Von der Hölle bis zum Himmel: Die Jenseitige Führung des Robert Blum
Band 1
- Kapitel 94 -
Helena über das siebenköpfige Ungeheuer, den Tierkampf, die Wolfsmenschen und den König
Spricht Helena: ,,Ja, wenn die Sachen hier wie in der ganzen Unendlichkeit sich so verhalten, da freilich muß ich zu einer Erkenntnis schreiten. Aber ich meine, gar so überaus wird etwa das Sein und Nichtsein der Erde von meiner Dummheit nicht abhängen? Gelt, Du mein alleinigster Liebling, ein paar Sekunden lang könntest Du etwa doch ohne meine Erkenntnis des abscheulichen Siebenköpflers die ganze Unendlichkeit erhalten?"
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Sage Ich: ,,Ja, Meine geliebte Helena, bei Mir ist alles mit der genauesten Waage abgewogen; da leidet es in manchem wohl keinen Aufschub oder Stillstand. Freilich, wohl kann Ich die ganze Schöpfung ohne deine Erkenntnis erhalten, aber wie Ich schon bemerkt habe - es handelt sich hier nicht so sehr um eine unerschütterliche Erhaltung des Alls, als vielmehr um die himmlisch vollendete Freistellung aller derer, die hier in jüngster Zeit von der Welt angekommen sind. Das mußt du dabei in Berücksichtigung ziehen, und es wird dir dann ein leichtes sein, dem nachzukommen, was Ich von dir verlange. Hast du das nun verstanden?"
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Spricht Helena: ,,Ja Herr, nun bin ich im klaren! Und so will ich's mit Deiner Hilfe denn versuchen, wie ich mit dem abscheulichen Siebenköpfler werde zurechtkommen.
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Wie ich es nun einsehe, stellt dieses siebenköpfige Unwesen den eigentlichen Geist des Antichrist dar und beurkundet dessen Walten in seinem eigenen Unflate. Der Wurm stellt für sich die große Schändlichkeit vor, die aus der Herrsch-, Hab-, Lug- und Trugsucht hervorgeht. Die sieben Köpfe sind gleich den sieben Hauptleidenschaften, aus denen die sieben Hauptsünden ihren Ursprung nehmen: Hochmut, Herrschgier, eifersüchtigster Neid, ein tödlicher Geiz, unversöhnlicher Haß, Verrat und endlich Mord! Aus diesen gehen hervor: Genußsucht, Fraß, Völlerei, Unzucht, Hurerei, Nichtachtung des Nächsten, Verfolgung dessen, was frei zu atmen sich getrauen sollte, Scham- und Ehrlosigkeit, gänzliche Gewissenlosigkeit und endlich die vollste Mißachtung und gänzliches Vergessen Gottes! - Diese notwendigen Folgen aus den ersten sieben Hauptleidenschaften sind dann aber auch über jedem Kopf ganz dieselben, wie solches aus den zehn gleichen Spitzen zu ersehen ist, die über jedem Kopfe stets gleich zu ersehen waren. - Auf den Spitzen waren auch noch glühende Kronen, mit denen das Tier das Blut verdampfen machte, so es zu gewaltig das Gefäß zu füllen anfing. Diese glühenden Kronen scheinen mir die vollkommene Herrschgier anzuzeigen, die vor Dir, o Herr, ein Greuel ist und sich nun sogar in die Herzen der Völker eingenistet hat. Aber noch klarer scheinen mir diese Kronen die Politik anzudeuten, die da als ein vielverheißender Deckmantel erscheint, daß ja niemand merke, wie sich innerhalb desselben eine scharfe und todbringende Spitze verbirgt. Will aber jemand den Deckmantel anrühren, so ist dieser glühend durch die Esse des Zornes im Herzen der Beherrscher der blinden Völker, so daß sich leicht ein jeder verbrennen muß, der es wagt, sich daran zu vergreifen.
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Daher meine ich, man solle die Kronen, dann die Spieße, die sieben Köpfe, das ganze Tier, seine Helfer und die Tiara weg tun - und die Erdenmenschheit wird dann nicht mehr durchs Blut waten müssen, um zu dem wahren Frieden zu gelangen. Auch die Menschentiergefechte dürften dann zu den nicht mehr vorkommenden Dingen gehören!
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Ich bin von der Erkenntnis durchdrungen, daß da auf der Erde zwei Dinge geschehen müssen, so es auf ihrem Boden je friedlich aussehen soll. Entweder mußt Du, o Herr, neun Zehntel der Menschen nahe plötzlich durch Deine Würgengel von der Erde nehmen und den Überbliebenen bessere Leiter geben. Oder Du mußt die Erde ums wenigstens Neunfache vergrößern und in einem jeden Lande einen großen Berg von gediegenem Gold erstehen lassen. Denn nur durch eine ungeheure, überall gleich verteilte Menge dieses Metalls aus der Hölle wird sein Wert zu dem gemeinsten Kalksteine herabsinken, dafür aber der Wert der Menschheit steigen. Also entweder Verminderung der Menschen oder eine ungeheure Vermehrung des Goldes und Silbers - sonst wird es ewig nicht besser auf der Erde. Die Besitz- und Habsucht der Menschen muß zu einer gewaltigen Übersättigung kommen in aller Allgemeinheit, sonst wird sie ihre Eigenliebe, die Quelle des Hochmuts und der Herrschgier, nimmer fahren lassen!
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Was nützt der Ochse (Volkskraft) mit seiner Stärke? Was des Löwen (Dynastie) gewaltige Tatze? Wozu dient des Panzertiers (tyrannisch-despotischer Fürstendruck) unbeugsame Schwere? Welche Effekte zum Wohle der Menschheit werden aus der Gewalt der Schlange (geheime, alles umschlingende Inquisitionspolitik)? Was vermag der mächtige, freie Aar (soziales Freistaatentum)? Was vermag die im Hinterhalte lauernde Rache der krokodilartigen Reaktion? Am Ende treibt das armselige und schwache Ichneumon (die hinzukommende Armut der Allgemeinheit) dennoch alles auseinander, und zwar mit völlig leerem Magen. Wozu war dann ein solcher Kampf gut? Ist das Ichneumon am Ende gut, so sei es auch im Anfang! Muß denn die Erde durchs Blut arm werden?
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O Herr! Du allerweisester und liebevollster Schöpfer! Wir geschaffene Wesen bitten wohl und raten hier vor Dir; aber wie ich es nun stets inne werde, in einer gewissen Hinsicht vergeblich! Denn wie immer wir wollen, so tust Du dennoch, was Du willst und wie es Deine höchste Weisheit für gut und recht ersieht. Das aber ist eigentlich das Beste bei der ganzen Sache; denn ließest Du unsere Urteile in den äußeren Naturangelegenheiten wirksam werden, da wäre wohl die gesamte Schöpfung im nächsten Augenblick ihres Daseins ledig! - Aber Du, o Herr, bist überall des Grundes Grund, und Deine gesamte heilige Ordnung ist bei Dir ein leichter, wenn schon für uns Geschöpfe ein gehaltschwerster Gedanke. Daher meine ich nun, daß es nahe überflüssig sein dürfte, Dir noch mehr vorzuplaudern.
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Die in der letzten Erscheinung vorkommenden Wolfsmenschen stellten jenen höchst gleisnerischen Orden dar, den alle Welt bereits einhellig gerichtet hat. Und daß eben dieser, wie auch seine ihm verwandten Orden auf der Erde beinahe stets die alleinigen Stifter alles Übels waren und nach nichts anderem so emsig trachteten, als nach der vollen Alleinherrschaft über die ganze Erde, - das ist ja wohl so klar, daß darüber jede weitere Beleuchtung überflüssig wäre.
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Der König, vom höchsten Gefühle des Herrschrechtes durchdrungen mit höchst gebieterischer Miene auf dem Throne sitzend, scheint ein sprechendes Symbol der Herrschmanie dieser gegenwärtigen schlimmsten Zeit auf der Erde zu sein, wo nun ein jeder herrschen, aber niemand mehr gehorchen will, außer der Gehorsam trägt ihm große Interessen. Ist dies nicht der Fall, wird aus dem sonst untertänigsten Diener sogleich ein alle Regierungen hassender Demokrat; ein sogenannter roter Republikaner, der die Menschheit allein durch die Vernichtung der Regenten glücklich machen will, dabei aber hauptsächlich seinen eigenen, leeren Sack recht weit auftut. Diese Herrschmanie scheint jetzt nahezu der alleinige Grund zu sein, der nun wie ein zweischneidiges Schwert alle Menschen bis zum glühendsten Haß entzweit!
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Ich sehe nun durchaus keine wahre Liebe mehr unter den Menschen. Keiner liebt den andern als Mensch und Bruder in Dir, o Herr, sondern pur nur als ein leidiger Interessent. Kann der A vom B irgendeinen Nutzen ziehen, so wird A ihm auch mit aller Freundlichkeit begegnen. War aber der B das nicht imstande, so wird er für den A nur zu bald ein Mensch von der größten, oft sogar verächtlichen Gleichgültigkeit werden und ich möchte es dem B ja nicht raten, in einem möglichen Notfalle beim A Hilfe zu suchen, so dieser mittlerweile vermögend geworden wäre, dem verunglückten B zu helfen. Denn der B ist sein Freund nicht, weil er ihn nicht unterstützt hat, auch dann nicht, so es erweislich wäre, daß der B ihn damals unmöglich hätte unterstützen können! Hätte aber auch der B den A im Ernste unterstützt, so daß A nachher zu großen Vorteilen gelangt wäre, käme aber dann B in eine Verlegenheit und suchte beim A eine Hilfe, so wird der vorteilsüchtige A sicher unter höflichen Entschuldigungen sich nach Möglichkeit zurückziehen und sorglichst trachten, den lästigen B loszuwerden. Siehe, Herr, so kenne ich die Menschen, und so sind sie wirklich zum größten Teil.
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Wie aber sind sie besser zu machen? Das ist eine Frage, die nur Du allein und sonst ewig kein geschaffener Engel beantworten kann. Da könnten wir raten, bis alle Sonnen möchten ausgebrannt haben - und der Erde und ihren blinden Menschen wäre dabei doch nichts geholfen. So aber Du nach Deiner geheimen, mächtigen und liebevollsten Weisheit nur ein Wörtlein sprichst, so wird die ganze Erde gesund, wie einst des römischen Hauptmannes Knecht, für den sein Gebieter bei Dir um die Heilung bat! O Du mein süßester, gütigster, allerliebenswürdigster Herr und Gott Jesus, sei doch so barmherzig und reinige die arme Erde von allem was Teufel heißt und teuflisch ist für ewig! Dein Wille geschehe!"