Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 11

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre

- Kapitel 54 -

Von der Heiligkeit Gottes

Petrus hatte Meine Worte sich ganz besonders tief ins Herz geschrieben, und mit der ihm eigenen tatkräftigen Willensstärke ging er auch sofort daran, seine Seele auszubilden, wo es ihm noch mangelte. Er zog sich alsogleich von den übrigen zurück, um das innere Auge öffnen zu können, und blieb einige Tage für alle fast unsichtbar.
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Es ist hier wiederum zu betonen, daß Meine Jünger hier versammelt waren, um aus eigenem, freien Antrieb, unabhängig von Meiner Person und ganz ohne jede äußere Nötigung durch die Umgebung, eine Art freiwilliger Prüfung sich selbst gegenüber durchzuführen, so daß die schon errungenen, von Mir aber für ihren späteren Apostelberuf gegebenen Eigenschaften jetzt ihr ausschließliches Eigentum werden konnten. Von diesem Gesichtspunkte aus ist alles zu betrachten, was in Ephrem geschah.
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Nachdem Petrus sich wieder mehr in dem Kreise der Brüder zeigte, von denen jeder seine Wege des inneren Lebens für sich ging - weswegen dieses Zurückziehen gar nicht einmal sehr bemerkt wurde, da er bei den regelmäßigen Mahlzeiten sich stets einfand, schweigend kam und ging -, so blieben eines Abends die Jünger länger als gewöhnlich beisammen, veranlaßt durch die Frage des Jakobus, weswegen wohl die Heiligkeit Gottes sich durch die Sünden der Menschen verletzt fühlen könnte, da doch gerade diese Sünden oftmals das Mittel zur Läuterung seien und auch diese Möglichkeit des Sündenbegehens von Gott zugelassen sei. Es müsse demnach doch mit diesem Satze des Tempels noch eine besondere Bewandtnis haben, da doch gerade Ich auch viel mit Sündern verkehrt hätte und noch nie durch die ärgsten Sünder Mich verletzt gefühlt habe.
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Es gab da ein Durcheinanderreden vieler Art, indem Meine früheren Lehren hervorgeholt wurden und jeder sich einen besonderen Standpunkt gebildet hatte, von dem er die Heiligkeit Gottes betrachtete. Johannes erklärte denn schließlich eingehend, daß unter ,Heiligkeit` im wahren Sinne die große, selbstverleugnende Liebe Gottes zu verstehen sei, die allerdings durch das Widerstreben gegen die Liebe in der Sünde verletzt werden könnte, ebenso wie ein guter Vater sich durch lieblose Kinder wohl verletzt, aber deswegen noch nicht erzürnt fühlen wird, sondern nach möglichst sanften Mitteln suchen wird, diese Lieblosigkeit auszurotten und, falls die sanfteren Mittel nichts fruchten, erst zu strengen und strengsten greifen wird, nicht aber aus Zorn, sondern lediglich aus Liebe und zu dem rechten Zwecke.
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Die sämtlichen Jünger erklärten sich mit diesen Worten einverstanden, jedoch fügte Petrus dem noch hinzu, daß die Heiligkeit Gottes nicht nur die große Liebe Gottes bedeute, sondern auch die große Weisheit, mit welcher Er alles Geschaffene eingerichtet habe in seiner großen, vollkommenen Zweckmäßigkeit. Diese Ordnung, welche die Zweckmäßigkeit in sich schließe, nicht zu stören, sei die heiligste Pflicht des Menschen. Aber gerade darin sei so unendlich viel von der Menschheit gesündigt worden, daß sie sich der Ordnung entgegengestellt und dadurch auch die Zweckmäßigkeit der Naturgesetze zu ihrem Schaden zu zertrümmern gesucht habe. So sei die Sündflut entstanden, weil die Ordnung und damit die Zweckmäßigkeit gestört worden sei, welche die Berge als Belaster unterirdischer Wasserbecken erfüllen, nachdem die Hanochiten die Berge sprengten. Und so sündige der Mensch auch jetzt noch gegen die Ordnung, und damit verletze er die Heiligkeit Gottes in der Ordnung, indem er seinen Körper mißbrauche und sich der Völlerei und Unzucht ergebe, wodurch der Körper unbrauchbar werde, als Sitz einer gesunden Seele zu dienen. Die Ordnung aber zu erkennen, in der wir leben sollen, sei ein wichtiger Schritt zur Wiedergeburt, und daher habe er auch in diesen Tagen erkannt, wie notwendig das Versenken in sich selbst sei, weil nur durch das Suchen in sich selbst es möglich sei, von Gott gelehrt zu werden und die Wahrheit zu erkennen.
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Fragten die andern, ob er denn das getan habe. Petrus bejahte und erklärte, er habe das mit großem Fleiße in diesen Tagen getan und sei auch überzeugt, jetzt den Weg gefunden zu haben, um ein rechter Jünger unseres Herrn und Meisters zu werden. Er sei zwar überzeugt, daß die Brüder alle die letzten Worte des Herrn beherzigt hätten und nach Erreichung der nahen Ziele strebten; aber er fühle sich gedrängt, seine Beobachtungen zu schildern, da doch der eine oder der andere etwas daraus für sich entnehmen oder auch ihm etwas mitteilen könne, was wieder ihm, dem Petrus, zu nützen vermöchte.

Fußnoten