Die Jugend Jesu
Das Jakobus-Evangelium
Biographisches Evangelium des Herrn von der Zeit an, da Joseph Mariam zu sich nahm
- Kapitel 94 -
Der Geheilten Dank und Bitte um Aufnahme in das Haus Josephs. Jakobs Zeugnis von Marias Wesen. Eine Voraussage des Mädchens über die einstige Verehrung Marias. Marias Bescheidenheit. Josephs Heimkehr
15. Dezember 1843
Das Weib aber bat Mariam, ob sie ihr nicht erlauben möchte, daß sie bei ihr eine Zeitlang verbleibe, auf daß sie dem Hause dienete, in dem ihr ein so großes Heil widerfahren ist.
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Maria aber sprach: ,,Weib, das steht nicht bei mir, denn ich bin selbst nur eine Magd des Herrn.
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Verharre aber eine Zeitlang, bis mein Gemahl vom Felde heimkehrt; von ihm sollst du den rechten Bescheid bekommen!"
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Das Weib aber fiel der Maria zu den Füßen und wollte sie förmlich als eine Göttin anzubeten anfangen; denn sie sah die Heilung ihres Gesichtes als ein zu großes Wunder an, indem sie eine Blindgeborne war.
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Maria aber verwies ihr solches strenge und entfernte sich in ein anderes Gemach.
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Das Weib aber fing darob an zu weinen, da sie der Meinung ward, als hätte sie dadurch ihre größte Wohltäterin beleidigt.
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Jakob aber, der im selben Zimmer das Kindlein lockte, sah das Weib an und sprach zu ihr:
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,,Was weinest du, als hätte dir jemand etwas zuleide getan?"
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Das Weib aber sprach: ,,Ach, du lieber Jüngling! Ich habe ja die beleidigt, die mir das Licht der Augen gab; wie solle ich da nicht weinen?"
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Der Jakob aber sprach: ,,Ach, sorge dich um etwas anderes! Das junge Weib, das dir das Badewasser reichte, ist sanfter als eine Turteltaube; darum kann sie nimmer beleidiget werden.
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Wenn sie auch jemand beleidigen möchte, so kann er aber das doch nicht zuwege bringen.
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Denn da segnet sie ihn für eine Beleidigung zehn Male und bittet selbst den Beleidiger auf eine Art um seine Freundschaft wieder, der auch der härteste Stein nicht widerstehen könnte!
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Siehe, so gut ist dieses Weib! Daher sei ja ohne Sorge; denn ich versichere dir, daß sie soeben zu Gott für dich betet!"
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Und also war es auch. Maria betete fürwahr zu Gott für dieses Weib, daß Er ihr den Verstand erleuchten möchte, und sie dann einsehe, daß sie (die Maria nämlich) auch nur ein schwaches Weib sei.
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Maria war wohl vom höchsten Adel; aber ihre Freude bestand darin, daß sie gedemütiget werde allorts und von jedermann.
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Nach einer Weile aber kam die gute, liebe Maria wieder zurück und bat im Ernste das Weib um Vergebung darum, so sie dieselbe etwa zu hart angefahren hätte.
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Dieses Benehmen von Seite der Maria brachte das dankbare Weib völlig um vor lauter Liebe zur Maria.
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Und das Weib sprach in der völligen Verzückung ihrer Liebe:
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,,O du helle Psyche meines Geschlechtes, was ehedem dein edelstes Herz mir verwies, das werden dir einst Völker tun!
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Denn aus allen Weibern der Erde bist du sicher die erste, die mit den hohen Göttern um so sicherer im Bunde steht, da sie nebst ihrer wahren Göttertugend auch gar so unaussprechlich lieb, hold und schön ist!"
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Maria aber sprach: ,,Liebes Weib, nach meinem Tode sollen die Menschen mit mir machen, was sie wollen; aber bei meinen Lebzeiten solle das nicht geschehen!"
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Hier kam der Joseph mit den vier Söhnen wieder zurück; und die Maria führte ihm sogleich das Weib vor und erzählte ihm alles, was da vorgefallen ist.