Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 11

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre

- Kapitel 55 -

Der Weg zur inneren Vollendung

Die Brüder baten ihn nun nochmals, seine Gedanken und Erfahrungen zu berichten, und Petrus begann: ,,Liebe Brüder, wir sind nun bald drei Jahre stete Begleiter des Herrn, der uns eingeführt hat in alle Wunder Seiner Welt, und wir zweifeln wohl alle nicht, wen wir in Person in Wahrheit vor uns haben; aber trotz der Erkenntnis dieser Wahrheit und des Bewußtseins, in unmittelbarer Nähe Dessen zu wandeln, der unser aller Schöpfer ist, wollte es mir dennoch manchmal nicht gelingen, gelinde aufsteigende Zweifel ganz zu besiegen, welche mir zuflüsterten: ,Alle deine Erkenntnis und dein Bemühen ist nutzlos, da du doch niemals imstande sein wirst, diejenige Reinheit zu erlangen, welche dich überhaupt berechtigt, in der Nähe Dessen zu bleiben, der wahrhaft ein Mensch ohne Fehl ist.` Dieses Bewußtsein der Sündhaftigkeit, welche uns wohl allen anhaftet, hat mir manche Träne aus zerknirschtestem Herzen erpreßt, und nur durch die liebende Zusprache des Herrn wurde ich aufgerichtet und mit neuem Mut erfüllt, die so vergeblich scheinende Arbeit wiederaufzunehmen.
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Es ist mir auch so ziemlich gelungen, den Glauben als festestes Gut mir unerschütterlich zu erhalten, daß in unserem Herrn und Meister das einzige Vorbild zur Vollendung liegt; aber nicht ist es mir bisher geglückt, zu glauben, selbst nur eine kleinste Stufe dieser Vollendung zu erreichen. Wohl aber den Willen hierzu zu festen, ist mir gelungen, um mit festem Vorsatz auch nicht durch das Bewußtsein eigener Unwürdigkeit von der Erreichung des fernen Zieles abzulassen.
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Ich erkannte aber nun, daß die Gesetze der Ordnung zu erforschen jedenfalls ein Bestreben sei, durch dessen Erreichung es uns weit leichter sein dürfte - wenigstens für viele -, die Seele von den vielen Schlacken zu reinigen; denn wessen Auge imstande ist, die äußeren, weisheitsvollen Einrichtungen zu erkennen, die das Mittel zur Schulung der Seele bilden, der wird von diesen äußeren Einrichtungen auch sehr bald zu dem eigentlichen inneren Zweck derselben dringen, und sein Herz wird zunächst mit Staunen, Bewunderung und Ehrfurcht erfüllt werden und dann doch ganz sicher in die Liebe zu dem allmächtigen Wesen übergehen müssen, das hier in Seiner heiligen Ordnung die größte Zweckmäßigkeit errichtete zum Heile und zum Fortschritt des gesamten Universums, das in dem einen Ziel gipfelt, Wesen zu bilden, die in seligster Gemeinschaft mit dem Gottgeiste wirken und schaffen können.
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Weiterhin wird dieses Erkennen aber auch der Ansporn sein, alles zu unterlassen, was der Ordnung zur Erreichung dieses höchsten Zieles entgegen ist, und dadurch wird die Seele bestrebt sein, gut und gerecht vor Gott zu leben. Nur die ärgsten Toren und Teufel in Menschengestalt können sich den erkannten Gesetzen zu ihrem eigenen leiblichen und geistigen Schaden entgegenstellen.
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Seht, liebe Brüder, dieser Gesichtspunkt leitete mich schon längst; aber erst hier bin ich jetzt zu dem Ziele gekommen, daß ich mit wachenden Augen imstande bin, aus eigenem Wollen, nicht durch die erst vom Herrn durch Seine Willensmacht geöffnete Sehe, die äußeren Naturgesetze zu erkennen, welche die erhabensten innersten Liebegesetze umkleiden, und ich hoffe, damit auch ein gutes Stück in der eigenen Ausbildung vorwärtsgekommen zu sein."
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Fragte Andreas, wie er denn das gemacht habe, diese innere Sehe zu erhalten. Er zwar halte nicht viel davon, auch die äußere Sehe zu erhalten, da das Verständnis des Wortes ihm höher stehe und diese innere, geistige Sehe ihm wichtiger wäre als alles Erkennen der äußeren Naturgesetze; doch gehe in diesem Urteil eben jeder nach seinen eigenen Überzeugungen, weswegen er keinesfalls des Petrus Bestreben als nicht gut benennen wolle.
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Petrus meinte nun, diesen Weg zu betreten sei nicht schwer, da nur Glaube an Gott und Willenskraft nötig seien, denjenigen Gegenstand, den man erforschen wolle, zu durchdringen. Sodann erscheine deutlich beim Betrachten der äußeren Form auch gleichzeitig die innerste, und der Geist erkläre sodann auch deutlich die durch Anschauung nun sichtbar gewordenen Gesetze.
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Es sei aber ganz selbstverständlich, daß beim Betrachten der vielen Dinge, die sich darbieten, nun nicht etwa die Seele nur ein Vergnügen daran finden dürfe, diese äußeren Fähigkeiten zu erhalten, ohne die Stimme des Geistes in sich klar ertönen zu lassen. Beides müsse stets zusammengehen, und sodann sei auch die Ausbildung dieser Eigenschaften der Seele bei gesundem Körper sicherlich kein Fehler.
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Er habe nun zum Beispiel beobachtet, wie sich die Pflanzen aufbauten, und habe da so recht erkannt, wie die Seelensubstanz der Pflanze ebensogut in sich ein völlig abgeschlossenes, aber nur noch weiter entwicklungsfähiges Wesen sei wie der Mensch selbst. Während er früher in den Pflanzen nur Auswüchse der belebten Erde gesehen habe - ungefähr wie einem Menschen am Körper Haare wachsen -, so wüßte er nun, daß dem nicht so sei, sondern daß jedes Pflänzchen ein abgeschlossenes Seelenganzes, wenn auch in Unvollkommenheit, darstelle, das sich seinen Körper ebensogut aufbaue wie die vollendete Seele des Menschen. Zwar habe er wohl schon früher aus den Erklärungen des Herrn gewußt, wie die Entstehung der menschlichen Seele durch die sichtbare Welt geschehe, aber einen so eingehenden, bis ins einzelne gehenden Blick, den er jederzeit wiedererhalten könne, habe er doch noch nicht gehabt, und es sei ihm vieles, was er früher mehr als wahr gefühlt, jetzt greifbar wahr geworden.
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Es entstand nun ein mannigfaches Fragen hauptsächlich der Jünger, die nicht zu den Zwölfen gehörten, die von Petrus noch mancherlei Aufschlüsse wünschten, was hier jedoch als unwesentlich übergangen werden kann. Nur sei noch bemerkt, daß bei diesen Gesprächen die Frage aufgeworfen wurde, ob denn die unvollkommenen Seelenteile, welche in Augenblicken der geöffneten Sehe vielen schon sichtbar geworden wären, bewußt wären, und ob in den niederen Stufen der anorganischen Körper mit diesem Bewußtsein ein Empfindungsvermögen Hand in Hand ginge, wie doch wohl anzunehmen sei, und ob dieses für bestimmte Zwecke notwendig wäre.

Fußnoten