Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 11

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre

- Kapitel 41 -

Anschläge der Templer

Als Ich diese Worte ausgesprochen hatte, stand der allen bekannte Raphael schon neben Mir und begrüßte Lazarus auf das freundlichste. Dieser wiederum war hoch erfreut, den Raphael zu sehen und sprach seine Freude in Worten lebhaft aus, ebenso Meine Jünger und verschiedene Freunde des Lazarus, die bereits früher Zeugen der außerordentlichen Wunderkraft des Erzengels gewesen waren.
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Es wurde nun in äußerster Schnelle der Saal zum Empfang der angekündigten Gäste hergerichtet, und ein doppelt reges Leben äußerte sich im ganzen Hause, so daß ein Gespräch unter uns schwierig wurde und wir hinaus ins Freie traten, um den geschäftigen Dienern des Hauses, die den Anordnungen Raphaels eifrig und freudig folgten, nicht hinderlich zu sein.
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Es ist notwendig, darauf hinzuweisen, daß aus schon angedeuteten Gründen - der freieren Geistesentwicklung der Meinen wegen - kein allzu fühlbares Eingreifen Meiner Kraft mehr stattfand, sondern alles, was nun als wunderbar und außergewöhnlich zu bezeichnen war, stets einen äußerlich mehr einfachen, menschlichen Anstrich erhielt.
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Wenn Ich nun sage, daß innerhalb von etwa einer halben Stunde in dem großen Saale des Lazarus, sowie in den anstoßenden Gemächern, Tafeln aufgestellt wurden, an denen mehrere hundert Menschen gespeist werden sollten, daß in fast ebenderselben Zeit für diese auch die Speisen bereitet wurden, so wird man einsehen, daß solche Arbeit auch von sehr emsigen Dienern nicht geleistet werden kann, deren etwa zwanzig zur Verfügung standen; denn die Bereitung der Speisen allein kostet nach natürlichem Gange mehr Zeit. Dennoch war alles zustande gekommen ohne sichtliche außergewöhnliche Hilfe, nur die Behendigkeit der Leute schien eine große.
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Mit diesem Bemerken soll klargemacht werden, daß das Nahen des größten Ereignisses der Zeiten ohne außergewöhnliches Eingreifen vorbereitet wurde; denn selbst die Auferweckung des Lazarus erschien den Anwesenden wohl höchst wunderbar, jedoch nicht so überwältigend wie zum Beispiel das Verwandeln öder Gegenden in fruchtbares Land und anderes.
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Diese Auferweckung bildete aber den Schlußstein Meines Lehramtes und leitete dessen Ernte ein.
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Wer da Verständnis hat und bemüht ist, sich zu erwecken, der begreife! Wer da noch im Grabe liegt, der lasse den Stein von diesem abwälzen, damit der tote Lazarus erweckt werde und herauskomme. Amen! -
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Als wir draußen vor dem Hause standen, sahen wir schon auf dem Wege von Jerusalem her eine Menge Volkes heranziehen, das sich Bethanien als Ziel erwählt hatte. Es waren Juden, denen die Kunde gebracht worden war, Lazarus sei wieder lebendig geworden, und die sich davon überzeugen wollten. Diese kamen näher, und als sie Lazarus und Mich sahen, eilten sie schnellen Schrittes heran und staunten uns beide an, den Erweckten und den Erwecker.
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Lazarus sprach nun recht freundlichen Tones zu ihnen: ,,Liebe Freunde, ihr staunet und begreifet nicht, daß ich lebe, der doch sichtlich und ganz gewiß gestorben war; aber ihr wißt, daß bei Gott kein Ding unmöglich ist, und Er, der alles belebt, wird doch auch diesen irdischen Staub wieder beleben können, wenn auch das Leben aus ihm entflohen war. Sehet, ich lebe wahrhaftig, und hier steht Der, der mich wiederum ins Leben rief! Könnet ihr nun noch zweifeln, daß alles das die Kraft Gottes bewirkt, die in Ihm, dem Messias, wahrhaft lebt und sich kundgibt? Wahrlich, wer da jetzt noch zweifelt, der gleicht einem härtesten Stein, der auch nicht gerührt werden kann als nur durch die äußerste Anwendung rohester Kräfte, daß er zergehe, - an dem das Wasser abfließt, ohne nur ein kleinstes Teilchen von ihm abzulösen.
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Ihr seid gekommen, mich zu sehen. Da betrachtet mich nun, und überzeugt euch, daß ich wahrhaft lebe! Dann aber gehet hin zu diesem Meister alles Lebens und lasset auch euch erwecken zum wahren Leben und zum wahren Erkennen aller Geheimnisse Gottes, die Er im Menschensohne wirkt; denn die Zeit ist nahe herangekommen, wo die Guten und Schlechten getrennt werden und der Weizen von der Spreu gesäubert werden muß, auf daß dieser Weizen ausgesät werde zur Vervielfältigung einer reichlichen Frucht!"
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Diese Worte sprach Lazarus aus begeistertem Herzen und in Meinem Namen, so daß die Juden tief ergriffen wurden und sich um Mich und die Meinen scharten und verlangten, belehrt zu werden. Dieses geschah auch.
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Es kamen aber immer noch mehr aus der Stadt, so daß sich alsbald fast an tausend Personen einfanden, die sich alle überzeugten von der Wundertat und laut Gott priesen und lobten, der in Mir solche Dinge verrichte.
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Als nun die Gemüter sich langsam beruhigten, gab Ich Lazarus einen Wink, und dieser forderte alle Anwesenden auf, mit ihm zu gehen. Und alle folgten in die Gemächer, in denen das große Festmahl vorbereitet worden war.
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Dieses nahm keinen ungewöhnlichen Verlauf, so daß davon nichts Besonderes zu berichten ist. Nur ist zu erwähnen, daß nicht Meine nächsten Jünger, die zwölf Apostel, das Amt verwalteten, die vielen Juden, welche die Neugierde heraufgetrieben hatte, zu unterrichten und zu belehren, sondern daß die andern Jünger und Anhänger, welche Mir bereits seit langem nachfolgten und ebenfalls wohlunterrichtet waren in Meiner Lehre, dieses Amt versahen.
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Wir - das ist Lazarus mit seinen Schwestern und die Apostel, sowie selbstverständlich Ich - saßen an einem Ende des Saales etwas abseits. Lazarus warf jetzt die Frage auf, was denn die Pharisäer nun wohl zu tun gedächten, nachdem sie so übel von den großen Hunden bedient und nach Jerusalem zurückgejagt worden waren.
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Sagte Ich ihnen: ,,Dieselben sind sofort in den Tempel geeilt und haben daselbst ihre Kollegen zusammengerufen. Sie halten jetzt einen großen Rat untereinander ab und tragen ihre Klagen vor, die darauf hinausgehen, daß hier ein großer Betrug vorliege.
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Es ist ein Hin- und Widerreden unter den Mitgliedern des Rates; denn viele sind doch darunter, welche sich von den tatsächlichen Wunderwerken überzeugt haben. Auch ist Nachricht von den Pharisäern eingetroffen, die wir bei Mucius getroffen haben, und welche bezeugen, daß die Gegenden am Nebo wesentlich verändert seien, und daß sie eine Handelskarawane angetroffen haben, welche die bei Aphek geschehenen Wunder berichtete. Alles dieses aber habe nach Aussage unzweifelhaft glaubwürdiger Leute Ich getan, so daß, falls diese Dinge auf Wahrheit beruhten, es nicht unmöglich sei, daß Lazarus gestorben und auferweckt sei; denn ganze Gegenden zu verwandeln, sei denn doch wohl noch ein größeres Werk, als einen nur entseelten Körper wieder neu zu beleben.
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Es erhebt sich jetzt ein großer Streit; denn die Mir feindlichen Pharisäer suchen auch diese Nachrichten so zu erklären, als wenn Betrug vorliege. Da kommen sie aber in Streit mit den Freunden der abgesandten Pharisäer, welche dafür einstehen wollen, daß diese sich nicht täuschen lassen, da sie als besonders nüchtern Denkende auch besonders geschickt zur Untersuchung seien und daher mit dem Auftrage betraut wurden.
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Es erhebt sich jetzt einer von den ersten Schriftgelehrten und spricht: ,Es ist zweifellos, dieser Mensch tut große Wunder, weswegen denn auch schon der Tempel sich viele Mühe gegeben hat, ihn für sich zu gewinnen, aber stets ohne Erfolg. Ebenso gewiß ist aber auch, daß er stets gegen die Diener geeifert und die Mißachtung im Volke gegen uns, die Diener Gottes, bis auf das Höchste gefördert hat.
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Wollen wir aber in Frieden mit den Römern leben, so ist unbedingt notwendig, daß uns das Volk blindlings gehorche; denn dieses zu lenken ist des Tempels Pflicht und Recht. Daher rate ich, daß wir diesen Jesus von Nazareth sobald als möglich als einen Volksaufwiegler zu ergreifen suchen und dem Gerichte der Römer unterstellen oder von diesen fordern, daß er nach unserem Tempelgesetz bestraft und unschädlich gemacht werde.`
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Sagt Kaiphas, der Hohepriester: ,So die Römer nicht Herren im Lande wären, läge dieser Mensch schon längst in Ketten und Banden; aber er besitzt unter den höchsten Römern selbst mächtige Freunde, die ihn schützen werden. Daher muß eine Gelegenheit gefunden werden, daß er sich selbst uns durch irgendeine Tat überliefere, die uns das Recht gibt einzugreifen und das Recht der Strafe beantragt. Er ist aber klug genug, nicht gegen die Römer, sondern nur gegen uns zu eifern; daher ist er gefährlicher als jeder andere, den die Römer sonst alsogleich als Volksaufwiegler ergreifen und richten würden.`
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Sagt Nikodemus, der auch zugegen ist, um etwa ein Wort für Mich einzulegen: ,Liebe Freunde, ihr wißt doch, daß dem Jesus viel Volk anhanget; denn wie viele er gesund gemacht hat, davon ist vielleicht nur der kleinere Teil hier bekanntgeworden. Sollte es nicht besser sein, ihn dem Volke zu lassen seiner Wunderkraft wegen, die doch einen großen Segen verbreitet?!`
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Jetzt erhebt sich ein großer Sturm der Entrüstung im Rate wegen solch einer schweren Zumutung, und unser Nikodemus muß gar viele Scheltworte und Verdächtigungen anhören, daß er dem Hohen Rate solchen Vorschlag vorlegen kann. Er hört aber alles ganz gelassen an; denn Ich gebiete ihm jetzt in seinem Herzen, zu schweigen und sich hierher zu begeben.
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Kaiphas aber spricht jetzt wieder, nachdem Ruhe eingetreten ist: ,Wahrlich, ihr wißt nichts und bedenket auch nichts! Es ist uns allen besser, der Mensch sterbe für das Volk, ehe das ganze Volk verderbt werde. Und so gebiete ich denn, daß ein jeder bedacht sei, die rechte Gelegenheit zu erforschen, von der ich sprach; denn was da geschehen soll, geschehe bald!`
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Die Mitglieder des Hohen Rates sind mit diesen Worten einverstanden und schließen ihre Sitzung. Nikodemus aber entfernt sich still und unbemerkt und wird bald hier eintreffen.
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Seht, jetzt wißt ihr, wie es drunten im Tempel aussieht; aber seid ohne Sorge! Nicht eher können diese ihre Pläne ausführen, als bis Ich Selbst Mich in ihre Hände gebe!"

Fußnoten