Gottes Neue Offenbarungen

Die Geistige Sonne
Band 1

Mitteilungen über die geistigen Lebensverhältnisse des Jenseits

- Kapitel 12 -

Die Sphäre des siebenten Geistes. - Rätselhafte Bilder für geistige Zustände

Sehet, der siebente Geist steht hier und harret euer, daher verfüget euch sobald in seine Sphäre, damit ihr allda schauet die Löse und des Heiles und der ewigen Ordnung untrügliche Wege. - Ihr seid nun in seiner Sphäre und schauet ganz verblüfft und verdutzt um euch her. Was erblicket ihr denn wohl, das euch so sonderbar stimmt, als wüßtet ihr nicht, ob ihr vom Scherze oder Ernste umfangen seid? Ich sehe aber gar genau, was da vorgeht in euch, und euere inneren Worte, um die ihr selber kaum wisset, liegen klar vor Mir.
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Demnach saget ihr: Wie aus dieser Anschauung die Löse so sonderbarer Dinge, wie wir ehedem geschaut haben, herauskommen wird, das mag begreifen, wer es will. Wir aber sehen statt der Löse nur einen, wenn schon nicht schauerlichen, so doch viel verworreneren Knoten. Also begreife das, wer es wolle, wie da die Löse herauskommen wird, wir vermögen solches nicht. Denn was soll denn das heißen: Hier und da ragt ein kegelförmiger Berg hervor; die Menschen steigen auf der einen Seite bis zur Spitze hinauf und rutschen auf der andern Seite wieder hinunter. Und die da hinabgerutscht sind, stellen sich auf und lachen über diejenigen, die ihnen nachfolgen und sagen dabei: Also ist es doch wahr, daß ein Narr zehne macht. - Auf einer anderen Seite sehen wir eine Menge Schaukeln, jede zwischen zwei ziemlich starken und hohen Bäumen hängend, und in einer jeden wird über die Maßen geschaukelt. Auch da steht eine Menge Zuschauer, verlacht die Schaukelnden und ruft ihnen zu: Ihr Dummköpfe, warum seid ihr so heiter in solch einer Schaukel, in welcher ihr zwar recht heftig hinundherflieget, aber dabei doch immer auf derselben Stelle bleibet? Der Schwungbereich eurer Schaukel ist die ganze Reise, die ihr stets wieder von vorne beginnend machet. - Dieses ist das zweite Bild, das wir sehen, so sprechet ihr in euch. Und wieder sagt ihr weiter: Auf einer andern Seite erblicken wir einen Ringwall. Innerhalb dieses Ringwalles sind kreisförmige Bahnen, die schneckenförmig gegen ein im Zentrum gestelltes Zelt zulaufen. Auf diesen Bahnen rennen die Menschen dem Zelte zu. Haben sie dasselbe erreicht, so kehren sie wieder um und rennen nach auswärts gegen den Ringwall zu. Auf dem Ringwalle herum stehen hier und da zerstreute Menschengruppen, welche diese Ringbahnrenner unterschiedlich verlachen und sie fragen, was sie damit erreichen wollen. Manche werden dieses Rennens überdrüssig, steigen auf den Ringwall hinauf und sagen dann: Aber wie habe ich denn so dumm sein können und habe mich da für nichts und wieder nichts fast zu Tode gerannt?
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Auf einer vierten Stelle erblicken wir ein etwa tausend Klafter im Durchmesser und etwa eine Klafter in der Tiefe habendes rundes Wasserbassin. In der Mitte des Wasserbassins ist ein großes Schaufelrad angebracht, welches etwa zehn Klafter im Durchmesser hat. Dieses Schaufelrad wird an einem über demselben angebrachten Gebälk in stets gleichen Umschwung gebracht. Dadurch wird die ganze Wassermasse im Bassin genötigt, eine gleiche Wirbeldrehung zu machen, die in der Gegend des Rades am geschwindesten und je weiter weg von selbem stets langsamer wird.
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Auf der Oberfläche des Wassers ist eine Menge Kähne vorhanden. In den Kähnen sitzen Menschen und bemühen sich, von den Ufern dem Schaufelrade näherzukommen. Wenn sie aber in dessen Nähe gekommen sind, ermatten sie bald und werden dann von der nach außen gehenden Wirbeldrehung des Wassers wieder ans Ufer gespült. Am Ufer gibt es wieder eine Menge Zuschauer, welche solche törichte Seefahrer recht weidlich verlachen.
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Die Seefahrer scheinen sich hier und da nicht viel daraus zu machen. Einige aus ihnen aber, wenn sie schon zu öfteren Malen ans Ufer gespült worden sind, steigen endlich mit langweiligen und verdrießlichen Gesichtern aus ihrem Kahne ans Ufer und können sich da nicht genug verwundern, wie sie sich so lange für nichts und wieder nichts haben können von dem Wasserrade auf der Oberfläche des Wassers herumfoppen lassen. Einige von ihnen schauen dem tollen Treiben noch eine Zeitlang zu und verlachen mit den übrigen Zuschauern die noch sehr beschäftigten Seefahrer. Andere aber entfernen sich kopfschüttelnd und suchen sich irgendein ruhiges Plätzchen, um da von ihrer tollen und nichtigen Strapaze auszuruhen. - Das ist aber auch alles, was wir in der vielversprechenden Sphäre dieses siebenten Geistes erblicken. Daß sich solche Erscheinungen sehr vielfach vorfinden, das sehen wir wohl, aber sie sind immer dieselben. Wer demnach aus diesen Erscheinungen eine Löse und noch mehr die untrüglichen Wege der göttlichen Ordnung ersehen mag, der muß mehr Licht in seinen Augen haben als eine ganze Legion von Hauptzentralsonnen auf einem Punkte zusammengenommen. Alles, was wir aus der ganzen Geschichte herausbringen können, ist das, was schon einst die alten Weisen gesagt haben: Unter der Sonne gibt es nichts Neues, sondern es geht alles seinen stetigen alten Kreislauf durch, denselben allezeit wieder auf dieselbe Art von vorne beginnend.
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Nun aber sage Ich euch dagegen ein anderes, auch altes Sprichwort, welches sehr aus der Natur der Dinge genommen ist und also lautet: Wer blind ist, der sieht nichts! - Sehet, gegen dieses Sprichwort läßt sich nichts einwenden, denn also verhält es sich allgemein in der Welt und ganz besonders, was die innere Anschauung des Geistes anbelangt. Die ganze Welt gleicht einem Thomas, der da sagte: Solange ich nicht meine Hände in Seine Wundenmale und in Seine Seite lege, so lange glaube ich nichts; was mit anderen Worten gesagt gerade soviel heißt: Was ich nicht mit meinen Händen greifen und beim hellen Sonnenschein mit meinen Augen sehen kann, das ist für mich so gut wie nichts, heißt nichts und sagt nichts.
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Ich möchte aber fürs erste einen jeden solchen Einwender fragen: Kannst du die Sterne des Himmels mit deinen Händen greifen und kannst du sie schauen beim hellen Sonnenscheine? Siehe, du kannst weder das eine noch das andere. Sind darum die Sterne nichts, weil du weder das eine noch das andere kannst? - Du sagst Mir: Die Sterne sehe ich wenigstens bei der Nacht und kann da ihren Lauf bemessen. Ich aber sage dir: Solches Zeugnis von deiner Seite gereicht dir für deinen Scharfsinn eben nicht zur größten Ehre, indem du dadurch offenbar kundgibst, daß du Meine Ordnung nur von deiner Nachtseite aus berechnest, aber die Ordnung des Tages bleibt dir fremd. Und hättest du keine Nacht, so ständest du am hellen Tage wie ein Blinder da und möchtest nicht einmal träumen von der Ordnung Meiner Dinge. Es ist traurig, wenn ihr eure Weisheit in der Ordnung Meiner Dinge nur der Nacht, nicht aber dem Tage verdanket. Und sehet, solches geben auch die von euch geschauten Dinge gar treulich kund.
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Dort steigen Wißbegierige und Erfahrungslustige auf einen Berg und glauben, da werden sie die Geheimnisse der Himmel beim gerechten Zipfel fassen und daran alles heraussaugen bis auf den letzten Tropfen, was alles sich in demselben vorfindet. Daher bemühen sie sich auch, über all die Steilen des kegelförmigen Berges hinaufzuklettern. Je weiter sie kommen, desto weniger Standpunkt haben sie. Und wenn sie vollends die Spitze erreicht haben, da haben sie endlich gar keinen Stand mehr, werden bald schwindelig, und da sie in der Höhe keinen himmlisch zipfelhaften Anhaltspunkt treffen, so lassen sie sich auf der anderen Seite des Berges schnell rutschend wieder hinab in dieselbe Ebene, von der sie ausgegangen sind. Am Ende wissen sie nicht, wozu ihr Bergklettern gut war, und können auch nicht umhin, sich fürs erste selbst zu belachen und dann zu sich zu sagen: Jetzt wissen wir so viel wie früher, all unser Bemühen war töricht und lächerlich. Wir haben im Aufklimmen einer dem andern zuvorzukommen gestrebt; warum? Damit wir dann allesamt gleich schnell wieder auf der andern Seite abfahren mußten. Was haben wir nun denen voraus, die ihre Füße nicht versucht haben auf den Berg hinaufzubewegen? Nichts, als daß wir fürs erste nun mit ihnen ganz gleich stehen, und fürs zweite, daß wir von ihnen noch als Törichte belacht werden, darum wir zur Erreichung eines und desselben Zieles uns so viel beschwerliche Mühe gemacht haben, das wir auf eine viel bequemere Art hätten erreichen können.
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Merket ihr aus dieser Darstellung noch nichts? Ich werde euch nur etwas sagen, und ihr werdet der Sache leicht näher auf die Spur kommen Wie versteht ihr den Text: ,,Mein Joch ist sanft und Meine Bürde leicht?" Wenn ich solches kundgegeben habe, wer nötigt hernach diejenigen, die zu Mir kommen wollen, auf Berge zu klimmen, um zu Mir zu gelangen, während Ich auf dem ebenen Lande und auf dem kerzengeradesten Wege ihrer harre? - Sehet nun ferner, warum geschieht sonach unter der Sonne nichts Neues? Ich sage euch: Aus dem sehr weisen Grunde, damit die menschliche Weltweisheit sich endlich dadurch nach und nach von selbst abstumpfen muß, weil sie es am Ende mit den Händen greift, daß sie nichts anderes erreichen kann, als was auf gleichem Wege schon lange vorher ist erreicht worden.
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Weiter könnet ihr aus diesem ersten Bilde auch eine tüchtige Löse des in der Sphäre des sechsten Geistes Geschauten finden. Wenn ihr die Geschichte der Bemühungen des Drachen nach der Offenbarung Johannis durchgehet, da werdet ihr doch auch mit den Händen greifen können, wie oft sich derselbe schon die Mühe gemacht hat, von neuem wieder aus seinem Abgrunde emporzutauchen, oder, nach dem heutigen ersten Bilde, die Spitze eines oder des anderen Berges zu erklimmen. Was aber war noch allzeit die Folge solch seiner Bemühung? -
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Je höher er es trieb, desto weniger hatte er einen Grundstand, und wenn er die Spitze erreicht hatte, was war da die Folge? Daß er gar schnell wieder in die Tiefe hinabfuhr, von der er aufgestiegen war, denn auf der Spitze kann sich nichts halten. Will sich etwas auf derselben festmachen, da hört doch sicher aller Wirkungskreis auf und kann unmöglich größer sein als der spitze Standpunkt selbst ist, auf dem sich der wirken Wollende befindet. Solches aber wird auf der Spitze einem jeden wirken Wollenden klar, daher ist auch für keinen eines Bleibens auf der Spitze. Ein jeder wird ganz sicher auf derselben vom Schwindel ergriffen. Die Folge des Schwindels ist, daß er die Spitze wieder verläßt und im Gegenteile schnell wieder in die Tiefe hinabgleitet. Solches ist eine gar weise Schule der ewigen Ordnung! Ihr Name heißt Abödung, welches so viel besagt als eine Abtötung aller selbstsüchtigen Begierlichkeit.
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Es nützt da nichts, wenn auch einer vor der Besteigung des Berges sagt: Höret, Brüder, steiget mit mir, ich weiß den rechten Weg. Kommet nur mit mir, nur auf diesem Wege werden wir einen rechten und haltbaren Standpunkt finden auf der Höhe. Wir haben schon anfangs diese Geister ausrufen gehört in der Tiefe: Ein Narr macht zehn; - und sehet, nicht nur zehn, sondern eine ganze Menge klettert einem solchen Wegekundigen nach. Da aber der Berg als ein Kegel guterdings nur eine Spitze hat, so wird auf allen Wegen dieselbe richtig erreicht; aber allda heißt es dann auch allwegs: Bis hierher und nicht um ein Haar weiter! Das Los aber ist - auf der anderen Seite wieder gar schnell hinabzugleiten zur Erreichung des Zustandes, von dem man ausgegangen ist. - Sehet, in diesem Bilde liegt schon eine Hauptlöse des vorhin Geschauten in der Sphäre des sechsten Geistes. Die nächsten Bilder werden uns solche Löse noch viel klarer vor die Augen stellen; daher verweilet nur noch in der Sphäre dieses siebenten Geistes so lange, bis wir alle Bilder werden gelöst haben. - Nächstens kommt somit die Schaukel an die Reihe, dann der Ringwall mit seinen Schneckenringbahnen und endlich das Wasserbassin. Und somit gut für heute!

Fußnoten