Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 11

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre

- Kapitel 72 -

Jesus in Gethsemane. - Jesu Gefangennahme

Wir gingen nun zum Tore hinaus und wandten uns dem Ölberge zu. Dort lag also der Garten, der jetzt noch ,Gethsemane` benannt wird, jedoch an einem ganz andern Orte. Der Garten Gethsemane gehörte zu jener Herberge am Ölberge, die dem Lazarus gehörte und als beliebter Ausflugsort bekannt war. Unterhalb jener Herberge, die auf der Höhe lag und eine weite Aussicht bot, erstreckte sich eine parkartige Anlage, durch welche hindurch ein sehr angenehmer Weg hinauf zur Höhe führte. Dieser Park selbst aber ist das eigentliche Gethsemane gewesen und liegt daher an einer ganz andern Stelle als das jetzt gezeigte, das mit ihm nur den Namen gemein hat, weil die dortigen sehr alten Bäume den späteren Suchern dieses Ortes es wahrscheinlich machten, die richtige Stätte gefunden zu haben. (Joh.18,1)
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Wir versammelten uns ja oft bei dem Wirte, und so glaubte auch Judas sicher, Mich bei diesem zu finden, da Ich Lazarus sonst nicht verlassen haben würde, um mit Meinen Jüngern allein sein zu können. Der Park selbst bot wegen der großen Stille, die dort herrschte, einen geeigneten Ort zur inneren Beschauung, und darum führte Ich die Jünger dorthin, damit sie die letzten Ereignisse nochmals überdenken möchten. (Joh.18,2)
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Wir lagerten uns abseits des Weges, und Ich forderte Petrus, Johannes und Jakobus auf, mit Mir von den andern weg etwas abseits zu gehen. Sie taten so und folgten Mir.
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Hier trat nun der Augenblick ein, wo die ganze Wucht des nahenden Unheils die Seele des Menschensohnes befiel und die Gottheit sich wiederum gänzlich zurückzog, um die freieste Entschließung dem Menschen Jesus zu überlassen. (Mark.14,33)
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Daher empfand dieser auch die bange Stunde und sagte (Jesus): ,,Meine Seele ist betrübt bis in den Tod!" Er sagte sodann auch zu den dreien: ,,Bleibet hier und wachet mit mir!" (Mark.14,34)
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Und er ging abseits und betete die Worte: ,,Mein Vater, ist es möglich, so gehe dieser Kelch von mir; doch nicht wie ich will, sondern wie Du willst!" (Mark.14,35.36)
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Da jedoch in diesen Worten noch nicht der eigene feste Entschluß steht, so trat die Gottheit auch noch nicht in ihn zurück.
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Jesus ging zu den Seinen zurück und fand sie schlafend.
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Daraus ersah er, daß er nur eine Stütze finden könne an dem Vater in sich, weckte die drei und sprach die bekannten Worte: ,,Könnet ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen? Wachet und betet, daß ihr nicht in Anfechtung fallet! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach." (Mark.14,37.38)
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Mit diesen Worten meinte er nicht nur die drei, sondern auch sich selbst zu bezeichnen.
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Jesus ging nun zurück und betete abermals: ,,Mein Vater, ist es nicht möglich, daß dieser Kelch von mir gehe, so trinke ich ihn denn, und Dein Wille geschehe!" (Mark.14,39)
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Wiederum von Unruhe getrieben, suchte die Seele Anschluß nach außen bei den Seinen und fand diese wiederum schlafend, und zwar so fest, daß sie nicht erweckt wurden, sondern bei ihrem Anruf sich nur schlaftrunken regten. (Mark.14,40)
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Jetzt hatte Jesus, der Menschensohn, gesiegt.
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Mit einem Blick des Mitleids überschaute er die Seinen, eilte zurück und rief laut: ,,Vater, ich weiß, es ist möglich, daß dieser Kelch vorübergehe; aber Dein Wille allein geschehe, und darum will ich ihn trinken!"
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Da kehrte die Gottheit in ihn völlig zurück und stärkte ihn, durchdrang ihn völlig und sprach: ,,Mein Sohn, zum letztenmal hattest du dich zu entscheiden! Nun sind Vater und Sohn in dir geeint und ewig untrennbar geworden. Trage, was dir zu tragen gegeben worden ist! Amen!"
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Darauf erhob Ich Mich wieder und ging zu Meinen Jüngern, die wieder schlafend dalagen, weckte sie und sprach: ,,Wie könnet ihr nur schlafen und Mich allein lassen in der schwersten Stunde? Wachet und betet, daß ihr nicht in Anfechtung fallet; denn der Geist ist wohl willig, aber das Fleisch ist schwach. Ihr aber sollet allzeit stark sein. Sehet, jetzt ist die Stunde gekommen, wo Ich Meinen Feinden überliefert werde; darum schlafet nicht, und seid stark!" (Mark.14,41)
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In diesem Augenblick nahte sich eine Schar bewaffneter Tempelwächter mit Fackeln, welche Judas anführte, und die er nach der Herberge führen wollte, wo er Mich vermutete. Die Jünger fragten Mich, was das bedeute. Ich aber hieß sie zurücktreten und ging auf dem Wege der Schar entgegen. Als Mich Judas sah, trat er auf Mich zu, grüßte Mich und wollte Mich küssen als Erkennungszeichen für die Schergen. Ich aber wehrte ihm und sagte: ,,Judas, verrätst du also des Menschen Sohn? Dir wäre besser, nie geboren zu sein!" (Joh.18,3)
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Darauf wandte Ich Mich zu dem Haufen und fragte mit starker Stimme: ,,Wen suchet ihr?" (Joh.18,4)
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Der Anführer antwortete: ,,Jesum von Nazareth!"
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Darauf gab Ich Mich mit den Worten: ,,Ich bin's!" ihnen zuerkennen und trat ihnen einige Schritte näher. (Joh.18,5)
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Die Schergen aber wichen zurück, weil sie von Meiner Kraft gar manches gehört hatten und sich vor dieser fürchteten, - weswegen auch von Kaiphas nur solche Knechte ausgewählt worden waren, die Mich noch nicht kannten. Einige der zuletzt Stehenden fielen von dem Anprall der Vorderen sogar zu Boden. (Joh.18,6)
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Wiederum fragte Ich sie, da die Knechte zögernd und ängstlich dastanden: ,,Wen suchet ihr?"
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Und auf die nochmalige Antwort des Anführers wiederholte Ich: ,,Ich habe es euch gesagt, daß Ich es bin! Suchet ihr aber Mich, so lasset diese hier gehen!" (Joh.18,7.8)
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Als nun die Knechte merkten, daß ihnen nichts geschehe, schämten sie sich ihres anfänglichen Schreckens, drangen auf Mich ein und umringten Mich alsbald, während der Anführer ihnen zurief, nur auf Mich zu achten, da der Befehl des Hohepriesters laute, nur Mich zu fangen.
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Petrus aber, der da nun erkannte, daß ernstlich Gefahr für Mich drohe und keinerlei Wunder geschehe, Mich zu befreien, zog das stets verborgen getragene Schwert und drang zu Mir hin. Ihm stellte sich Malchus entgegen, der ihn mit dem Spieße abwehrte. Da führte Petrus einen Streich nach ihm, der dem Malchus das Ohr abtrennte. (Joh.18,10)
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Ich rief nun dem Petrus zu: ,,Stecke dein Schwert in die Scheide! Soll Ich den Kelch nicht trinken, den Mir Mein Vater gegeben hat?" (Joh.18,11)
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Darauf wich Petrus zurück. Ich aber berührte das wunde Ohr des Knechtes, und alsobald ward es heil. (Luk.22,51) Diese Tat verwunderte die Knechte, so daß sie sich um die Jünger nicht weiter kümmerten, sondern nur bedacht waren, Mich fortzubringen.
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Da Ich nun alles schweigend über Mich ergehen ließ, Mir auch die Hände von ihnen ohne jedes Widerstreben binden ließ (Joh.18,12), so sprachen sie unter sich ihre Verwunderung aus, warum doch ihnen gesagt sei, die äußerste Gewalt zu gebrauchen, da doch einen solchen Menschen zu fangen nichts weniger als gefährlich sei. - Judas aber stand dabei und wartete, daß irgend etwas geschehe, wodurch die Wächter in Schrecken versetzt würden. Da aber nichts geschah, glaubte er um so sicherer, es werde sich vor dem Hohen Rate Meine Kraft schon entfalten.

Fußnoten