Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 9

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr in Kis am Galiläischen Meer

- Kapitel 134 -

Der Herr erzählt Seine Versuchung in der Wüste (Matth, 4, 1-11)

Hier fragt Mich der weise Philopold, sagend: ,,Herr und Meister voll Liebe und Weisheit und Kraft! Wir haben aus Deinem wahrhaftigst göttlichen Munde so vieles von Deinem Wirken vernommen, aber vom ersten Wirken, als Du das irdische Elternhaus verlassen hast, wissen wir gar nichts. Ich habe mich mit Maria, Deines Leibes Mutter, und ebenso mit Joel und auch mit Deinen andern irdischen Leibesbrüdern über Deine ganze Jugendzeit getreulichst besprochen, und was ich vernommen hatte, von Deiner wundersamen Darniederkunft ins Fleisch der Maria angefangen bis zu Deinem dreißigsten Erdenlebensjahre, habe ich getreust ohne allen Zusatz und ohne eine Weglassung in ein Gedenkbuch zusammengeschrieben in griechischer Zunge und Schrift.
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Und so habe ich auch in freilich lauter Bruchsätzen als Nachtrag alles, was ich einmal hier selbst an Deiner Seite erfahren, und was ich von verläßlichen Augen- und Ohrenzeugen auch von vielen anderen Seiten und Orten her erfahren habe, in ein eigenes Buch niedergeschrieben. Aber von Deinem dreißigsten Jahre und vom Tage Deines Abganges aus Nazareth an bis über beinahe drei Monde Zeit hinaus konnte ich von niemand etwas erfahren, wo Du Dich in jener ganz ersten Zeit aufgehalten und was Du gewirkt hast.
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Von jenem Momente an, wo Du von Johannes Dich im Flusse Jordan hast mit Wasser taufen lassen, weiß ich wohl so manches, wie auch von der Berufung Deiner ersten Jünger; aber, wie gesagt, von der vorerwähnten allerersten Zeit konnte ich über Deinen Aufenthalt und über Dein Wirken trotz aller Meiner Bemühungen nicht eine Silbe in Meine Erfahrung bekommen.
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Mir als stillem Aufzeichner Deines gesamten Erdenlebens und Wirkens liegt aber höchst viel daran, daß mir auch aus jener Deiner ersten Lehramtszeit, von der auch Deine alten Jünger nichts zu sagen wissen, über Dein Sein und Wirken etwas bekanntgegeben würde; und das ist wohl niemand anderm möglich denn nur Dir, o Herr und Meister, allein. So es Dir genehm wäre, mir davon so manches zu eröffnen, so wäre mir das eine große und überaus schätzbare Gnade von Dir!"
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Sagte Ich: ,,Ich kenne deinen guten Eifer um Mich und lobe dich als einen rechten Freund Meines Herzens; doch von jener ersten Zeit, in der Ich vom Geiste des Vaters in Mir in eine Wüste am Jordan geführt worden bin, vierzig Tage hindurch fastete und Mich nur zur Not mit Wurzeln und wildem Honig ernährte, und, als es Mich nach vierzig Tagen solchen Fastens im Leibe sehr zu hungern begann, darum von einem bösen Geiste, einem Teufel ersten Ranges, dreimal versucht worden bin, rede Ich wahrlich nicht gerne näher, als Ich nun schon geredet habe. Und so die Menschen darüber auch Näheres wüßten, so gereichte ihnen solch eine Wissenschaft zu ihrem Seelenheile nicht um ein Haarbreit mehr, als so sie davon auch nichts Näheres wissen."
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Sagte Philopold: ,,Aber, o Herr und Meister, wie mochtest Du Dich von einem Erzteufel versuchen lassen, und wie konnte er sich je Dir nur im geringsten nahen? Denn zwischen Dich und einen Teufel ist ja durch Deine Weisheit und Macht eine solche Kluft gestellt, über die kein böser Geist ewig je sollte gelangen können? Wer war denn dieser überkecke böse Geist? O Herr und Meister, weil Du mir nun schon so viel gesagt hast, so sage mir noch etwas mehr und etwas Näheres darüber!"
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Sagte Ich: ,,Es gibt zwar keine urgeschaffenen Erzteufel in der Art, wie ihr euch dieselben vorstellet, - aber dennoch ist alles der Materiewelt in seinem Urelement ebensoviel wie ein urgeschaffener Erzteufel, und es ist darum eines, ob man da sagt, man werde von der Welt oder von den materiellen Gelüsten des Fleisches versucht, oder man werde von dem und jenem Erzteufel versucht; und wer sich von der Welt und seinem Fleische zu sehr gefangennehmen läßt, dessen Seele ist dann auch ein persönlicher Teufel und lebt im steten Vereine mit den argen, noch ungegorenen Materiegeistern nach dem Tode des Leibes fort, und ihr Streben ist fortan gleich wie ihre Liebe ein böses, und sie sucht denn auch fortan ihre arge Liebe zu befriedigen.
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Diese Art Teufel können freilich wohl über die unermeßliche Kluft zwischen Mir und sich nicht kommen; aber da Ich nun Selbst in diese Welt, die in sich voll Gericht und somit auch voller Teufel ist, gekommen bin, so habe Ich auf eine Zeitlang aus der tiefsten Tiefe Meiner Erbarmungen durch die Annahme des Fleisches eine Brücke über die vorbenannte Kluft erbaut, ohne welche Brücke kein Mensch dieser Erde je zur wahren und vollen Seligkeit gelangen könnte, und es versteht sich von selbst, daß sich auf dieser Brücke Mir ein Teufel gleich wie ein Mensch, wenn er auch noch so böse ist, nahen und in seiner gänzlichen Blindheit Mich auch versuchen und auch auf das grimmigste verfolgen kann, wennschon ohne Wirkung gegen Meine Macht, sondern nur zur steten Vermehrung seines eigenen Verderbens. Das wirst du wohl einsehen?
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Und siehe, Freund, also war es denn auch in jener von dir angeregten Zeit einem Teufel möglich, Mich zu versuchen!
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Damit du aber ein Näheres noch über diesen dir freilich wohl etwas sonderbar klingenden Akt in deine Erfahrung bringst, so will Ich dir denn auch noch in Kürze die Art und Weise der Versuchung anzeigen, - und so höre denn!
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Als Ich einmal bei drei Wochen lang in der Wüste gefastet hatte, um Mich von aller Welt vollends abzuwenden und Meinen Leib mit Mir in allem einstimmiger zu machen, als das in der Zeit sein konnte, in der Ich mit Meinem Nährvater Joseph und seinen Söhnen aus seiner ersten Ehe viel als ein Zimmermann zu verkehren hatte, und es Mich bei Meiner Wüstenwurzelkost und wildem Honig sehr zu hungern begann und Ich wahrlich in Meinem Leibe eine starke Lust, Brot zu essen, gar sehr gewahrte, da trat der Versucher in der Gestalt eines ernsten und weltweisen Magiers vor Mich hin und sagte: ,Herr und Meister, ich kenne Dich, daß Du dem Leibe nach Gottes Sohn bist! Warum quälst Du Dich mit dem Hunger in dieser elenden Wüste, wo Dir doch alle Schätze aller Welten und Himmel zu Gebote stehen?! Willst Du sie aber nicht benutzen, weil Du der elenden Menschen wegen auch ein Mensch werden wolltest, um ihnen als ein Beispiel der höchsten Enthaltsamkeit und Nüchternheit vorzuleuchten, um sie dadurch Dir ähnlicher zu zeihen, so mache, weil Dich hier wohl niemand beobachten kann, aus den vielen Steinen Brot - was Dir wohl möglich ist - und iß Dich einmal ordentlich satt!`
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Ich aber sagte ganz ernsten Angesichtes: ,Höre, der du es wagst, Mich, deinen Herrn von Ewigkeit, zu versuchen! Mein Leib ist nun auch ein Mensch, versehen mit den Bedürfnissen eines jeden Menschen in dieser Welt; aber wisse und begreife, der Mensch lebt nicht so sehr vom Brote dieser Erde, sondern vielmehr von einem jeglichen Worte, das aus dem Munde Gottes kommt! Auch für euch wäre nun die Übergangsbrücke zum ewigen Leben hergestellt; aber ihr solltet euch lieber nun selbst demütigen und Mich um Vergebung eurer Sünden bitten, und es würde euch geholfen sein!`
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Auf diese Meine Worte entfernte sich der Versucher auf einige Tage von Mir, als wollte er diese Mahnung beherzigen und sich am Ende danach richten. Aber dem war nicht so; er kam bald abermals zu Mir und sagte: ,Herr und Meister, Du weißt es, daß ich voll Hochmutes und voll Herrschsucht bin; ich will aber von Dir, der Du nun in dieser Wüste Dich Selbst demütigst, die rechte Demut erlernen. Laß Dich darum nun - was uns ein leichtes ist, - auf des Tempels höchste Zinne stellen, und dort will ich mit Dir weiter reden!`
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Ich aber sagte: ,Von deiner Ohnmacht werde Ich Mich nicht dahin stellen lassen; aber Ich Selbst will es nun so, - und wir befinden uns schon an Ort und Stelle! Und nun kannst du denn auch weiterreden!`
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Als Ich das zum Versucher sagte, da sprach er zu Mir: ,Herr und Meister! So du dem Leibe nach wahrhaft Gottes Sohn bist, so laß Dich von dieser Höhe hinab in die Tiefe, und Gott wird dann ohnehin Seinen Engeln gebieten, daß sie Dich auf ihren mächtigen Händen tragen werden, auf daß Du mit keinem Gliede an einen Stein stoßest!`
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Da sagte Ich zum Versucher: ,Du sollst dich wohl vor Mir, deinem Gott und Herrn, demütigen, aber nicht Ich Mich vor dir durch einen Sprung in diese Tiefe hinab! Dadurch kommst du ewig zu keiner Demut und Besserung. Dieser dein Versuch hat dir wahrlich nichts genützt, darum entferne dich!`
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Darauf verließ Mich der Versucher, und Ich befand Mich, durch Meine Macht getragen, im Augenblick wieder in Meiner Wüste, in der es freilich wohl nicht angenehm zu wohnen war.
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Nach wenigen Tagen aber erschien der Versucher abermals vor Mir, und Ich fragte ihn: ,Was willst du unverbesserlicher Teufel nun zum dritten Male von Mir?`
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Sagte der Versucher: ,Herr und Meister! Gehe nun mit mir auf einen hohen Berg! Dort will ich die Demut von Dir lernen und mich bessern!`
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Und Ich ging mit ihm auf einen hohen Berg und sagte: ,Was willst du nun hier von Mir?`
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Und der Versucher sagte: ,Herr und Meister, demütige Du Dich vorerst vor Mir, und ich will mich dann vor Dir demütigen! Siehe, alle die schönen und reichen Lande will ich Dir geben, so Du vorerst Dich vor mir auf die Knie niederbeugst und mich anbetest!`
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Da sagte Ich: ,Nun habe Ich von dir genug! Weiche nun von Mir, Satan! Denn es steht geschrieben: ,Du sollst Gott, deinen Herrn, allein anbeten und Ihm dienen und Ihn nicht versuchen!``
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Darauf wich der Versucher für immer von Mir; aber dafür traten viele Legionen Engel aus den Himmeln zu Mir und bedienten Mich.
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Mit dem nahm Ich denn auch Abschied von der Wüste, nahm zuvor schon etwelche Jünger zu Mir und ließ Mich darauf denn auch von Johannes im Flusse Jordan taufen. Von da an nahm Ich dann die andern Jünger, die zumeist Fischer waren, auf und reiste mit ihnen von Ort zu Ort.
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Und mit dem hast du, Freund Philopold, nun denn auch das, was dir abgegangen ist. So Meine alten Jünger sich das auch aufzeichnen wollen, da können sie das auch tun." -
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Mein Matthäus hatte sich das auch noch in Kis aufgezeichnet, weil er im Schreiben fertiger war als die andern Jünger, die des Schreibens kundig waren.

Fußnoten