Das Grosse Evangelium Johannes: Band 1
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr am Galiläischen Meer. Johannes des Täufers Gefangenschaft und Anfrage
- Kapitel 143 -
Näheres über Johannes d. T. und sein Verhältnis zu Herodes. Johannes d. T. Zweifel an Jesus als dem Messias. Des Johannes Anfrage beim Herrn selbst. Des Herrn Antwort
Als die Jünger, wie nun hinreichend bekanntgegeben, den Ort verließen, wo Ich ihnen die Weisungen gab, da verweilte Ich noch bis zum Untergange, segnete dies arme Völkchen und seine Kindlein, und dann zog auch Ich mit den noch vielen Jüngern, die Mich umgaben, fürbaß am Meere Galiläas in die Städte, aus denen ein und der andere der Jünger, die bei Mir geblieben waren, gebürtig und zu Hause waren, und lehrte und predigte daselbst, was zu lehren und zu predigen Ich den Zwölfen geboten hatte, und machte allenthalben gesund die Kranken. ()
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Es war aber in dieser Zeit Johannes, der am Jordan getauft hatte, vom Herodes bereits ins Gefängnis geworfen worden, und zwar durch die Vermittlung der Priester von Jerusalem, die sich darum beim Herodes kräftigst verwendet hatten; denn sie konnten dem Johannes nimmer vergeben, daß er sie ,,Schlangenbrut" und ,,Natterngezüchte" gescholten hatte. Aber sie selbst getrauten sich nicht, den Prediger in der Wüste anzugreifen, da sie es wohl wußten, daß ihn das Volk für einen großen Propheten hielt; darum hatten sie sich hinter den Herodes gesteckt, natürlich durch Geld und allerlei Volksdruckbefugnisse, und Herodes nahm ihn gefangen, unter dem Vorwande eines Verrückten, der das Volk aufwiegle, dessen Köpfe mit allerlei staatsgefährlichen Ideen anfülle und die Menschen vielfach verrückt mache.
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Aber es war im Grunde dem Herodes wenig darum zu tun, was Johannes lehrte, sondern nur, daß er dadurch eine gute Beute machte. Herodes hielt darum den Johannes nicht in einer sehr strengen Haft und ließ gegen einen mäßigen Preis jedermann zum Johannes ins Gefängnis; erwiesene Jünger des Täufers zahlten für eine ganze Woche nur einen Stater, während andere für einen Tagesbesuch einen Silberling zahlen mußten.
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Es war vom Herodes aus dem Johannes gar nicht verboten, in einem großen Saale, aus dem nun ein großes Bürgergefängnis gemacht war, zu predigen und Spektakel zu machen, was er nur immer konnte und mochte; denn das trug dem Herodes ja desto mehr Geld.
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Herodes begab sich öfter selbst zu Johannes und munterte ihn sogar auf, daß er eben jetzt im Gefängnisse, wo er vor den Priestern und Pharisäern sicher sei, desto mehr Lärm machen sollte als zuvor in der Wüste zu Bethabara und nannte sich Freund und Beschützer des Johannes.
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Johannes wußte es wohl im Geiste, mit wem er es im Herodes zu tun hatte; aber er benutzte solche Gelegenheit dennoch und predigte in seinem Gefängnisse fort, und seine Jünger hatten zu ihm freien Eintritt, natürlich gegen den geringen Erlag von einem Stater für die Woche. Priester vom Tempel mußten ein Pfund bezahlen, so sie zum Johannes gelangen wollten, und so sie den Herodes fragten, warum er Johannes im Gefängnisse fortpredigen lasse, da antwortete der schlaue Fuchs von einem Herodes: ,,Das tue ich aus geheimer Staatsklugheit, um dadurch alle die Anhänger dieses über alle Maßen staatsgefährlichen Menschen kennenzulernen!" Auf solch eine Antwort lobten die Priester über die Maßen den Herodes und beschenkten ihn mit viel Gold, Silber und Edelsteinen; denn sie gedachten bei sich: ,Dies ist der rechte Mann; den müssen wir nach allen Kräften unterstützen; er ist berufen, all das Prophetengesindel aus dem Wege zu räumen.`
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Aber Herodes, von Geburt aus ein Grieche, ging nur aufs Geld aus und kümmerte sich um alles andere nicht im geringsten. Neben dem Gelde hatten ihm nur sehr schöne Kebsweiber irgend einen Wert. Denen zuliebe konnte er sogar grausam werden, so diese es wünschten; aber sonst richtete bei ihm ohne Geld nie jemand etwas aus, - ums Geld war er aber auch für gar alles zu haben.
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Aus dieser getreuen Schilderung des Herodes wird auch sicher jedermann leichtlich klar sein, wie Johannes in seinem Gefängnisse seine Jünger um sich haben konnte, und wie er dadurch von Meinem Wirken in Galiläa durch seine Jünger sowohl wie auch durch andere Menschen, die ihn häufig besuchten, in Kenntnis gesetzt werden konnte.
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Da sonach Johannes im Gefängnis vernahm, wie Ich lehrte und wirkte, da sandte er alsbald zwei seiner bewährtesten Jünger an Mich () und ließ Mich durch sie fragen: ,,Bist wohl Du es, Der da kommen soll, oder sollen wir noch auf einen anderen warten?" ()
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Man wird hier fragen und sagen: ,Aber wie möglich konnte Johannes, der Mir zuerst das größte und glänzendste Zeugnis gab, zu solcher Frage kommen?` Der Grund davon ist für den, der nur eine Spanne übers Materielle hinaus zu denken vermag, ein höchst einfacher und sogar höchst natürlicher.
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Johannes meinte nach der Zeit, als er Mich kennenlernte, und sah es damals auch vollends ein, daß Ich unfehlbar der verheißene Messias sei, und daß das ganze jüdische Volk bloß durch Mein Erscheinen schon so gut wie vollends erlöst sei und alle Macht der Weltgroßen für ewig aufgehört habe. Da er aber ins Gefängnis kam und sich von Tag zu Tag mehr und mehr überzeugte, daß mit Meinem Erscheinen die Macht der Weltgroßen nicht nur nicht aufgehört, sondern sich nur vermehrt hatte, da fing auch Johannes an Meiner Echtheit so ganz leicht und leise bei sich zu zweifeln an.
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Denn er gedachte bei sich: ,,Wenn dieser Jesus aus Nazareth wirklich der Verheißene ist, der Sohn des lebendigen Gottes, wie kann Er mich nun im Stiche lassen und mich nicht befreien von dem Gefängnisse, und wie konnte Er es zulassen, daß ich ins Gefängnis kam?"
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Doch aber hörte er wieder von denen, die ihn besuchten, welch unerhörte Taten Ich verrichtete, und so denn sandte er die zwei seiner bewährtesten Jünger an Mich ab, die an Mich obige Frage zu stellen hatten.
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Ich aber, da Ich den Grund wohl sah, aus welchem Johannes Mich also fragen ließ, antwortete den Jüngern darauf ganz kurz und sagte zu ihnen: ,,Gehet hin und saget es Johannes, was ihr sehet und höret (): Die Blinden sehen, die Lahmen gehen, die Aussätzigen werden rein, die Tauben hören, die Toten stehen auf, und den Armen wird das Evangelium gepredigt. () Und selig aber ist und wird derjenige, der sich nicht ärgert an Mir!" () Da wußten die zwei Jünger nicht, was sie Mir entgegnen sollten.