Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 1

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Am Galiläischen Meer

- Kapitel 103 -

»Lasset die Toten ihre Toten begraben!« Der Andrang des Volkes. Der Herr entzieht sich dem Volk und begibt sich mit den Seinen auf das Schiff des Petrus. Der Seesturm. Der Herr schläft und wird von den Seinen geweckt. Der Herr beruhigt den Sturm

21.10.1851
Es trat aber auch vor der Besteigung des Schiffes einer Meiner Jünger zu Mir und bat Mich, daß Ich ihm vor der Abfahrt gestatten möchte, daß er begrübe seinen Vater, der in der vorigen Nacht plötzlich gestorben sei. (Matth.8,21) Ich aber sagte zu ihm: ,,Folge du nur Mir nach, und laß die Toten ihre Toten begraben!" (Matth.8,22) Und der Jünger stand sogleich von seiner Bitte ab und folgte Mir aufs Schiff; denn er begriff es, daß es besser sei, fürs Leben als für den Tod zu sorgen, - eine eitle Sorge, die sich wahrlich für die Toten am besten schickt! Denn alle, die aufs Begräbnisgepränge etwas halten, sind mehr oder weniger tot, indem sie dem Tode die Ehre bezeigen und selbst große Stücke auf die Ehre des Todes halten.
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Der wahre Tod des Menschen ist die Selbstsucht, und deren Geist ist der Hochmut, der vor allem nach der Ehre geizet; und so ist dann ein geprängevolles Begräbnis eines Verstorbenen nichts als der letzte Hochmutszug des geistig schon lange toten Menschen.
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Nachdem also der Jünger in sich die volle Tiefe der Wahrheit dessen, was Ich zu ihm gesagt hatte, ersah, folgte er ohne alles weitere Bedenken Mir aufs Schiff, wie schon früher bemerkt, und wir fahren bei einem guten Winde schnell ab und entgingen so dem stets größer werdenden Andrange des Volkes. (Matth.8,23)
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Einige bestiegen wohl die kleinen Fahrzeuge und fuhren uns eine kurze Strecke nach. Aber als der Wind stets mächtiger zu wehen begann, so kehrten sie schnell um und hatten zu tun, um wieder das sichere Ufer vor dem Ausbruche des Sturmes zu erreichen.
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Wir aber befanden uns bereits auf der hohen See, als der frühere günstige Wind sich in einen mächtigen Sturm umgewandelt hatte. Ich war aber schon bei der Besteigung des Schiffes etwas müde dem Leibe nach, indem Ich die ganze Nacht gewacht hatte, und sagte daher zum Petrus im Schiffe: ,,Schaffe Mir ein Lager; denn Ich werde Mich während der Fahrt ein wenig zur Ruhe begeben, indem, wie du es weißt, Ich die ganze Nacht keine Ruhe hatte!"
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Petrus brachte Mir sogleich mehrere Matten, machte daraus ein gutes Lager und legte Mir noch oben darauf ein Kissen unters Haupt, worauf Ich denn auch sobald ganz ernstlich dem Leibe nach einschlief, obschon Ich wohl wußte, daß der Wind bald in einen sehr heftigen Sturm umschlagen werde und die hochgehenden Wogen das Schiff bedrohen würden.
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Als wir ungefähr ein paar Stunden vom Ufer entfernt waren, da hatte auch der Sturm den Kulminationspunkt seiner Wut erreicht, und die Wogen fingen an, übers Verdeck des Schiffes zu schlagen. (Matth.8,24) Da ward es sogar Meinen bewährtesten Jüngern bange; denn sie sahen, daß das Schiff Wasser zu schöpfen begann durch das stets stärkere Überschlagen der Wogen, besonders über den mittleren und nach der damaligen Bauart der Schiffe auch am meisten niedern Teil des Schiffes. Als sonach der Sturm nicht enden wollte, sondern nur stets mächtiger das Meer in die hochwogende Bewegung setzte, da traten die Jünger zu Mir hin, das heißt, zu der im Schiffe am meisten erhabenen Stelle, auf der Mir zuvor Petrus ein Lager bereitet hatte, und wohin die Wogen noch nicht gedrungen waren, fingen an, Mich zu rütteln, daß Ich erwachte, und schrieen dann voll Angst: ,,Herr, hilf uns, sonst gehen wir alle zugrunde!" (Matth.8,25)
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Da erhob Ich Mich vom Lager und sagte zu ihnen: ,,O ihr Kleingläubigen! Wie möget ihr euch fürchten, da Ich bei euch bin? - Was ist mehr: der Sturm oder Der, der auch ein Herr über alle Stürme ist?!"
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Da aber die Jünger, wie auch mehrere andere, die sich im Schiffe befanden, nahe ganz sprachlos vor Angst geworden waren und selbst ein Petrus nur noch zu stammeln vermochte, so bedrohte Ich schnell den Sturm und das Meer, und siehe, da ward alles auf einmal stille! Der Sturm war wie abgeschnitten, und das Meer ward auf einmal so glatt wie ein Spiegel; nur wo es die Ruderer aus dem Gleichgewichte brachten, merkte man die winzige Bewegung des Wassers. (Matth.8,26) Die ziemlich vielen Menschen aber, die Mich noch nicht näher kannten, da sie erst an diesem Morgen hingekommen waren und diese Fahrt mehr ihrer Geschäfte denn Meinetwegen mitmachten, fingen an, sich über alle Maßen zu verwundern, und sprachen zu den Jüngern und fragten sie: ,,Was - um Jehovas willen - ist denn das für ein Mensch, daß ihm Winde und das Meer gehorchen?!" (Matth.8,27)
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Ich aber winkte den Jüngern, daß sie Mich nicht verrieten. Petrus aber sagte: ,,Fraget nun nicht viel, sondern macht euch schnell alle ans Ausschöpfen des in das Schiff reichlich eingedrungenen Wassers, sonst sind wir, so noch ein Nachsturm käme, was öfters zu geschehen pflegt, wenn er irgend schnell abbricht wie nun, verloren!" - Da fragten die Fremden nicht mehr, sondern griffen zu den Wassereimern und schöpften behende das Wasser aus dem Schiff und hatten damit vollauf zu tun, bis wir das gedehnte jenseitige Ufer erreichten.

Fußnoten