Das Grosse Evangelium Johannes: Band 10
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr in Golan
- Kapitel 87 -
Die Befragung der Priester durch ihre Kollegen
Auf diese Rede des Hauptmanns besahen Mich die beiden Priester vom Haupte bis zu den Füßen, und der eine fragte Mich, sagend: ,,Wer bist du denn, da dir unser Gebieter vor uns ein Zeugnis geben mochte, das man wahrlich nur einem Gott geben kann? Rede du selbst von dir, und wir wollen dir glauben, was du auch reden wirst!
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Bist du etwa eben derjenige, von dem uns draußen unsere Armen erzählten, daß er den Winden, den Wolken und dem Feuer gebot vom Hügel Talba, und sie gehorchten ihm?"
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Sagte Ich: ,,Ja, ebenderselbe bin Ich! Das Zeugnis des Hauptmanns ist wahr, haltet euch an dasselbe, - alles andere, was euch und eurem Volke not tut, werdet ihr von diesem Wirte und seinen beiden Nachbarn erfahren.
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Werdet ihr vollgläubig danach handeln, so werdet ihr in euch das ewige Leben erwecken und es dann auch für ewig behalten. Denn Ich Selbst - obwohl vor euren Augen seiend ein Menschensohn - bin der Weg, die Wahrheit und das ewige Leben. Wer an Mich glaubt und nach Meiner Lehre vollkommen tut, der wird leben der Seele nach ewig, so er auch stürbe dem Leibe nach viele Male.
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Wie aber Meine Lehre lautet - ganz kurz und für jedermann leicht faßlich -, das werdet ihr schon von denen erfahren, die Ich euch angezeigt habe. Und so denn möget ihr nun schon wieder zu euren Kollegen hinausgehen und ihnen sagen, was ihr vernommen habt! Sie sollen vom Volke zur Versöhnung der nichtigen Götter keine Opfer mehr erpressen; denn so sie das forttun, dann werde Ich den Mächten der Erde noch einmal den freien Lauf lassen, und sie mögen dann zusehen, wie es ihnen ergehen wird!"
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Als die beiden Heidenpriester das von Mir vernommen hatten, sagten sie kein Wort mehr, sondern verneigten sich tief vor Mir und auch vor dem Hauptmann und begaben sich schnell hinaus auf die breite Straße zu ihren Kollegen, die dem Volke noch allerlei Wundermärchen über die Götter erzählten und so manchen Pfennig bekamen.
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Als die beiden hinauskamen, ersahen sie ihre Gefährten, gingen auf sie zu und fragten sie voll Neugier, was sie beim Hauptmann ausgerichtet hätten, und was es mit Mir für eine Bewandtnis habe.
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Die beiden aber sagten: ,,Ihr, unsere lieben Freunde, hört! Die Sache ist von höchster Wichtigkeit, und wir werden später in unserer Wohnung ausführlich davon reden; doch hier auf der offenen Straße ist kein Ort, über derlei Dinge zu reden.
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Der Mann jedoch, von dem uns die Armen erzählten, daß Ihm alle Mächte, Kräfte und Elemente der Erde gehorchen, scheint mehr denn ein purer Mensch zu sein! Und Dieser hat ganz entschieden zu uns gesagt, daß wir von unserem Sühnopfersammeln für die Götter, die nichts seien, sogleich abstehen sollen, ansonst wir von Ihm noch etwas Ärgeres würden zu erleiden bekommen, als was wir in dieser Nacht zu erleiden hatten. Daher stehen wir von unserer Sammlerei denn auch alsogleich ab und begeben uns in unsere Burg; dort werden wir beraten, was da fürder zu tun sein wird! Denn es muß an der Sache des höchst sonderbaren Menschen im vollsten Ernste vieles gelegen sein, ansonst unser Hauptmann, der alles wohl zu prüfen versteht, eben diesem Manne nicht so sehr huldigen und Ihm ein Zeugnis vor uns geben würde, das man nur einem klar und wohl erkannten Gott geben kann. Doch hier nichts Weiteres mehr von dieser Sache!"
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Auf diese Worte der beiden Priester wurden alle in hohem Grade betroffen, ließen das Sammeln und begaben sich in ihre Burg, und einige der ersten Bürger dieser Stadt begleiteten sie in großer Spannung.
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Als sie in der Burg anlangten, die mit allerlei Götzenstatuen geziert war, da bestieg der eine der beiden, die bei Mir in der Herberge waren, die Rednerbühne und sagte: ,,Wollet mich denn nun vernehmen! Ich werde euch in der möglichen Kürze das mitteilen, was ich in der Judenherberge von unserem weisen Hauptmanne und dann aber hauptsächlich von dem sonderbaren Mann vernommen habe, das wir uns alle im hohen Grade zu Gemüte zu nehmen haben; denn ein Mensch, dem alle Mächte und Kräfte der Himmel und der Erde gehorchen, ist sicher mehr, größer und beachtenswerter denn alle unsere Götter, von denen niemand von uns mit irgendeiner überzeugenden Bestimmtheit sagen kann, daß sie jemals waren oder jetzt in der Wirklichkeit irgend sind außer in den Tempeln, gemacht von Menschenhänden.
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Niemand hat irgend erlebt, daß einer unserer vielen Götter ein wahres Wunder gewirkt hätte. Was da vor dem blinden Volke als ein Wunder gewirkt ward unter der Anrufung eines oder des andern Gottes, das hat nicht der angerufene Gott, sondern - wie wir es wohl wissen - nur der in der Magierkunst wohlbewanderte Priester durch die ihm zu Gebote stehenden Mittel bewirkt; ohne solche Mittel aber hat noch niemals, zum wenigsten unseres guten Wissens, selbst der Pontifex maximus in Rom ein Wunder gewirkt.
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So aber dieser Mensch, von dem ich rede, ohne alle irgend begreifbaren Mittel, sondern nur durch Sein Wort und durch Seinen Willen allen Mächten der Himmel und der Erde gebietet und sie Ihm gehorchen, so ist solch ein Mensch ganz allein ein wahrer Gott, und alles, das wir mit dem Worte Gott bezeichnen, ist nichts als eine Ausgeburt der menschlichen Phantasie und ist fürderhin von keinem denkenden und die Wahrheit suchenden Menschen als ein wirklich irgend seiendes Etwas anzunehmen.
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Das ist eine notwendige Einleitung zu dem, was ich euch zu sagen und zu erzählen versprochen habe. Bevor ich euch aber das mitteile, was ich vom Hauptmanne und dann von dem Gottmanne vernommen habe, wollet ihr euch äußern, was ihr von eben diesem Gottmanne haltet!"
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Sagten alle: ,,Rede du nur weiter und erzähle uns, was du vom Hauptmann und ganz besonders aber von dem Gottmanne vernommen hast; denn von all dem, wovon du überzeugt bist, daß es eine volle Wahrheit ist, sind auch wir überzeugt, daß es eine volle und vollkommene Wahrheit ist! Daher gehe du nur gleich zu der Hauptsache über; wir werden dich mit der größten Aufmerksamkeit anhören!"