Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 7

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr auf dem Ölberg (Fortsetzung)
Ev. Joh. Kap. 8

- Kapitel 156 -

Über das Kloster-und Einsiedlerleben. Der Zweck der Versuchungen

Sagten die Pharisäer: ,,Herr und Meister! Wir haben nun die Schwierigkeiten zur Erlangung der inneren Lebensvollendung, aber auch die endlosen Vorteile aus deinem wahrhaft göttlichen Munde vernommen. Die Schwierigkeiten haben uns nicht entmutigt, alles zu tun, was du uns nur immer vorschreiben wirst. Sollen wir uns auch unter den größten Schmerzen körperlich verstümmeln, so sind wir auch dazu vollernstlich bereit!"
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Sagte Ich: ,,Oh, das wäre die größte Torheit; denn wer einen Feind wahrhaft besiegen will, der muß sich ihm im offenen Felde entgegenstellen und sich nicht hinter allerlei Bollwerk verschanzen. Denn so der Feind die Schanzen sieht, da steht er freilich auf eine Weile vom offenen Angriff ab, weil er erkennt, daß er so dem wohlverschanzten Gegner mit seiner Macht nicht gewachsen ist; aber er belagert den wohlverschanzten Gegner und zieht dann von allen Seiten Verstärkungen an sich. Wenn sich der Feind dann stark genug fühlt, so greift er den noch immer wohlverschanzten Gegner an und besiegt ihn mit leichter Mühe.
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Aber Ich setze sogar den Fall, daß der Feind dem wohlverschanzten Gegner dennoch nichts hat anhaben können, solange dieser innerhalb seiner starken Schanzen blieb. Aber der Gegner wird, aus Furcht vor dem stärkeren Feinde, doch nicht ewig innerhalb seiner Schanzen bleiben können. Er wird dieselben endlich doch einmal verlassen und das offene Feld betreten müssen. Wie wird es ihm aber dann ergehen, so ihn der irgendwo geheim lauernde Feind angreifen wird? Ich sage es euch: dieser zweite offene Kampf wird ihm dann um vieles beschwerlicher werden, als so er den Feind gleich das erstemal offen angegriffen hätte!
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Der Mensch kann sich auf der Welt freilich von der Welt ganz abziehen gleich den Einsiedlern des Karmel und Sion, die da kein Weib ansehen und sich kümmerlich von Wurzeln und allerlei Beeren, wildem Honig und Johannisbrot ernähren. Auch verschneiden sie sich sogar des Reiches Gottes wegen, weil sie dann in keine Versuchung geraten können, in der sie irgendein Gebot Mosis übertreten könnten. Sie haben darum kein Eigentum, haben keine Eltern, haben keine Weiber und Kinder, haben selbst keine Männlichkeit. Sie bewohnen wilde Bergschluchten, damit die Schönheit der üppigen Erdfluren sie nicht reizt; sie reden nicht miteinander, damit nicht jemandem ein Wort aus dem Munde fahre, das ihn oder seinen Nachbarn ärgern könnte.
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Unter solchen höchst dummen Lebensabstraktionsverhältnissen und unter solchen Verwahrungen vor der Möglichkeit, eine Sünde zu begehen, halten sie freilich wohl die Gesetze Mosis; aber zu wessen Nutzen und Frommen? Ich sage es euch: Das nützt ihnen nichts und den anderen Menschen auch nichts! Denn Gott hat dem Menschen die verschiedenen Kräfte, Anlagen und Fähigkeiten nicht darum gegeben, daß er sie in irgendeiner Klause als Einsiedler verschlafen soll, sondern daß er nach dem geoffenbarten Willen Gottes tätig sei und dadurch sich und seinem Nächsten nütze.
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Also hat Gott zu den Menschen auch niemals gesagt: ,Verstümmle und verschneide dich, auf daß dich das Fleisch des Weibes nicht reize und du dich enthaltest der Hurerei und des Ehebruchs!`, sondern Gott hat zu Adam, als Er ihm das Weib gab, nur gesagt: ,Gehet hin, vermehret euch und bevölkert die Erde!` Und bei Moses heißt es: ,Du sollst nicht Unzucht und Hurerei treiben, sollst nicht begehren deines Nächsten Weib und sollst nicht ehebrechen!`
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Der Mensch muß also in der Welt wirken und freiwillig den bösen Verlockungen der Welt widerstehen. Dadurch wird stark seine Seele, und die Kraft des Geistes Gottes wird sie durchdringen. Aber durch ein Leben des Faultieres kommt kein Mensch je zum wahren, ewigen Leben, das in sich die höchste und vollendetste Tätigkeit in all den zahllos vielen Lebensschichten und Sphären bedingt.
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Solche Menschen sündigen freilich so wenig, wie irgendein Stein sündigt; aber ist das etwa ein Verdienst für den Stein? Es wird aber die Seele ihren verstümmelten Leib ablegen müssen; was wird sie dann jenseits machen in ihrer vollsten Schwäche und gänzlichen Untätigkeit?
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Dort werden dann doch die Prüfungen aller Art über sie kommen, die sie zur vollen und wahren Lebenstätigkeit aneifern sollen, und diese Prüfungen werden für die mit ihren schon diesirdischen Fähigkeiten ausgestattete Seele ganz entsprechend dieselben sein, die sie hier waren, aber für die pure Seele sicher notwendig stärker denn hier, weil jenseits das, was eine Seele denkt und will, sich auch schon wie in der Wirklichkeit vor sie hinstellt.
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Hier hat sie nur mit ihren unsichtbaren Gedanken und Ideen zu tun, die sie leichter bekämpfen und sich auch deren entschlagen kann; aber wo die Gedanken und Ideen zu einer wohl sichtbaren Realität werden - frage -, wie wird die schwache Seele da wohl ihre eigengeschaffene Welt bekämpfen? Wen hier der pure Gedanke zum Beispiel an seines Nachbarn schönes, junges Weib schon mit allen brennenden Leidenschaften erfüllt, wie wird es dem dann ergehen, so ihm der Gedanke des Nachbarn Weib ganz nach seinem Wunsche und Willen in der vollsten, wennschon nur scheinbaren Wirklichkeit darstellen wird?!
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Darum also wird es drüben mit den Versuchungen wohl um vieles schlimmer sich gestalten denn hier. Und was wird die Seele wohl geben können, um sich aus der harten Gefangenschaft ihrer eigenen bösen Leidenschaften zu befreien? Und doch wird sie drüben um gar vieles selbsttätiger werden müssen, um sich aus dem Irrsal ihrer eigenen Gedanken, Ideen und Bilder zu befreien; denn bevor sie nicht zuerst selbst Hand ans Werk legen wird, wird ihr keine Hilfe durch irgendein unvermitteltes Erbarmen Gottes oder irgendeines andern Geistes zugute kommen, wie solches auch schon hier auf Erden zum größten Teil der Fall ist.
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Denn wer da Gott nicht ernstlich sucht, sondern ganz den Gelüsten der Welt nachgeht, der verliert Gott, und Gott wird ihm keine Zeichen geben, aus denen er erkennen könnte, wie tief und wie weit er schon von Gott abgewichen ist. Erst wenn er aus eigenem Antrieb und Bedürfnis Gott wieder zu suchen anfangen wird, wird Gott Sich auch ihm zu nahen anfangen und Sich vom Suchenden auch insoweit finden lassen, inwieweit es dem Suchenden ein wahrer Ernst ist, Gott zu finden und zu erkennen.
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Darum ist es also mit der gewissen frommen Trägheit gar nichts; denn sie hat vor Mir keinen Lebenswert!"

Fußnoten