Gottes Neue Offenbarungen

Der Grossglockner

Ein Evangelium der Berge

- Kapitel 8 -

Wege zur Besserung der Naturgeister

Was alsonach die dritte Art der Geister anbelangt, so ist auch diese wieder in drei verschiedene Arten zu scheiden, und zwar in eine untere, in eine mittlere und in eine obere Art.
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Zu der unteren Art gehören alle jene geistigen Wesen, welche das Innere der Berge bewohnen und daselbst die Metalle und die Wasserquellen, wie auch das Gestein und Erdreich in der Berge Innerem überwachen. Diese Art der Geister ist somit auch an und für sich wieder dreifach zu scheiden, und zwar in Feuergeister, Erdgeister und Wassergeister. Diese Geister sind weder böswilliger noch guter Natur, sondern sie sind ein bares Mittelding zwischen Gut und Böse; daher werden sie auch zu eben diesem Zwecke verwendet: die Feuergeister zum Auskochen der Metalle, die Wassergeister, um die Feuergeister bei ihrer Arbeit zu dämpfen, und die Erdund Steingeister, um die Feuer- und Wassergeister in ihren Schranken zu halten.
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Wer sich vom Dasein dieser Geister überzeugen will, der mache nur Bekanntschaft mit biederen und unbefangenen Bergleuten, und er wird unter hundert solchen Menschen sicher neunzig antreffen, welche in ihrem Leben wenigstens ein-, zwei- oder dreimal ein oder das andere sogenannte Bergmännlein gesehen haben. Diese Art Geister kommen nur gar selten auf die Oberfläche der Erde; denn ihre innere Geschäftswelt kommt ihnen viel herrlicher vor als die äußere gehaltlose, - wie sie zu sagen pflegen. Nur müßt ihr euch nicht etwa denken, daß ihnen die Materie bei ihrem Hin- und Herwandern hinderlich sei; solches ist sie mitnichten. Wo immer sich ein solcher Geist hinbewegen will, so geht er durch Wasser, Feuer oder Steine noch um vieles ungehinderter als ihr durch die Luftregionen. Denn wo ihr Materie erschauet, da erschaut der Geist nur die entsprechende Substanz derselben. Diese allein ist für ihn ein Etwas; die eigentliche grobe Materie aber ist für ihn ein bares Nichts und ist für ihn so gut wie gar nicht da.
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Daß diese Geister nutzwirkend sind, könnt ihr aus dem Amt erkennen, das sie versehen; nur dürfen sie nicht durch einen Ungläubigen, wie auch Gläubigen, durch mannigfache Lästerungen und Verunglimpfungen ihrer Wesenheit gereizt werden. Geschieht solches irgendwo, dann sind sie auch gar bald bereit, sich an derlei Menschen bitter zu rächen.
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Wehe hernach dem, der in ihre Hände gerät! Den Gläubigen züchtigen sie durch allerlei Mittel, die ihnen zu Gebote stehen, den Ungläubigen aber erfüllen sie nicht selten mit einer unausstehlichen Angst, oder sie machen ihm einen unerwarteten Schreck, oder sie werfen ihm irgendein leibliches unheilbares Übel auf den Hals. Dagegen hat der gläubige sanftmütige Mensch von ihnen nichts zu befürchten, - im Gegenteil: so sich ein also gläubiger Gutmütiger in den unterirdischen Höhlen und Gängen der Berge verstiegen hat, so zeigen sie ihm fast allzeit einen sichern Ausweg. Dieses alles könnt ihr buchstäblich bei allen Bergleuten erfahren; und möget ihr dieselben aus den verschiedensten Erdgegenden vernehmen, so werden ihre Aussagen ganz vollkommen übereinstimmen. - Das ist demnach die erste Art der dritten Art Geister.
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Unter welchem Gesichtspunkte alle diese Geister in der eigentlichen Geisterwelt vorkommen, das wird erst in dem evangelischen Teil gezeigt werden; und so gehen wir nun zu der zweiten oder mittleren Art über.
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Diese Art Geister ist zumeist auf der Oberfläche der Erde beschäftigt, und es gibt derselben zahllos viele. Der eine Teil hat für alle Bäume, Gesträuche, Pflanzen, Gräser, Moose und Schwämme zu sorgen und die in den Pflanzen selbst noch nicht frei gewordenen Geister bei ihrer Tätigkeit zu leiten, damit jede Pflanze, sei es nun ein Baum oder was immer, ihre ursprüngliche Form und Beschaffenheit erhält. Der andere Teil dieser Geister aber hat die Tierwelt unter sich und muß da dieselbe Obsorge tragen, welche der eine Teil dieser Geister bei der Pflanzenwelt zu tragen hat, nämlich, daß jedwedes Tier seiner Form, seiner Beschaffenheit und Tätigkeit entspricht. Diese Art Geister wird den Menschen nur gar selten sichtbar. Diese Geister haben viel zuwenig Zeit, als daß sie darauf bedacht sein sollten, sich unnützermaßen sichtbar zu machen; denn die fortwährende Nutzwirkung und derentwegen ihr guter Wille hindern sie daran.
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Dessenungeachtet aber gibt es auf den Bergen doch noch so manche einfältig-fromme Hirten, die auch solche Geister zu öfteren Malen gesehen haben. Sie werden euch auch so manches Histörchen erzählen können, wie solche Geister nicht selten über Nacht eine magere Wiese grünen gemacht haben, und wie sie ihre Kühe und Schafe bei starken Gewittern vor Unglück behütet haben und sie nicht auf solche Felsabhänge ließen, allwo sie sich hätten zerfallen können.
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Wenn ein weniger Gläubiger solche Geister auch nicht zu Gesichte bekommt, so wird er aber doch nicht selten gar gewaltig von ihnen angeregt, besonders wenn er durch weitgedehnte Gebirgswälder geht und namentlich durch die sogenannten Urwälder, oder wenn er sich auf den freien Alpentriften befindet, wie auch, wenn er durch große Herden von Pferden, Kühen und Schafen zieht. Diese Anregung besteht in einem mehr oder weniger unheimlichen Gefühl, auf welches gewöhnlich ein kleines Frösteln erfolgt. So jemand solches erfahren hat, da kann er auch versichert sein, daß er unter solche Geister gekommen ist, und daß dieselben sich ihm auf die besagte Art bemerkbar gemacht haben. Welchem Zustande diese Geister in der eigentlichen Geisterwelt entsprechen, solches wird ebenfalls erst im evangelischen Teil kundgetan werden, und so hätten wir noch die dritte Art der dritten Art übrig.
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Diese dritte Art kommt äußerst selten zur Erscheinung, sowohl durch die von ihr ausgeübte Wirkung, wie noch weniger an und für sich wesenhaft.
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Was ist denn die Wirkung dieser Geister? Die Wirkung dieser Geister ist die Direktion der Luft und des Äthers, - daher werden sie auch von den Alten manchmal ,,Luftgeister" genannt.
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Wenn ihr den Zug der Winde beobachtet, namentlich derjenigen Winde, die von Nordosten herkommen, und zwar gewöhnlich um die Mitternachtstunde, wie auch manchmal abends ein oder zwei Stunden nach dem Untergang der Sonne, so dürftet ihr eine zweifache Einwirkung bemerken: eine, die sich durch ein Erschauern kundgibt, und eine, welche einige Haustiere in Unruhe versetzt, und zwar vorzugsweise die Hunde, Hühner, Katzen, Schweine und Pferde. Wenn ihr solche Bemerkungen macht, da könnt ihr versichert sein: solche Erscheinungen rühren von solchen Luftgeistern her. Diese sind jedoch Geister untergeordneter Art, oder, wie ihr zu sagen pflegt, es sind dienstbare Geister.
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Wenn ihr aber eure Blicke höher erhebt und die sonderbaren Formen der Wolken beschaut, da könnt ihr abermals versichert sein, daß solche Formen eine Wirkung obbesagter Geister sind. Die Wolke selbst besteht zwar nicht aus diesen Geistern; aber was ihre Form betrifft, so hängt es allzeit von den Luftgeistern ab, wie sie eine Luftschicht um die andere also drehen und wenden, daß dann die Wolkengeister - namentlich die der unteren, argen Art - nur diejenige Form annehmen können, die da die Wendung und Drehung der Luftschicht ihnen zuläßt. Dieses geschieht darum, damit die Friedensgeister - denen ihre Formierung freisteht - aus eben den Formen die argen Geister und das, was diese alles im Schilde führen, erkennen. Alsdann ist hier nur die Ursache der Wirkung zu ersehen, die wirkenden Geister aber durchaus nicht.
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Eine noch höher stehende Art dieser Geister, welche schon im Äther sich befinden, ist erschaulich in der seltenen Erscheinung der sogenannten Fata Morgana. Diese Erscheinung rührt nämlich daher: Wenn diese obersten Äthergeister die Luftoberfläche zur völligen Ruhe gebracht haben, so wird diese Oberfläche bild- oder formaufnahmefähig, und zwar auf dieselbe Weise wie ein ganz ruhiger Wasserspiegel oder ein Glasspiegel. Ist aber die Luftoberfläche von beständigen Wogen und Wellen zerrissen gleich wie die Oberfläche eines Sees, Stromes und Meeres, wenn sie durch Winde oder Flutung in Unruhe gesetzt wird, so ist da natürlich an keine Abspiegelung zu denken.
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Was die Fata Morgana an und für sich ist, habt ihr ohnedies schon in einer ziemlichen Abhandlung empfangen; hier aber handelt es sich nicht mehr darum, daß ihr das Empfangene noch einmal empfangen sollet, wohl aber darum, daß ihr dasselbe vom geistigen Grunde aus verstehet. Der geistige Grund ist aber bereits kundgetan; hier wäre nur die Frage, warum solches geschieht. Nun, das ist freilich wohl wieder etwas ganz anderes. Solches geschieht darum, damit es den sich im hohen Äther aufhaltenden Friedensgeistern desto leichter wird, entweder das geheime Tun und Trachten der argen Geister in den Klüften und Schluchten der Gebirge zu beobachten, oder, wenn solche Geister sich in Gestalt der bekannten Wolken schon in die Luft erhoben haben, ihre heimlichen Gesinnungen mit großer Sicherheit auszuforschen.
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Ihr müßt euch hier nicht etwa denken, es möchte ihnen da die bewegte Luft als Materie hinderlich sein, so daß sie darob mit ihren unendlich scharf, weit und tief sehenden Geisteraugen nicht die Umtriebe der argen Geister erschauen könnten; wohl aber müßt ihr es euch also denken, daß diese beschriebene Ruhe der Luftoberfläche nur eine Folge der Aufmerksamkeit ist, welche die oberen Geister gegen die unteren bei solcher Gelegenheit zu haben pflegen.
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Ihr werdet schon öfter gehört haben, daß manche Menschen ganze Heere in der Luft und in den Wolken streitend erschaut haben. Sehet, solche Erscheinungen sind auch eine Art Fata Morgana, aber wohl eine der allerseltensten Art!
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Sie geschehen auf folgende Weise: Wenn ihr hoch im Äther ganz selten weiße Lämmerwölkchen erblickt, unter diesen - freilich wohl in sehr weiter Entfernung - aber schon Gruppen der wohlbekannten schwarzen und dunklen Wolken, so erscheint das Bild der schwarzen Wolken auf den Lämmerwölkchen dunkel abgedruckt. Das ist der Anfang dieser Erscheinung. Wenn dann dieses einige Minuten lang währt, so kann ein aufmerksamer Beobachter auf diesem dunklen Abbild eine Menge wohlgeformter Wesen erblicken, entweder in der Gestalt mannigfacher wilder Tiere oder auch in der Gestalt von allerlei zum Kampfe gerüsteten und sich zum Kampfe übenden Kriegern.
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Hier werdet ihr fragen: ,,Wie bilden sich denn diese Formen auf der ruhigen Luftfläche ab?"
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Sehet, solches geschieht auf folgende Art: Wenn die Geister der unteren Wolken solche Ruhe über sich gewahren und darob auch keine Störung erleiden, so bilden sie sich aus der Substanz der Wolken, welche der bekannte naturmäßig-geistige Teil ist, förmlich Leiber in der Meinung, dadurch kräftiger und widerstandsvoller zu werden, verbergen sich aber dennoch vor den Augen der Menschen, damit diese ja nicht etwa bei ihrem Anblicke die Zuflucht zu Meinem Namen nehmen möchten. Aus diesem Grunde treiben sie solches Spiel auch nur auf der Oberfläche der Wolke und lassen den der Erde zugekehrten Teil der Wolke auch Wolke sein.
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Sehet, wenn demnach über ihnen eine solche Ruhe der Oberfläche der Luft eingetreten ist, so wird auf derselben solches wesenhafte Treiben der argen Geister bildlich gesehen, weil diese Geister sich wirklich aus der Wolke und aus der sie umgebenden Luft eine Art Leib gebildet haben. Aber es nützt ihnen solche Handlungsweise gar nichts; denn je mehr sie sich also zu verwahren und festen suchen, desto tiefer werden sie von den oberen Friedensgeistern durchschaut und nach kurzem Zeitverlauf auch desto tüchtiger ergriffen und zur Erde herabgeworfen. (Zu dieser Art von Geistererscheinungen gehört auch diejenige, welche Mein Schreiber am vergangenen Montag vormittags gesehen hat.)
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Sehet, das ist sonach die dritte Art der Geister, die namentlich und vorzugsweise mit den andern höheren Friedensgeistern sich bei ruhigen Gelegenheiten in der Gegend hoher Gletscher aufhalten und - wenn es notwendig ist - sich in Gedankenschnelle über alle Gegenden der Erde ausbreiten können; nur müßt ihr unter der dritten Art dieser Geister nicht etwa die Bildformen der unteren Wolkengeister, noch die Friedensgeister selbst verstehen, sondern allein die dem sterblichen Auge beinahe niemals zur Erscheinung kommenden Äthergeister, von welchen nämlich diese Ruhe der Luftoberfläche bewirkt wird.
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Was auch diese Geister in der eigentlichen Geisterwelt für einen Standpunkt ausfüllen, wird in dem nächstfolgenden evangelischen, sowie allen anderen Teilen kundgetan werden. Es gibt freilich wohl noch höhere Geister, welche in den Weltenräumen die Welten und Sonnen lenken und führen, und endlich noch höhere Geister, welche dem Menschen beigegeben sind; allein für diese ist wieder ein anderer, größerer Platz bestimmt, und sie haben daher mit dem Wesen der Erdordnung unmittelbar nichts zu tun. Daher können sie füglichermaßen hier auch nicht aufgeführt und weiter enthüllt werden.
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Und somit wären wir auch mit dem geistigen Teil unseres Großglockners wie auch aller andern Gletscher und Berge zu Ende und werden uns für ein nächstes Mal sogleich zum evangelischen Teile hinwenden. Und somit lassen wir es für heute wieder gut sein!

Fußnoten