste und Wissenschaften euch zu eigen gemacht habt; aber auf euren Geschichtsbüchern liegt handdick der Staub, und weil ihr solchen Staub für heilig haltet, so leset ihr eure Geschichte nicht und wisset sonach auch nicht, was alles vor euch geschehen ist.
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Aber ich sage es dir, daß Gott der Wahrhaftige im Anfange eures Bestehens Sich über tausend Jahre hindurch immer, nur euren Ältesten und Patriarchen geoffenbart hat. Eine Zeitlang ging es ganz gut; aber als nach und nach die Ältesten und Patriarchen zu reich und angesehen wurden, fingen sie an, neben den Geboten Gottes auch ihre eigenen Satzungen als eben auch Offenbarungen Gottes einzuführen, und das Volk glaubte und richtete sich danach.
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Aber nur zu bald fingen ihre Weltsatzungen an, die göttlichen ganz zu verdrängen, und das also, daß bei den zu herrschgierig und habsüchtig gewordenen Priestern und Patriarchen alle Ermahnungen zur Umkehr zum wahren Gott nichts fruchteten. Da erweckte Gott im Volke Seher und Propheten, daß sie alle die Großen und Mächtigen ermahneten, die ihrer Weltgelüste halber von Gott ganz abgefallen waren und das arme Volk mit ihren Weltsatzungen über alle erträglichen Maßen belästigt hatten.
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Aber die Großen und Mächtigen ergriffen die Propheten, stäupten sie anfangs und bedrohten sie mit härteren Strafen, so sie je wieder wagen sollten, als von dem irgend wahren Gott erweckte und berufene Seher und Propheten vor ihnen oder auch vor andern Menschen aufzutreten und zu predigen.
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Die Seher und Propheten wirkten Zeichen und weissagten, was den Großen und Mächtigen geschehen werde, so sie in ihrer Gottlosigkeit verharren würden. Aber auch das half nichts. Die Seher und Propheten wurden ergriffen, gemartert und getötet; mehrere aber ergriffen die Flucht, und der Geist Gottes führte sie zu einer Stätte, da sie niemand finden konnte. Aus ihnen entstanden dann die eigentlichen Pirmanjen, obwohl ihre unzugänglichen Täler auch schon früher von einfachen Naturmenschen bewohnt waren.
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Und siehe, so ging es vor euch schon gar lange zu, und weil ihr Gott also ganz verlassen habt, so hat Gott auch euch verlassen, - und das ist der Grund eurer lange andauernden Nacht des Gerichtes und des Todes eurer Seelen!
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Ihr für euch habt nun wohl das Licht des Lebens gefunden; aber in eurem Lande und Reiche wird es noch lange nicht zur Leuchte werden. Denn so ihr Priester sie nur für euch benützen werdet, wird euch eben diese Leuchte wenig nützen; wenn ihr aber die Leuchte auch an das Volk übergehen lassen wollet, so werdet ihr euch am Volke und an seinen Herrschern sehr stoßen. Man wird euch nicht hören, und werdet ihr darauf bestehen, so werdet ihr ebenso verfolgt werden, wie ihr alle Seher und Propheten verfolgt habt."
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Sagte der Magier: ,,Wir sehen die volle Wahrheit deiner Rede ein; doch wir drei für uns und unser Gefolge tragen an solch einer Verschlimmerung unserer Lehre von Gott doch wahrlich sicher die allergeringste Schuld, denn wir sahen das Übel ja schon lange ein und gingen darum in alle Welt, um die Wahrheit zu suchen und zu finden, die wir hier auf die wunderbarste Weise gefunden haben.
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Wenn die Sache in unserem Land und Reich aber sicher so böse steht - was wir nun keinen Augenblick länger bezweifeln können -, so fragt es sich denn, was wir dann daheim machen sollen. Sollen wir das, was wir hier gefunden haben, allein für uns behalten, oder sollen wir davon doch unseren Gefährten und Genossen zur geeigneten Zeit und an geeigneter Stelle etwas mitteilen? Denn so wir nun die Wahrheit kennen und auch sicher strenge nach derselben leben und handeln wollen und werden und dabei daheim dennoch unseren bösen Unsinn werden mitmachen müssen, da werden wir ja noch ärgere Volksbetrüger sein als je zuvor, als wir die Wahrheit nicht kannten.
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Damals dachten wir, dem Volke eine Wohltat zu erweisen, wenn wir es so grob und so dick als nur immer möglich betrogen und angelogen hatten. Aber nun ist diese Sache eine ganz andere geworden. Wir kennen und haben nun das wahre und vollrechte Lebenslicht und sollen daheim vor dem Volke dennoch die alten Lügner und Betrüger machen, - nur für uns selbst könnten wir ganz geheim auf dem lichten Lebenswege fortwandeln? Nein, nein, Freund, das wird sich durchaus nicht mehr tun! Eher ziehen wir mit unseren mitgenommenen Schätzen und Weibern, Kindern und Dienern bis ans westliche Ende der Welt, um dort ungestört nach der erkannten Wahrheit zu leben! - Was sagst du, mächtiger und weisester Freund, dazu? Gib uns doch einen guten Rat, du göttlich mächtiger und weiser Jüngling!"
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Sagte Raphael: ,,Ja, ihr nun auch schon meine lieben Freunde, da wird selbst für unsereinen ein wahrhaft guter Rat teuer! Es gibt in eurem Lande und Reiche freilich wohl noch viele, die nun das haben möchten, was ihr nun hier schon wenigstens zu einem kleinen Teil gefunden habt; aber haben sie es von euch überkommen, dann werden auch sie in den indischen Landen und Reichen nicht mehr bestehen können. Denn es ist bei euch die vollkommene Hölle zu Hause, und in der Hölle läßt sich schwer der Himmel im Menschen erreichen, weil der sich zur Wahrheit bekehren wollende Mensch bei jedem Tritt und Schritt auf tausend geheim lauernde Hindernisse stößt, die sich ihm feindlichst entgegenstellen und ihn auch allseitig verfolgen.
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Also könnet ihr zwar wohl in euer Indien zurückkehren und mit aller Vorsicht bei euren Genossen, die ihr irgend von einer besseren Seite kennet, versuchen, ob sie solche Wahrheit vertragen. Wer sie annimmt, der verweile dann ja nicht mehr lange im Lande der Nacht und des Gerichtes der Hölle, sonst wird er von ihr gleich wieder verschlungen! Aber so ihr eurer eigenen Lebensvollendung wegen nicht mehr in euer Land ziehen wollet, da werdet ihr morgen und übermorgen leicht eine Menge Auswege finden, wo ihr euch hinzubegeben und niederzulassen haben werdet. Das ist nun mein Rat, so oder so, und ihr könnet dann tun, was euch besser dünkt."
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Sagte der Magier: ,,Da wird die Wahl uns nicht schwer werden! Wenn es unseren Genossen ums wahre Licht des Lebens so ernst wie uns zu tun ist und sie auch die Ahnung haben, daß solches Licht im fernen Westen irgend anzutreffen ist, so werden sie dasselbe schon aufsuchen gehen; liegt ihnen aber weniger Ernst als uns an solchem Lichte, so sollen sie bleiben in ihrer Nacht und in ihrem Tode! Aber eins werden wir zu ihrem Heile dennoch tun: Wir haben viele Diener bei uns; von denen können wir etliche nach Hause entsenden. Ihnen werden wir geheime Briefe mitgeben in einer Schrift, die außer den Priestern niemand versteht. Werden sich unsere Genossen daran kehren, so sollen sie uns folgen und auch zum Lichte kommen; werden sie sich aber nicht daran kehren, so sollen sie bleiben in ihrer Nacht! - Habe ich recht geurteilt oder nicht?"
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Sagte Raphael: ,,Diesmal hast du recht geurteilt! - Aber ihr habt daheim ja noch gar große irdische Schätze. Was soll mit ihnen geschehen?"
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Sagte der Magier: ,,Göttlicher Freund! Die Hauptschätze haben wir bei uns, - den größten Schatz haben wir hier gefunden, der uns lieber ist als alle Länder, Reiche und Schätze der ganzen Erde! Was aber noch daheim ist, das sollen die von uns nach Indien etwa zurückentsandten Diener nehmen und unter sich verteilen nach unserem Willen, damit unter ihnen kein Streit und Zank entsteht; dann aber können sie uns wieder nachkommen. Hier werden sie erfahren, wohin wir uns begeben haben. Und ich meine, daß es also ganz recht sein wird!"
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Sagte Raphael: ,,Allerdings, das ist ganz gut! Tuet das, und ihr werdet gesegnet werden! Nun aber denket über das von mir Vernommene nach und bereitet euch für Größeres vor in eurem Herzen. Ich und dieser mein Freund aber werden nun gehen und für ein gutes Abendmahl sorgen."
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Hierauf gingen Raphael und Lazarus ins Haus und ordneten alles an, da es schon ziemlich dunkel geworden war.

Fußnoten