Das Grosse Evangelium Johannes: Band 1
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
In Jesaira
- Kapitel 182 -
Jesu Morgengebet. Ahab, der junge Pharisäer, vom Herrn berufen. Welche Sünde nicht angerechnet wird. Großes Heilwunder
Als der Junge zum Hause Barams kommt, so findet er dieses schon dicht umlagert von Kranken und Gesunden; er fragte aber jemanden, ob Ich schon auf wäre. Sagt zu ihm ein alter, biederer Grieche: ,,Ja, Er ist schon auf und war schon einmal vor dem Hause; aber da bat Ihn der alte Baram zum Morgenmahle, und Er ging dann wieder ins Haus."
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Fragt der Junge: ,,Was tat er denn vor dem Hause?"
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Sagt der Grieche: ,,Sonst nichts - als daß Er gegen das Firmament Seine Augen erhob und gewisserart aus demselben eine Kraft zu nehmen schien; aber Sein Blick war wie der eines großen Feldherrn, dessen Winke Millionen Menschen und Tiere gehorchen müssen! Es war zwar etwas höchst Freundliches in Seinem Angesichte, aber zugleich ein Ernst, wie meine Augen noch nie etwas Ähnliches geschaut haben. Ich war nur froh, daß Er mich nicht so recht angeschaut hat; wahrlich, ich gestehe es offen, ich hätte Seinen Blick nicht ertragen! Und doch hat es mich wieder mit einer unbegreiflichen Gewalt zu Ihm hingezogen, der ich nicht zu widerstehen vermocht hätte, wenn Ihn nicht Baram eher zum Morgenmahle gerufen hätte!"
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Sagt der Junge: ,,Was hältst du nach all dem von ihm? Was dürfte es nach höchsten Wahrscheinlichkeitsgründen für eine Bewandtnis mit ihm haben, und wer und was könnte er nach deinem sonst allzeit scharfen Urteile sein?"
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Sagt der Alte: ,,Ich bin zwar ein Grieche, also nach eurem Ausspruche ein an viele Götter glaubender Heide; ich bin aber im Grunde ebensowenig ein Heide als du und glaube nur an ein allerhöchstes Gottwesen! Aber dieser Wundermann könnte mich ganz leicht zu dem Glauben an all die vielen Götter bewegen; denn wenn der nicht wenigstens ein leibhaftiger Halbgott ist, so leiste ich Verzicht auf meine Menschheit!"
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Sagt der Junge: ,,Ich wäre wirklich sehr begierig, ihn zu sehen! Wenn man nur ins Haus kommen könnte, so würde ich wohl bald bekannt mit ihm werden! Mit solch einem Manne nur Worte zu wechseln, muß doch von einem höchsten Interesse sein!"
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Während der junge Pharisäer noch so spricht, so komme Ich heraus und rufe ihn, sagend: ,,, Sohn Thomae von Toreh, komme; so es dich hungert und dürstet nach Wahrheit, da sollest du gesättigt werden!"
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Sagt der Junge: ,,Herr! Nie sahen wir uns, und noch nie warst Du meines Wissens hier in Jesaira! Wie möglich kennst Du mich und meinen Vater?!"
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Sage Ich: ,,Gar vieles noch weiß Ich von dir und deinem ganzen Hause, es taugt aber für hier nicht viel; aber daß du diese Nacht für Mich gewacht und manches gewagt hast, das hat einen großen Wert vor Mir, und es soll dir solch eine Aufopferung nicht ohne Lohn verbleiben! Komme!"
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Ahab geht nun schnell zu Mir durchs Volk hin und kann sich nicht darein finden, wie Ich solches alles wissen könne.
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Sage Ich: ,,Wundere dich nicht so sehr; denn du wirst noch Zeuge von ganz anderen Dingen sein! Es ist recht gut, daß du die Alten daheim versetzt hast; sie würden diese Menschen stören im Glauben, ohne den all diesen vielen Kranken schwer zu helfen wäre. Sind diese einmal geheilt, dann mögen sie immerhin kommen und ihrem Tempel- und Geldbeutelgewissen Genüge leisten. Darum bleibe du einstweilen hier und lasse sie auf dich warten, bis Ich fertig werde! Ich weiß um alles. Du hast sie zwar fest angelogen; aber für solch einen Zweck vergibt Gott allzeit solch eine Sünde! Verstehst du das?"
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Sagt der Junge: ,,Wohl bin ich gesetzeskundig und weiß, daß Moses gesagt hat: ,Du sollst kein falsches Zeugnis geben wider deinen Nächsten!` Ein überaus achtbares Gesetz, - das aber nun leider von niemandem weniger beachtet wird als gerade von meinen Kollegen; denn sie sagen, ein falsches Zeugnis zum Nutzen des Tempels und dessen Diener sei Gott wohlgefällig, ein gerechtes Zeugnis aber wider den Tempel und dessen Diener sei von Gott verflucht, und der gerechte Zeuge wider den Tempel und dessen Diener solle gesteinigt werden!
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Im Moses steht so was zwar nicht geschrieben, aber die Templer sagen und lehren, das geschriebene Wort im Buche sei tot, sie aber seien das lebendige Buch, in das Gott täglich durch einen Engel Seinen Willen schreiben läßt; und so haben wir nun schon völlig eine ganz neue Bibel, die von all dem, was Moses und die Propheten gelehrt haben, gerade das Gegenteil ist!
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Nach dieser neuen Tempelschrift ist daher die Lüge zur rechten Zeit und zu einem guten Zwecke nicht nur erlaubt, sondern in gewissen Fällen sogar geboten, besonders bezüglich der Tempelvorteile! Denn wer da zum Vorteile des Tempels erwiesen am besten und hartnäckigsten lügen kann, der gilt viel im Tempel.
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Es dürfte Dir nicht unbekannt sein, daß da allzeit vor den Festen der Tempel gereinigt wird und eine Menge Mist und allerlei unflätiges Zeug zusammenkommt. Der ganze Mist - weil zu trocken, erdig und sandig - ist kaum des Wegbringens wert; aber da gibt es gewisse wahrhaftige Mistpropheten. Diese gehen ins ganze Land und verkaufen den Mist in den kleinsten Gewichtssorten; fürs Gewicht eines Eies verlangen sie gewöhnlich einen Silberling! Der Tempelmist ist dann die Seele der anderen Mistgattungen, mit denen die Leichtgläubigen ihre Äcker düngen, und sie sind dann im Ernste der Meinung und des Glaubens, daß ihre Äcker und Felder ohne den Tempelmist gar keine Früchte tragen könnten, und selbst wenn sie welche trügen, solche doch des Segens Gottes entbehrten und daher niemandem ein Gedeihen bringen könnten.
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Es geschieht oft, daß solche Mistpropheten mit der Butte Mist, den sie im Tempel fassen und dann zum Verkauf in alle Gegenden austragen, zu früh fertig werden; sodann laden sie ihre Butten unterwegs mit dem nächsten besten Straßenkote voll und verkaufen dann solchen als gleichfort für den echten Tempelmist, so daß am Ende ein jeder der hundert Mistpropheten zehnmal soviel Mist verkauft, als er im Tempel gefaßt hatte. Siehe, da ist eigentlich schon der erste Verkauf ein allerdickster Betrug, weil der Tempelmist sicher bei weitem schlechter ist als jeder andere Stallmist; aber das ist nicht genug, - die blinden und betörten Menschen müssen am Ende auch noch den Straßenmist als echten Tempelmist kaufen!
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Aber das macht nichts! Weil solcher Betrug zum Besten des Tempels verübt wird, so ist das nicht nur keine Sünde, sondern sogar eine Tugend - und, weil dem Tempel, so auch natürlich Gott wohlgefällig! - O Moses!
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Nun sollte es aber jemand wagen, in Bezug auf die Wirkung des Tempelmistes, die so gut wie keine ist, dem Volke die Wahrheit kundzutun, wenigstens in Hinsicht des zweiten Betruges, wo der Straßenmist auch als Tempelmist verkauft wird, so wird er als ein Sünder wider den Tempel verflucht und kann schauen, wie er da mit heiler Haut davonkommt!
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Und so, wie der Mist, gibt es noch hundert andere Dinge, die nichts als Lüge und der barste Betrug sind; enthülle sie irgendwer dem Volke, Herr, dem sei Jehova gnädig und barmherzig!
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Daß ich meine alten Kollegen angelogen habe nach der Klafter, halte ich selbst für keine Sünde, besonders wo ich wie hier einen Mann, wie Du einer bist, vor den Nachstellungen beschützen kann, denen ein jeder vor meinen Kollegen ausgesetzt ist, bei dem sie nur einen Funken besserer Einsicht und helleren Verstandes wittern. Jetzt aber mache Du Deine Sache an diesen Kranken, sonst könnten die alten Wichte doch eher hierherkommen, als bis ich sie hole!"
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Sage Ich zum Ahab: ,,Siehe, sie sind schon alle geheilt! Die Blinden sehen, die Lahmen gehen, die Tauben hören, die Stummen reden, und alle, die mit irgendeinem Übel behaftet hierher gebracht wurden, sind nun frisch und völlig gesund! Ich werde ihnen nun nur sagen, daß sie heimziehen sollen, und du kannst dann deine Kollegen hierherbringen und sie zuvor benachrichtigen, was du gesehen hast."
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Darauf heiße Ich alle die Geheilten heimziehen und bedrohe sie alle, daß sie solches nicht ruchbar machen sollen im Lande und noch weniger in Jerusalem, so sie irgendwann dahin kämen. Sie aber geloben Mir alle, daß sie fest schweigen werden, und danken Mir darauf mit Tränen in den Augen.
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Ich aber sage abermals: ,,Gehet nun, - euer Glaube half euch; aber sehet, daß ihr hinfort nicht mehr sündiget, sonst wird ein zweites Übel ärger sein als da war dies erste!" Darauf ziehen alle, die da geheilt worden sind, von dannen und loben und preisen Gott, der dem Menschen solche Macht gegeben hat.
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Sagt Ahab ganz erstaunt: ,,Nein, so was hat doch noch nie eines Menschen Auge geschaut! Ohne alle Zeremonie, ohne Wort und Griff! Nein, das ist stark, das ist zu viel für einen Menschen meiner beschränkten Art auf einmal! Sie wurden richtig vollkommen alle gesund, ohne Arznei, ohne Gebet, ohne Wort und Griff! - Herr! Sage mir nur ein Wort, wie Dir solches möglich ist!"
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Sage Ich: ,,Das kannst du jetzt nicht fassen; aber so du Mein Jünger werden willst, dann wirst du das schon einsehen und begreifen. Jetzt aber gehe und benachrichtige deine Kollegen, wenn du willst!"
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Sagt Ahab: ,,Ja, ich gehe und werde gerade, wie sie es am liebsten hören, mit ihnen reden! Ich will ihnen den schönsten Flugsand in die Augen streuen, damit sie vollends blind werden; denn dazu besitze ich ein eigenes glückliches Talent. Sie sollen von all dem nichts erfahren! Die gestrige Heilung des Besessenen ist genug; von der heutigen, wie gesagt, sollen sie nichts hören und sehen!"
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Sage Ich: ,,Gut, gut; mache es, wie es dir bestens dünkt! Wir sind Freunde; mache dich los und folge dann Mir, so wirst du Wahrheit und Leben finden und wirst frei werden durch die Wahrheit!"