Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 7

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Aus den Jünglingsjahren des Herrn

- Kapitel 215 -

Die Erziehung der Menschheit

1
(Der Herr:) ,,Sagte hier wieder der hohe Rat: ,Aber wie könnte denn das besonders den Hohenpriestern schaden, wenn sie so von deinem Gotte aus nur wenigstens ein paar Jahre lang mit Seiner Allmacht und Weisheit dahin genötigt würden, dem Götzentum abhold zu werden und das Volk die Wahrheit zu lehren? Sollten sie dann, so sie von der Allmacht Gottes wieder freigelassen würden, wieder zum alten Götzentume zurückkehren wollen, so würde sie dann das hell gewordene Volk schon sicher auf eine Art zurechtweisen, daß sie sich nimmer wieder an das alte Götzentum kleben möchten! Habe ich recht oder nicht?`
2
Sagte Ich: ,Wenn so etwas tunlich und für die Menschen heilsam wäre, so benötigte Gott der Priester nicht, sondern da könnte Er auch die Bäume und die Steine reden machen, was fürs Volk noch wirksamer wäre. In jedem Falle aber würde das dem freien Willen der Menschen nicht nur nichts nützen, sondern der freien Bildung des inneren selbständigen Lebens der Seele nur schaden; denn würden auf einmal alle eure Priester vor dem nun noch größtenteils sehr abergläubischen und im Falschen begründeten Volke wider die alten Götter und Götzenbilder laut zu predigen anfangen, so würde sie das Volk als Feinde seiner alten Götter ansehen, sie ergreifen und erwürgen. Würden aber Bäume und Steine das Volk lehren, so würde das Volk ja dadurch ungeheuer in seinem Erkennen und Wollen genötigt werden, würde auch bald über all die Götzen und ihre Priester herfallen und sie zerstören.
3
Sage nun, wem damit etwas geholfen wäre! Dem Volke nicht; das stünde in einem gerichteten und durch und durch genötigten Glauben, Erkennen und Wollen, durch das ihre Seelen ebensowenig frei werden könnten als durch den alten Aberglauben, der nun doch schon bei vielen Menschen unter euch sehr durchsichtig geworden ist auf dem Wege des eigenen Forschens und Denkens.
4
Wie aber ein besprochener, den Menschen durch Wunder aufgedrungener Lichtglaube nichts nützen würde, da er so gut wie der alte ein Aberglaube wäre, so würde er auch den Priestern um so weniger nützen und euch auch nicht. Oder kannst du beweisen, daß du wahrlich ein Weiser bist, so du nur die Fragen, die du dir selbst stellst, beantwortest?
5
Wenn Ich nun zum Beispiel die Säulen in diesem Palaste gar leicht reden machte, ihnen dann allerlei Fragen gäbe von der größten Weisheitstiefe und die Säulen Mir dann darauf Antworten gäben so wahr und weise, wie das keinem Menschen in der Welt, wie auch keinem Engelsgeiste im Himmel möglich wäre, was würdest du dann dazu sagen?`
6
Sagte der hohe Rat: ,Das wäre einesteils offenbar sehr wunderbar; aber die Säulen könnten am Ende doch nur nach deinem Willen und nach deiner Erkenntnis die weisen Antworten geben, und das wäre dann ebensoviel, als wenn du dir selbst Fragen geben und sie dann beantworten würdest!`
7
Sagte Ich: ,Das hast du nun ganz gut beurteilt und darüber ein rechtes Wort gegeben. Und siehe, geradeso wäre es auch mit dem Menschen, dem Gott die einmal für ewig gestellte Lebensordnung durch die Macht Seines allmächtigen Willens einprägen würde! Da würde im Menschen dann Gott Selbst wollen und auch Selbst handeln. Was sollte aber dann bei einem so bewandten Umstande aus der freiesten Lebensselbständigkeit des Menschen werden?
8
Gott aber hat die Menschen Sich nicht zu gewissen Spielpuppen, sondern zu Ihm völlig ähnlichen Ebenbildern erschaffen, die Er nicht als pure Geschöpfe Seiner allmächtigen Laune, sondern als wahre Kinder Seiner ewigen Vaterliebe aus Sich ins Dasein gestellt und sie mit der Ihm ganz ähnlichen schöpferischen Eigenschaft begabt hat, sich ganz frei aus der eigenen Lebenskraft von selbst nach dem eigenen freiesten Willen bis zur völligsten Gottähnlichkeit heranzubilden. Und siehe, daher geht es bei der Bildung der Menschen nicht, daß man ihren freiesten Willen durch ein wie immer geartetes göttliches Muß hemme, sondern man muß ihnen unter selbst den bösesten Umständen den freiesten Willen belassen, und das sogar dann, wenn es Mich Selbst das irdische Leben am Kreuzpfahle kosten sollte!
9
Seht, so viel Liebe hat die göttliche Weisheit für die Menschen, die sie einmal als ihre Kinder in diese Welt gestellt hat zur Probung des ihnen gegebenen freiesten Willens! Daher fasset das, begreifet es, und richtet keine weiteren unnützen Fragen an Mich; denn Gott hat aus Sich eine Ordnung für ewig gestellt, und bei der wird es auch ewig verbleiben! Und von nun an, so ihr wollet, reden wir von etwas anderem!`
10
Sagte hier Cyrenius: ,Aber Du, mein Herr und Meister in allen Dingen, wirst doch darum nicht ungehalten sein? Wir sind einmal das, was wir sind: noch stark irdisch begriffsstutzige Menschen und bitten Dich darum um Deine Geduld.`
11
Sagte nun Joseph: ,Die hält bei ihm nie gar zu lange aus! Es ist nun schon geratener, ihn in Ruhe zu lassen; denn gesagt und geredet hat er nun wahrlich schon sehr viel. Wenn er aber einmal so auftritt, da ist es schon am besten, ihn gehen zu lassen und das zu tun, was er angeraten hat. Da richte ich, als gleichsam sein Vater, auch nichts mit ihm aus. Er wird dann auf einmal stille und läßt uns reden, was wir wollen. Darum lasset, ihr lieben, hohen Freunde und Gönner, ihm nun nur eine Weile Ruhe; er wird dann schon wieder selbst mit etwas kommen!`
12
Sagte Cyrenius zu Joseph: ,Aber sage mir doch, ob Er Sich nicht doch irgendwann in etwas ein wenig widersprochen hat!`
13
Sagte Joseph: ,Noch nie! Was er einmal sagt, das ist schon so gut wie für die ganze Ewigkeit gesagt, und das oft bei den kleinsten und geringfügigsten Dingen! Das kann ich aller Wahrheit nach bezeugen.`
14
Sagte darauf Cyrenius: ,Ja, da ist es dann allerdings schon geratener, sich also zu verhalten, wie Er es wünscht; denn Sein Inneres ist erfüllt vom Geiste Gottes, und es geschieht, was Er will. Da können wir schwachen Menschen uns mit Ihm in keinen Kampf einlassen, wie ich mich davon schon vor zwanzig Jahren überzeugt habe. Aber es fragt sich nun, von was anderem wir nun wohl noch reden sollen, da Er doch die allerdenkwürdigste Erscheinung dieser Zeit, wie auch aller anderen Zeiten ist und bis ans Ende der Welt bleiben wird.`"

Fußnoten