Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 7

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr auf dem Ölberg (Fortsetzung)
Ev. Joh. Kap. 8

- Kapitel 146 -

Die Bestrafung des reichen Barabe

Sagte der eine Pharisäer: ,,Wie kannst du denn das von uns so bestimmt behaupten? Warum sollen denn wir, so wir denn schon gar so große Sünder sein sollen, uns nicht auch bessern können? Laßt uns nur die volle Wahrheit sehen und erkennen, daß der Prophet aus Galiläa im Ernste das Heil der Juden ist, und wir wollen an ihn glauben!"
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Sagte der Ägypter, auf die zwölf Adler hindeutend: ,,Da sehet hin! Diese wilden Raubvögel werden eher an Ihn glauben denn ihr! Hat Er denn nicht schon zu öfteren Malen bei euch im Tempel gelehrt, und hat Er nicht vor euren Augen die größten Zeichen gewirkt? Warum glaubtet ihr Ihm denn nicht?! Je mehr Er lehrte, und je größere Zeichen Er wirkte, desto mehr stieg euer Zorn und eure Rachgier gegen Ihn! Wenn aber das bei euch unbestreitbar der Fall ist, wie könnet ihr da sagen, daß ihr das nur tut, um die volle Wahrheit zu erkennen und dessen gewiß zu werden, daß Er der Heilbringer für Israel ist, an den ihr glauben würdet? Ich aber frage euch, wer in der Welt Ihn euch wohl noch besser soll kennen lehren als gerade Er Selbst. Glaubet ihr Ihm nicht, - wem wollet ihr dann glauben und euch darum bessern?"
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Sagte der Pharisäer: ,,Man glaubt oft einem Zeugen eines Propheten eher als dem Propheten selbst!"
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Sagte der Ägypter: ,,Auch an denen hattet ihr keinen Mangel; denn erstens zeugten von Moses an alle Propheten für Ihn, und dann habt ihr in dieser Zeit lebende Zeugen genug gehabt. Warum glaubtet ihr denn ihnen nicht? Sie haben Ihn vor euch verkündet, und ihr habt sie mit Steinen erschlagen, und dem letzten ließet ihr mit dem Beile den Kopf vom Leibe schlagen. Und ihr saget: ,Wir wollen den Zeugen eher glauben als dem Propheten selbst!` Wo der Meister nichts ausrichtet, was sollen da Seine schwachen Zeugen tun?
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Ja, ja, vor mir habt ihr nun eine Höllenfurcht, weil ich als ein völlig Fremder euch gezeigt habe, was ein vollkommener Mensch vermag; aber vor dem ersten und größten Menschen, der ein Gott ist, habt ihr keine Furcht, weil Er euch nach Seiner unermeßlichen Liebe, Geduld und Erbarmung bis jetzt noch immer als Seine ersten Kinder behandelt hat. Aber ich sage es euch, daß ich als ein vollkommener Mensch das allereigentlichste Garnichts gegen Ihn bin; denn Er allein ist der Herr meines und eures Lebens und Heiles. Das ist und bleibt eine ewige Wahrheit.
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Euer Zorn und Grimm gegen Ihn wird sich ewig nicht mindern. Da sehet hier meine Tiere an! Sooft ich Seiner nur erwähne, neigen sie ihre Köpfe bis zur Erde hinab, - und in eurer Brust vermehrt sich dabei der unauslöschbare Groll! Diese Tiere beschämen sonach eure Weisheit und Würde; ihr aber sinket stets tiefer in den Pfuhl eures Verderbens hinab. Und ihr saget noch, daß ihr euch bessern könntet, so ihr die Wahrheit erkennen würdet? Wie kann aber ein Blinder das Licht schauen und begreifen, so in ihm kein Licht waltet und walten kann, weil er ein Stockblinder ist? Ebensowenig könnet ihr eine Wahrheit begreifen, weil in euch noch nie eine Wahrheit bestanden hat.
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Wer die Wahrheit fassen und begreifen will, der muß zuvor selbst aus der Wahrheit hervorgegangen sein. Ihr aber seid schon von euren Ureltern her Kinder der Lüge gewesen, - wie wollet ihr nun die größte und heiligste aller Wahrheiten auf einmal fassen und begreifen?! Kurz, ihr bleibet in euren alten Sünden und werdet auch den Lohn für eure Werke erhalten!"
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Hier fingen die Riesenadler an, um die Pharisäer sehr zweideutige Bewegungen zu machen, und diese bekamen große Angst und baten den Ägypter abermals, daß er vermitteln möchte, daß sie ihnen nichts zuleide täten.
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Sagte der Ägypter: ,,Wahrlich, euer elendes Fleisch wäre für diese edlen Tiere zu schlecht! Aber sehet, da unten weidet eine Herde Schafe bis zum Fuße dieses Hügels! Diese gehören einem gewissen Barabe, einem äußerst reichen Bürger von Jerusalem, der eine höchst arme Familie, die einst sogar in seinen Diensten stand, dort in jener schon sehr verfallenen Schafhütte vollends hat zugrunde gehen lassen. Er gab ihr wohl auf eine kurze Zeit das Recht, in jener schlechten Hütte zu wohnen; da aber ihre arge Krankheit zu lange andauerte und in dieser Zeit so arg wurde, daß für ihn gar keine Aussicht mehr vorhanden war, daß sie einmal sowieso enden werde, so wurde ihm die Sache zu langweilend und sogar sehr bedenklich, weshalb er denn auch unter dem Vorwande, daß jene Hütte wegen der Zunahme seiner Herden ganz neu in einen guten Zustand gebracht werden müsse, den Befehl gab, daß die arme Familie sich noch am heutigen Tage als halbtot aus der ohnehin elendsten Hütte zu entfernen habe. Oh, welch ein edler und barmherziger Sohn Abrahams, Isaaks und Jakobs!
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Da aber kam der allwissende und von euch so sehr verhaßte Prophet aus Galiläa zu der besagten höchst armen und gänzlich verlassenen Familie, deren Kinder nackt um Brot bettelten und keins bekamen, obschon dieser Ort der Brotbackofen von beinahe ganz Jerusalem ist, gab den Eltern durch Seinen allmächtigen Willen Gesundheit, dann Brot, Wein und eine ganz anständige und gute Bekleidung und führte sie durch jenen hohen Römer aus jener elendsten Herberge.
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Dort, inmitten der besagten hohen Römer, stehen die Eltern und ihre armen Kinder und sind nun schon bestens versorgt. Und sehet, das alles tat euer verhaßter Prophet!
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Ihr als sein sollende Priester Gottes aber habt nun nichts Eifrigeres und Notwendigeres zu tun, als Tag und Nacht in eurer Räuberhöhle und Mördergrube von einem Gottestempel Rat zu halten, wie ihr diesen größten Wohltäter der armen Menschheit töten und vernichten könntet!
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Saget es selbst: Mit welchen reißenden Wald- und Wüstenbestien seid ihr da wohl zu vergleichen? Wahrlich, der Bürger Barabe ist elend und schlecht; aber ihr seid noch um viele tausend Male schlechter! Denn Barabe wird dem großen Propheten sogar noch dankbar sein, daß er ihm seine Hütte geräumt hat; doch in euch wächst der geheime Grimm nur noch mehr, weil euch der große Prophet zu unendlich in eurer nichtigsten Kraft, Macht und Erbarmung übertrifft! Und so soll nun der Barabe auch mäßiger gezüchtigt werden für seine große Unbarmherzigkeit!
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Da sehet die Riesenadler an! Sie sollen, weil ihr ihnen zur Speise - wie ich schon bemerkt habe - viel zu elend und schlecht wäret, sich an der Herde des gar so gutherzigen Barabe sättigen, und damit sie mit der Herde leichter fertig werden, so sollen sie von ebensoviel Wölfen und Bären unterstützt werden! Ich will es, und so geschehe es!"
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Als der Ägypter solches ausgesprochen hatte, da erhoben sich plötzlich die Riesenadler, stürzten sich hinab auf die unten weidenden Schafe, und ein jeder hob eins, es in seinen Krallen festhaltend, empor und flog damit den Bergen zu. Zugleich aber bemerkte man auch unten auf der Weide schon eine Menge Wölfe und Bären, durch die dann die ganze große Herde völlig zerstört und mit Gier aufgefressen wurde, - bei welcher Gelegenheit die Hirten wohl die eiligste Flucht ergriffen haben.
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Da schauten die vier Templer ganz verblüfft in das Tal hinab, und keiner getraute sich, sich darüber auch nur mit einem Worte weder dafür noch dawider zu äußern.

Fußnoten