Gottes Neue Offenbarungen

Die Haushaltung Gottes
Band 1

Die Urgeschichte der Menschheit

- Kapitel 43 -

Henoch erklärt die Rede Adams und Kenans

12. November 1840
Und sehet, als der Kenan vollendet hatte seine Traumrede in sehr fließender, wohlgefälliger Form, da blickten ihn alle an und verneigten sich vor ihm; denn es ergriff sie alle ein hohes Verwundern, und sie wußten nicht, was sie daraus machen sollten.
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Endlich aber doch, nach langem Staunen, erholte sich der Vater Seth und fing an, gar wohlbedacht folgende Worte an die anwesenden Kinder zu richten, da er die Augen dankend gen Himmel erhob und zu sprechen begann, wie da folgt, sagend nämlich: ,,O Kenan, o Kinder, was ist das? Was soll das heißen, und was soll daraus werden?!
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Noch ist die geheimnisvolle Rede des Erzvaters Adam kaum von allen unseren Sinnen empfunden worden; noch haben wir noch keine Silbe davon in unseren liebeschwachen Herzen verständlich entwirret; ja selbst Henochs letzte Feuerrede schwebt mir noch wie ein dunkler Knaul vor allen meinen Sinnen: und nun kommst gar du, lieber Kenan, mit einer Überwelt von Unheimlichkeiten, deren Sinn nur Gott allein bekannt sein kann; ja, ich möchte beinahe behaupten, daß es einem Menschen kaum möglich sein dürfte, noch zu erhalten das Leben, wenn der ewige, heilige Vater ihm so viel Weisheit zukommen ließe, zu begreifen solcher geheimnisvollen, hohen Dinge unbegreiflich tiefsten Sinn!
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O Kenan, Kenan, warum mußtest du schauen und nun erzählen ein solches Gesicht uns armen, schwachen Vätern und Kindern und dadurch verwirren alle unsere Sinne - und hast uns dadurch ärmer gemacht, als wir zuvor waren, da uns noch nicht bekümmerten solcher Reden preisgegebene Wege und Ratschlüsse der ewigen Heiligkeit Jehovas, deren Sinn vor keinem Engel enthüllt liegen kann, solange der Engel nur Engel, aber doch ewig nie kann und wird sein gleich Dem, der da ist unser aller lieber, heiliger Vater, der da unerforschlich ist in jeglichem Seiner ewigen Worte?!
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O Kinder, schlaget es euch aus dem Sinne, die ihr solches vernommen habet aus dem Munde des lieben Kenan, und gestehet lieber mit mir ein in aller Zerknirschung und Demut unseres liebeschwachen Herzens, daß wir alle zusammen nichts vermögen! Auch trage keiner von euch allen je eine Begierde in sich, solches zu begreifen, sondern lassen wir solche unbegreiflichen Dinge nur allzeit wieder Gott über, der da wohl wissen wird, was Er damit will; uns aber hat Er es gewiß nur gegeben zu einem baren Steine des Anstoßes, um damit uns armen Schwachen fürs erste zu erkennen zu geben, wie stark Er selbst in einem Sonnenstäubchen ist, und fürs zweite, damit wir uns in unserer Demut selbst prüfen möchten, daß wir aus uns selbst zu gar nichts tüchtig sind, sondern daß nur allzeit Er, unser lieber, heiliger Vater, alles ist in allem!
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O Kinder, bedenket wohl die Rede eures Vaters Seth, und bewahret euch daher vor jeglicher Versuchung! Amen."
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Und als da vollendet hatte der Seth wohlüberdacht seine Rede, da trat alsobald Henoch, der überaus Fromme, vor die Väter, verneigte sich vor ihnen und erbat sich die Erlaubnis, in ihrem Angesichte in dieser Hinsicht auch einige Worte sagen zu dürfen, und das zwar darob um so mehr, da er ganz besonders soeben deswegen eine innere Aufforderung erhielt.
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Seth blickte ihn an und sprach: ,,O rede, rede du nur, du heiterer, frommer Sohn des ewigen Frühlings! Auch deine Feuerreden sind ja nur ein kühlender Morgentau gegen solche unerhörten Sonnenbrände aus dem Munde Kenans. Es wird uns allen sehr wohl tun, so du sie ein wenig zu dämpfen vermöchtest; daher rede du nur zu - und hättest eigentlich schon lange reden sollen -, rede! Amen."
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Und es stimmten alle dem Wunsche Seths bei, und Henoch aber begann zu reden, wie da folgt, sagend nämlich: ,,O liebe Väter und sämtliche Kinder Gottes, höret und vernehmet wohl diese meinem Munde entschwebenden Worte!
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So ihr wollt und könnt, erhebet eure Blicke hinauf zu den unermeßlichen Höhen der Himmel Gottes, unseres allerheiligsten, besten Vaters, und lasset wieder eure Blicke hinab in die ebenso unermeßlichen Tiefen desselben einen mächtigen Gottes fallen, dessen Herrschaft nimmer irgendein Ende ist! Denket, wie viel mag da in den Höhen wie in den Tiefen verborgen liegen, wovon noch keines Menschen Sinn irgend noch sich etwas konnte träumen lassen!
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Kenan allein war so glücklich, soviel mir bis jetzt bekannt ist, ein kleines Sonnenstäubchen ein wenig nur zerlegt im Geiste zu erblicken, und unser Erzvater Adam hat uns ebenfalls nur ein etwas zerriebenes Sonnenstäubchen gezeigt - meiner sein sollenden Feuerrede nicht zu gedenken -, und das nimmt uns schon so hoch und unbegreiflich wunder! Wie ist es denn aber, daß wir vermögen, Welten und Sonnen vor unseren schwachen Augen vorüberziehen zu sehen und doch noch zu leben?! Wer hat je noch erschaut die Wunder in einem Grashalme, der sich bescheiden unter unserem Tritte beugt?! Welche Größe und Erhabenheit Gottes liegt darinnen, und doch treten wir ihn mit unseren unwürdigen Füßen und leben doch noch dabei!
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Geht es im Geiste denn uns nicht gerade fast also wie den Kindern, die auch ganz betrübt ein härteres Stück Brot ansehen, wenn es ihnen gereicht wird zur Zeit, allwann sie noch eine weiche Milchspeise erwarten?! Sollte man aber ihnen daher nie ein Brot geben, weil sie der weichen Kost angewöhnt wurden?! Wie werden sie damit aber zur Manneskraft gelangen?!
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Sehet, geradeso geht es nun auch uns! Dieweil wir noch kaum milchzähnige Kinder waren, gab uns der heilige Vater Milch zu trinken und eine unseren Kräften wohl angemessene weiche Kost; nun aber sollen wir im Geiste Männer werden! Sehet, da taugt die weiche Kost wohl nicht mehr, sondern der Vater gibt uns nun Brot, damit wir zu kräftigen Männern in Seiner Gnade werden möchten, da wir dann die Dinge nicht bloß schauen, sondern auch wohl begreifen sollen und erkennen Seine große Liebe und Weisheit und aus diesen beiden Seinen allerheiligsten Willen darinnen!
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So uns nun der Erzvater Adam erzählt hat die Vorwege seines einst verirrten Geistes, in und durch welchen auch der unsrige verirrt und verwirrt worden war, da gibt es doch wahrhaft nicht so viel Unbegreifliches darinnen! Denn es mußte ja doch der Geist früher da sein denn der Leib, wie Gott eher notwendig, bevor irgendeine Kreatur, die erst aus Ihm hervorging, da Er der Urgrund aller Dinge ist! Denn für wen hätte sonst wohl dieser Leib, dieses morsche Gebäude aus Lehm, erschaffen werden sollen, so der lange schon notwendig daseiende Geist nicht dagewesen wäre, für den doch nur ganz eigentlich diese seine Freiheit prüfende Wohnung von Gott, unserm heiligen Vater, errichtet wurde!
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Hat doch noch nie eine Henne ein leeres Ei gelegt; auch wissen wir alle nur zu genau, daß der Inhalt des Eies eher da sein muß denn die weiße, harte, wohlverschlossene Schale! Oder kann jemand weisermaßen wohl annehmen, daß der Geist sich erst im Leibe entstehend heran- und herausbilde? Ja, wer solches imstande wäre, der müßte ja noch tausendmal ungescheiter sein und viel unklüger als jemand, der da möchte eine Hütte bauen für jemanden, der noch gar nicht da ist, in der tollen Meinung, die Hütte, wenn sie nur einmal dastehe, werde schon in und aus sich einen Einwohner erzeugen!
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Warum geht denn die Zeugung vor der Werdung, warum der Mann vor dem Weibe? Wie hören wir den Wind von ferne rauschen, während unsere Bäume noch ruhig stehen? Wenn aber der Wind gekommen ist über unsere Bäume, dann bewegen sich alle Zweiglein. Nun, mußte der Wind nicht früher schon dagewesen sein, um zu uns zu kommen und unsere Bäume in eine geschäftige Regsamkeit zu bringen? Die Bäume haben den Wind gewiß nicht erzeugt, sondern der Wind ist frei über sie gekommen und machte sie erst lebendig.
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Oder könnte wohl jemand behaupten, daß irgendeine Frucht des Baumes wegen sei erschaffen worden, oder der Baum müsse deswegen früher dagewesen sein, damit er erst eine Frucht aus sich erzeuge?! Wie sagt ihr denn aber, Gott habe allerlei Samen gelegt in die Erde, woraus dann hervorgegangen seien allerlei Gräser, Pflanzen, Gesträuche und Bäume und brachten die Früchte des Samens zum Vorschein, in welchen sich der lebendige Samen wieder neugeboren vorfindet!
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Wenn aber Gott uns, Seinen Kindern, in allen Seinen zahllosen Wunderwerken die ewige Ordnung zeigt, daß das Leben oder die Kraft allzeit weit dem vorangehen muß, was erst durch und endlich für dasselbe wird, wie sollte uns denn gar so wundernehmen, wenn uns Adam vermöge höherer Erleuchtung die lange Geschichte seines Geistes erzählte und uns dadurch zeigte, daß und wie auch wir darinnen verflochten sind und waren und alle unsere Nachkommen bis ans Ende aller Zeiten mehr oder weniger sein werden, und uns darüber noch zeigte, wie heilig und groß und doch so liebevoll und voll Gnade und Barmherzigkeit Gott, unser allmächtiger Vater, ist und wie unendlich langmütig und nachsichtig!
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Und so wir das erfahren, wie sollen wir da uns fürchten, da wir wohl wissen, wie unendlich gut Der ist, der uns solches erfahren läßt! Ja, wir sollen und müssen Gott fürchten, - aber nicht darum, daß Er uns Brot gibt, sondern wir sollen fürchten, Ihn nicht zu lieben; denn wer da einen Augenblick versäumt hat in der Liebe zu Gott, der war tot, solange er außer der Liebe zu Gott war. Daher soll unser vornehmstes Geschäft sein, Gott beständig zu lieben, da Er uns schon solange vorher nach dem Zeugnisse des Erzvaters Adam, ehe wir noch waren, so mächtig geliebt hat, daß wir nun das, was wir sind als Seine Kinder, nur durch Seine unendliche Liebe geworden sind; und da sollen alle unsere Geschäfte sein zur beständigen Stärkung in der Liebe zu Gott!
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Sehet die zahllosen Geschöpfe um uns! Sie bestehen und entstehen zwar auch aus dieser allmächtigen Liebe; aber sie können und dürfen diese Liebe nicht wiederlieben, da sie der Liebe nicht reif und fähig sind, - gleichwie wir unseren Jungen vorenthalten die gegenseitige Liebe, solange sie derselben noch nicht reif geworden sind.
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Wir aber sind allesamt der Liebe reif geworden; daher sei auch unser vornehmstes Geschäft, zu lieben unausgesetzt Den, der uns der Liebe so vollkommen reif gemacht hat!
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Wie sagt denn aber ein Gatte zu seinem Weibe, daß sie ihn lieben solle in all ihrem Tun und Lassen, weil er sie liebt in allen seinen Eingeweiden; darf das auch ein tugendsamer Knabe zu einem unreifen Mägdlein sagen? Ihr saget: ,Bei der Heiligkeit Gottes, nein, bis der Baum gesegnet ist! Wehe dem, der sich daran vergriffe; denn es muß zuerst die Reife sein, dann der Segen und nach dem erst die Liebe!`
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O Väter, daß ihr so saget, da habt ihr ja völlig recht nach dem Willen Gottes; aber sagt ihr es euch selbst und beantwortet euch die Frage, ob es nicht noch gröber gefehlt wäre, wenn die Reifen und Gesegneten dann auch täten gleich den Kindern und sich flöhen, als wenn die unreifen Kinder sich beschliefen!
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Durch Kenan zeigte Gott uns unsere volle Reife zur freien Liebe gegen Ihn, warum wundern aber wir uns dessen, als wären wir unreife Kinder, da wir uns doch vielmehr wundern sollen, daß wir allesamt lau und unbeständig gleich den Wasserwogen sind in der Liebe, wodurch die Gnade in uns zersplittert wird gleich der Sonne auf der unruhigen Fläche des Wassers?!
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Ich sage: Kenans Traum sagt uns nichts anderes, als daß wir Gott, unseren heiligen Vater, mehr und mehr aus allen unseren Kräften lieben sollen und sollen in der Liebe bereuen jeden lieblosen Augenblick, der uns tot gemacht hat so lange, als wir ohne Liebe dagestanden sind; denn es ist ein und dasselbe: Leben und Lieben. Wer da hat Leben, der lebt in der Freudigkeit seines sich wohlbewußten Daseins und ist somit ein Freund seines Lebens; wenn aber jemand aus der Freude über sein eigenes Leben käme, der käme ja auch aus dem Leben alsobald, als er die Lust zum Leben verlieren möchte, und tötete sich selbst, da er dann ein Selbstmörder würde, wie Cahin ein Brudermörder ward, und stürbe demnach zwiefältig, zuerst aus der Liebe Gottes und dann aus seiner eigenen Liebe heraus.
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Sehet, unser Leben oder unsere Liebe aber ist in Gott, und Gott ist allein unsere Liebe und Leben; so wir aber schwach und lau werden in unserer Liebe zu Gott, so wird auch unser Leben schwächer und schwächer, so zwar, daß wir am Ende in dieser Lebensstummheit die Dinge in und um uns schauen, als wären wir blind und taub, und begreifen von allem dem nichts, was in und um uns vorgeht, und meinen dann, wenn uns Liebfaule und Träge der heilige Vater mit Seiner Gnade wecken kommt, es gezieme sich nicht, wach zu werden in der Liebe. O liebe Väter, das sei ferne von uns; denn unser Gott ist gar ein ernster Gott und überheilig als unser liebevollster Vater und hat keine Freude an Neckereien und Versuchungen; denn warum soll uns Der versuchen, der alle unsere Haare gezählt hat lange zuvor schon, ehe sie uns noch am Haupte gewachsen sind?! Wird er nicht wissen, was wir tun werden? - Oh, dessen bedarf Er nicht!
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Aber wir bedürfen um so mehr Seiner Gnade; die Gnade ist aber keine Neckerei noch Versuchung, sondern sie ist die reine Segensgabe des heiligen Vaters, um unser schwach gewordenes Leben mehr und mehr zu stärken in Seiner Liebe. O Väter, sehet nun an in gerechter Liebe zu Gott, unserem heiligen Vater, die Gesichte Kenans, und ihr werdet leicht gewahr werden, daß uns Gott dadurch nichts anderes im Geiste vorgeführt hat als die tote Schwäche unserer Liebe zu Ihm! Daher werden wir wieder stark in der Liebe in und zu Ihm, so wird uns schon alles wieder klar werden, was uns bisher noch dunkel geblieben ist! Amen."

Fußnoten