Die Haushaltung Gottes
Band 1
Die Urgeschichte der Menschheit
- Kapitel 155 -
Lamechs Frage nach des fremdem Abedam Namen
17. November 1841
Nach dieser Rede Abedams, des anderen, trat auch Lamech, der getreue Liebhaber Emanuels an die Seite Abedams und betrachtete Ihn vom Kopfe bis zum Fuße; denn diese letzte Rede hatte auch ihn aus seinem Trauerliebestaumel geweckt und machte sein Herz stutzen. Da er von den früheren Worten, in seine Trauerliebe um den entschwundenen Emanuel begraben, soviel wie fast nichts vernahm, so war es nun ganz gewiß, daß diese plötzlich nun vernommenen Licht- und Liebesworte aus dem göttlichen Munde Abedams auf sein neu wachgewordenes Herz eine erstaunliche Wirkung hervorbringen mußten, und somit auch um so mehr noch auf die kranke Liebe Lamechs, da Der, aus dessen Munde und Herzen sie kamen, der neu verborgene Emanuel Selbst war!
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Und nachdem er sich am Abedam sozusagen satt gesehen hatte und mit seinem Schauen dessenungeachtet nichts heraustüpfeln konnte, so nahm er sich endlich die Freiheit und fragte Ihn, sagend nämlich:
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,,Höre, Abedam, du bist mir noch ein ganz fremder Mann, der du aus einem menschlichen Munde rein göttliche Worte sprichst, also zwar, daß, so mein allergeliebtester Emanuel Abba hier stünde und möchte reden über diesen Hauptpunkt alles menschlichen Lebens, Er unmöglich anders sprechen könnte, wie du nun gesprochen hast! Sei doch so gut und sage mir, woher dir solche unbegreiflich hohe Liebweisheit geworden ist!
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Denn siehe, Emanuels Verschwinden hat mich bis jetzt für alles taub und blind gemacht, und so sehe ich nun mit meinen Augen dich jetzt sicher zum ersten Male unter uns und kann nun nicht genug staunen über dich! Sage mir daher etwas über dich; denn mein Herz sehnt sich sehr nach deiner näheren Bekanntschaft!"
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Und der Abedam entgegnete dem Lamech: ,,Mein geliebter Lamech! Nun höre du: Weißt du Mir zu sagen, um welche Zeit es nun ist, und wo wir uns nun, wie wir hier sind, befinden?"
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Und der Lamech antwortete: ,,Soviel ich nun merke und mich auch von früher ganz dumpf erinnere, so ist das die Hütte Adams, in die er uns alle, wie wir nun hier sind, nachdem wir die heimatliche Höhe erreicht hatten, aufnahm; doch solches weiß ich nur wie aus einem Traume heraus! Aber um welche Zeit es nun ist, könnte ich dir nicht genau sagen; jedoch nach dem noch ziemlich starken Lichte in der Hütte zu urteilen, dürfte es noch nicht gar zu spät des Abends sein."
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Und der Abedam sagte wieder zum Lamech: ,,Siehe, Mein geliebter Lamech, es liegt aber nun ganz besonders für dich sehr viel daran, daß du genauer weißt, um welche Zeit des Abends es nun ist; daher begib dich ein wenig aus der Hütte und beurteile die abendliche Frühe oder Späte nach der Stärke der Abendröte!"
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Und der Lamech befolgte sogleich den Rat; aber wie erschrak er, als er statt der gehofften Abendröte schon überall die dichteste Finsternis über die ganze Erde gelagert sah, die nur durch die beständigen Blitze des schon sehr nahe stehenden großen Ungewitters schauerlich auf Augenblicke zerrissen wurde!
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Nicht lange säumte er vor der Hütte draußen, sondern eilenden Fußes kam er wieder zurück, fast zurückfallend; denn er hatte eine große Nacht- und Wetterscheu in sich. Und also nahte er sich nun furchtsam dem Abedam und sagte zu Ihm:
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,,O lieber, guter Mann, da du sicher gewußt haben wirst, wie spät der Nachtzeit es nun schon ist, warum hast du mich denn hinausbeschieden, zu schauen diese schreckliche, grauenerregende Nacht, in der schon lange alle Abenddämmerung untergegangen ist und statt derselben nur gewaltige Blitze und dumpf rollende Donner mit der dichtesten, hartnäckigsten Nacht einen fürchterlichen Kampf zu beginnen scheinen?
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Siehe, ich bebe noch am ganzen Leibe vor großer Angst! O Emanuel, wärst Du jetzt hier! Mit Dir möchte ich mir's wohl recht gerne getrauen, diese fürchterliche Nacht anzuschauen; denn Dir hätte auch dieses hart und schrecklich drohende, verheerenden Kampfes gierige Feuerwetter weichend gehorchen müssen!
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Es ist nur gut, daß doch noch der Henoch bei uns ist; sonst wäre es sicher aus mit uns! Du scheinst dir freilich auch nicht gar viel aus dem herziehenden Wetter zu machen?! Aber solches ist dir auch zu verzeihen, da du hier ein Fremdling noch bist und wahrscheinlich das Schreckliche eines solchen Wetters in der Nacht auf der Höhe noch nie erlebt hast; aber wirst du nur einmal eines erleben, wie es heute nacht sicher der schreckliche Fall sein wird, so wirst du bei einem nächsten heranziehenden Wetter, o glaube es mir, sicher noch ängstlicher sein, als ich es jetzt schon überaus stark bin!
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O Du mein Emanuel Abba, wenn Du doch nur noch diese Nacht sichtbar unter uns geblieben wärest!"
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Und der Abedam sah den Lamech überaus freundlich an, ergriff seine Hand und fragte ihn: ,,Lieber Lamech, siehe, da du draußen eine so überaus dichte Nacht angetroffen hast, möchtest du Mir denn nicht kundgeben, woher das Licht in dieser Hütte rührt?"
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Auf diese Frage erst fiel dem Lamech das Licht auf; und da er nirgends etwas Leuchtendes entdecken konnte, so wandte er sich sogleich wieder an den Abedam zurück und sagte:
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,,Siehe, lieber, guter Mann, ich finde es wunderbar! Es ist Licht ohne Licht, ja völlig Tageshelle ist es hierinnen, - und doch vermag ich nirgends ein Licht zu entdecken! Wie ist das? Woher rührt das? Und wie ist solches möglich?
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Hast etwa du es also gemacht, oder soll etwa das große Ungewitter daran schuld sein?! Denn solches habe ich bei sehr starken Feuerwettern wohl auch schon gesehen, daß da in der dichtesten Nacht oft die Bäume, das Gras und die Steine von einer bläulich leuchtenden Materie umgeben waren; aber ihr Leuchten war doch nur höchst schwach an und für sich, - im Vergleiche aber mit dieser Helle wäre es doch nur eine bare Finsternis!
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Daher könntest wohl du mir das sagen, wonach du mich fragtest!"
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Der Abedam aber beschied ihn mit den Worten an den Seth: ,,Lamech, gehe hin zum Seth, und er wird es dir sagen, wie dieses Licht entstand; dann wirst du bald im Lichte ein Licht finden, wie du jetzt im Lichte kein Licht fandest!"
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Und der Lamech trat sogleich hin zum Seth und bat ihn: ,,Lieber Vater Seth, möchtest du mir nicht tun, darum mich dein Bruder und Sohn - oder was er zu dir auch sein mag - zu dir beschied?"
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Und der Seth entgegnete ihm: ,,Warum schliefst im Herzen du denn früher?! Wärest du wach gewesen, so wäre dir nun solche Frage zum Überflusse; jedoch da dich deine große Liebe zum Emanuel Abba blind und taub für alles andere machte, so hast du schon den gültigsten Entschuldigungsgrund in dir und magst darum wohl erfahren, daß der unbegreiflich mächtige Urheber dieser wunderbaren Erleuchtung derjenige selbst ist, der dich zu mir beschied, und es durch nichts als bloß nur durch sein Wort ,Es werde Licht!` hervorgebracht hat, und das zwar aus der göttlichen Kraft in ihm. Gehe nun hin, jetzt weißt du schon alles, was ich weiß; ein Weiteres aber erwarte vom Urheber selbst! Amen."
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Und der Lamech begab sich sogleich wieder zum Abedam in der Absicht, welche ihm der Seth kundgab.
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Und der Abedam sagte darauf zu ihm: ,,Geliebter Lamech, suche ein wenig in der Liebe deines Herzens, und du wirst den Urheber des Lichtes bald haben; denn siehe, Der, den du so überaus liebhast, ist dir nicht so ferne, wie du meinst! Hast du Ihn aber gefunden, dann schweige bis morgen!
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Diese Nacht aber sollst du große Dinge sehen! Amen."