Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 11

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre

- Kapitel 74 -

Jesu Kreuzigung, Tod und Begräbnis

Der Tempel hatte nun anscheinend gesiegt, und derselbe beeilte sich, das ausgesprochene Todesurteil so schnell als möglich zur Vollstreckung zu bringen. -
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Es soll nun weiterhin nicht die genaue Beschreibung aller Martern erfolgen, die Mein Leib durchzumachen hatte; denn das sind Dinge, die keines Menschen Seele im Leibe schon fassen kann. Erst im freigeistigen Zustande ist es dieser möglich zu begreifen, inwiefern diese Todesqual geeignet war, den Leib völlig zu vergeistigen und dadurch auch zur Erlösung der Materie beizutragen, obschon nicht gerade die Notwendigkeit dieser Peinigung vorlag.
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Es sollen hier nur verschiedene Irrtümer noch berichtigt und Klarheit in einige Dinge gebracht werden, damit an der Hand der bezüglich des Leibestodes ziemlich genauen Evangelien ein deutliches Bild der letzten Stunde des Menschensohnes gegeben werde.
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Es ist hier zunächst das Kreuztragen ins Auge zu fassen. Es war bei den Römern Sitte, daß jeder zum Tode der Kreuzigung verurteilte Verbrecher sein Marterholz selbst bis zur Richtstätte tragen mußte, und oft, falls ihn die Kräfte hierzu verließen, wurde er auf das grausamste gepeinigt, um diese Strafe zu vollführen. Auch Mir blieb natürlich dieses nicht erspart; jedoch verließen den auf das höchste erschöpften Körper sehr bald die Kräfte, so daß Ich mehrere Male zu Boden stürzte.
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Simon von Kyrene nun, der ein Anhänger Meiner Lehre und als solcher den Priestern sehr wohl bekannt war, begegnete dem Zuge und beobachtete voller Entsetzen und Mitleid Meine jammervolle Lage.
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Da rief ihm einer der Templer höhnend zu: ,,Da sieh deinen großen Meister, der sich nicht selbst helfen kann! Jetzt kommt all sein Betrug elend zutage."
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Simon entgegnete empört und weissagenden Geistes: ,,Ihr werdet noch der Stunde fluchen, in der ihr solches getan habt! Ich aber wünsche, meinem Meister dienen zu können, damit dieser Schmerzensweg Ihm leichter werde."
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,,Das sollst du!", riefen erbost mehrere Priester. ,,Denn da du es wagst, die Handlungen des Tempels zu schmähen, so legen wir dir Buße auf, und du sollst das Kreuz deines Meisters tragen!" Als Simon das hörte, eilte er freudig hinzu, nahm das schwere Kreuz auf seine starken Schultern und bot Mir, dem am Boden Liegenden, noch seine Hand, damit Ich Mich stützen möge. Ich nahm diese, und Simon ward so sehr in seiner Kraft gestärkt, daß es ihm leicht wurde, die schwere Last zu tragen.
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Es waren aber alle Meine nächsten Freunde, die während der Aburteilung nicht zu dem Richthause gelangen konnten, nun gefolgt, und auch nahte sich jetzt viel des Volkes, das erst eingeschüchtert von ferne gestanden hatte, als der Anhang des Tempels sein ,Kreuzige ihn!` geschrien hatte. Diese nahmen alsbald eine drohende Haltung an, als der Zug sich dem Tore näherte, an dem ein weiter Platz es ermöglichte, sich auszubreiten. Die Pharisäer hatten aber sehr wohl so etwas befürchtet und hatten daher eine größere Abteilung römischer Soldaten beordert, welche den Zug am Tore nach Golgatha hin erwartete, um die Ordnung aufrechtzuerhalten.
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Als nun die Mir Wohlgesinnten sahen, daß Ich rettungslos verloren und eine etwaige gewaltsame Befreiung aus den Händen der Tempelschergen unmöglich sei, erhob sich ein großes Wehklagen, in das namentlich die Weiber stark einstimmten.
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Ich wandte Mich daher zu den Nächststehenden und sagte zu ihnen: ,,Weinet nicht über Mich, sondern über euch und eure Kinder; denn diesen wird Schlimmeres widerfahren, als ihr nun sehet, daß es Mir geschieht! Ich gehe ein zu Meinem Vater; jene aber werden nicht wissen, wohin sie gehen!"
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Es heißt in der Überlieferung der Kirche, die Magd Veronika habe Mir ein Tuch gereicht, um den Schweiß zu trocknen. Das ist wohl wahr; denn diese stand in den ersten Reihen der Wehklagenden. Das Abdrücken des Gesichtes in dies Tuch ist jedoch eine später entstandene Sage, ebenso wie es hier gesagt sei, daß es zu Meiner Zeit nie einen Juden Ahasver gegeben hat, der Mich von seinem Hause verjagte. Beides sind Mythen, die später entstanden sind aus Erzählungen frommer Gemüter, die bemüht waren, Meinen Leibestod mit allen möglichen Wundern auszuschmücken, die sich auch in den Evangelien eingeschlichen haben.
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Wäre tatsächlich, während der Leib am Kreuze hing, all derartiges geschehen, wie es berichtet wird - das große Erdbeben, die Verfinsterung der Sonne, das Erscheinen der Geister und vieles andere -, so hätte Jerusalem, gezwungen durch diese starken Zeichen, noch desselben Tages Buße in Sack und Asche getan und Meine Auferstehung nicht mit Zweifeln, sondern mit Freuden und als Zeichen der Vergebung aller Sünden betrachtet. So ist aber in der Zeit des Absterbens des Leibes nichts so Außergewöhnliches geschehen, daß es gerade auf Meinen Tod zwingend Bezug hätte haben müssen. Und es kann das nicht anders sein, weil die Freiheit des Willens gewahrt werden muß, Mir jedoch, falls dieses Hauptprinzip nicht gewahrt werden sollte, es jedenfalls schon früher möglich gewesen wäre, durch solche Wunder einen Zwang auszuüben. Alles, was geschah, war derart, daß es auch wohl ohne Meinen Leibestod hätte eintreten können, - und so wollen wir jetzt genauer betrachten, was das gewesen ist.
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Als Ich nun hinausgeführt worden war nach Golgatha, der derzeitigen allgemeinen Richtstätte von Jerusalem, kam Judas Ischariot in höchster Verzweiflung angestürzt und versuchte, den Ring zu durchbrechen, welchen die Tempelwächter um die Stätte gezogen hatten. Er wurde mit Gewalt zurückgetrieben und blieb mit stieren Augen in der Nähe stehen, immer noch hoffend, es werde etwas Außergewöhnliches zu Meiner Befreiung geschehen. Er war stets in der Nähe gewesen, als Meine Verurteilung erfolgte, und je mehr es ihm klar wurde, daß Meine Kraft hier entweder erloschen sei oder nicht von Mir gebraucht werde, in um so größere Angst geriet er.
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Schließlich eilte er zu dem Hohen Rate zurück und wollte das Geld zurückgeben, indem er sagte, er habe unschuldig Blut verraten, und sich selbst heftig anklagte. Voll Hohnes wurde er natürlich abgewiesen mit dem Bemerken, er solle sehen, wie er da mit sich fertig werde. Voller Verzweiflung warf er das Geld in den Almosenkasten des Tempels und eilte hinaus, noch immer sich mit schwacher Hoffnung daran haltend, Ich würde Mich Selbst befreien, ehe das Schlimmste eintrete. Als er nun sah, wie Mein Leib zu Boden geworfen und auf das Kreuz gelegt wurde, als er die Hammerschläge hörte, die die Nägel durch Mein Fleisch ins Holz trieben, schrie er laut auf und stürzte eilends davon. Ohne einen Blick zurückzuwerfen, eilte er in eine einsame Gegend, wo er sich an einem Feigenbaum mit seinem Gürtel erhängte.
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Er hatte seinen Irrtum, seine Geldgier und Selbstsucht teuer bezahlt. Was jedoch mit ihm sodann geworden ist, davon wird noch einmal berichtet werden.
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Erst mehrere Tage nach seinem Leibestode ward sein Leichnam gefunden, der von dem Gürtel heruntergefallen war und von den Hunden und Schakalen benagt wurde. An derselben Stätte wurde er auch verscharrt. -
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Es wird nun berichtet, es sei eine Finsternis eingetreten, als Mein Leib am Kreuze hing. Ja, eine große innere Finsternis trat ein über Jerusalem, aber keine äußere. Eine innere, die jeder fühlte, als sei ihm etwas verlorengegangen, ohne daß er wußte, was es sei, und selbst die Hohenpriester, Schriftgelehrten, Pharisäer und Tempeljuden, die doch sehr nach Meinem Tode verlangt hatten, fanden keine Befriedigung und keine Freude an ihrer Tat.
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Daher kam es auch, daß der Tempel keinerlei Schritte tat gegen Meine Jünger und nächsten Anverwandten, auch nicht gegen Nikodemus, Joseph von Arimathia und Lazarus, die alle zu Meinem Kreuze wallfahrten und in der letzten Lebensstunde zugegen waren. Vornehmlich der Würde des Nikodemus als Mitglied des Hohen Rates verdankten es die Meinen, daß sie in nächster Nähe zu bleiben die Erlaubnis erhielten, während sonst der Platz von Soldaten abgesperrt und niemand hinzugelassen wurde. Dieser Fürsprache zufolge wurde eine Ausnahme gemacht. Meine allernächsten Jünger jedoch, außer Johannes, waren nicht zugegen, wie Ich es auch schon oftmals früher vorhergesagt hatte. Der Hirte war geschlagen, und so zerstreuten sich die Schafe. Nach Meiner Gefangennahme hatten sie sich teilweise zu Lazarus geflüchtet, teils waren sie bei Freunden versteckt, die sie verborgen hielten.
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Nur Johannes allein wagte es, sich überall offen zu zeigen und Meiner Leibesmutter Maria eine Stütze und ein Trost zu sein.
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Petrus, der nach seinem Falle von tiefster Reue erfaßt worden war, folgte allerdings heimlich dem Zuge, der Mich durch die Straßen von Jerusalem von einem Oberhaupte zum andern führte, hielt sich jedoch von allen Brüdern fern, da er in seiner Seele das Bedürfnis des Alleinseins fühlte und nun erst zur völligen Klarheit hinsichtlich Meines Wirkens gelangte, wozu die Übungen in Ephrem ihm ganz besonders dienlich waren. Er erkannte das Wesen und den Zweck Meines irdischen Heimganges und war auch fest durchdrungen von dessen Notwendigkeit und von Meiner vorhergesagten Auferstehung, auf die er, zwar ohne ein Wort darüber zu äußern, fest vertraute.
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Bezüglich Meiner letzten Stunden ist das Notwendigste bereits früher gesagt worden, und wer es sich nochmals vergegenwärtigen will, lese ,,Die sieben Worte am Kreuz", so wird er über Meine letzten Stunden genugsam aufgeklärt sein.
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Als Meine Seele sich nun vom Körper trennte, entstand allerdings ein Erdbeben; aber das war wiederum eine Erscheinung, die nicht zu sehr auffiel, da in jener Gegend zu Meiner Zeit die unterirdischen Gewalten des Jordantales noch weit häufiger sich bemerkbar machten als jetzt, daher Erdstöße nicht allzu selten waren. Daß allerdings aber diese Erscheinung wirklich mit Meinem Tode zusammenhing, kam den verstockten Juden nicht in den Sinn.
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Auch ist es richtig, daß der Vorhang im Tempel zerriß als ein äußeres Zeichen, daß es nun gar keine Schranke mehr gebe, um zum allerheiligsten Herzensraum des Vaters zu gelangen, ja, daß ein jeder dahin gelangen könne, um das ewige Leben daselbst zu empfangen; aber auch diese Erscheinung, wenn auch verwunderlich, machte weiter kein Aufsehen. Die diensttuenden Priester hingen den Vorhang wieder auf, und damit war die Sache abgetan.
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Weiter wird berichtet, daß die Sonne ihren Schein verlor. Es ist schon gesagt, daß eine Finsternis nicht eintrat, - wohl aber ist es jedem bekannt, daß sich Erdbeben in heißeren Ländern durch eine starke Trübung der Atmosphäre ankündigen, wodurch die Sonne an Glanz verliert. So geschah es ähnlich auch hier. Allerdings hatte aber diese Glanzlosigkeit der Sonne einen andern Grund als den gewöhnlichen, - wenn auch die Erscheinung die nämliche war.
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Es wird noch berichtet, daß Verstorbene aus ihren Gräbern stiegen und vielen erschienen sind. Dieser Bericht muß richtig verstanden werden, und es wird ihn jeder besser begreifen, wenn er das Folgende in sich aufnehmen wird. -
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Als nun der Körper gestorben war und die Zahl der Feinde ihre Rache völlig gekühlt hatte, verlief sich das Volk auch bald, weil ein inneres Grauen - eben die innere, schon berichtete Finsternis - jeden veranlaßte, einen Schutz in seinem Hause zu suchen, wo sich die Juden nach ihren Satzungen nun zum Sabbat vorzubereiten hatten, der mit Sonnenuntergang herannahte.
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Meine Anhänger näherten sich nun immer mehr der Richtstätte, so daß der Kreis der Mir Nahestehenden sich ziemlich vergrößerte. Joseph von Arimathia war schon früher zu Pilatus gegangen und hatte um Meinen Leib gebeten, eine Vergünstigung, die nicht immer gegeben wurde.
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Pilatus jedoch gab sie ihm gern, da er dadurch, sowie auch durch die in drei Sprachen ausgeführte Schrift an der Spitze des Kreuzes, welche besagte, Ich sei der Juden König, den Juden einen Ärger bereiten wollte.
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Meine Freunde nahmen alsbald den Körper herab, reinigten und salbten ihn und trugen ihn sorgsam zu einem Felsengrab, das dem Joseph von Arimathia gehörte, auf einem Grundstück, welches dieser dem Nikodemus abgekauft hatte, um daselbst einst seine eigene letzte Ruhestätte zu finden.
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Golgatha war zwar ein Felsenhügel, jedoch war die Stätte in nächster Nähe eines vielbewohnten Villenviertels, wo sich viele reiche Römer und Juden angekauft hatten und herrliche Landhäuser erbauten; daher ist die Nähe des Gartens erklärlich.
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In dieses Grab legten sie den Körper und verwahrten es wohl, aus Furcht, die Juden möchten in ihrer Bosheit sonst auch noch dem Leichnam Böses antun.
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Diese aber hatten wiederum Furcht, Meine Anhänger möchten den Leichnam entführen und dann etwa behaupten, Ich sei auferstanden; denn sie hörten und wußten sehr wohl, daß die Rede von Meinem vorhergesagten Tode und auch von Meinem Auferstehen im Volke umging. Daher baten sie den Pilatus um Wachen, die dieser auch bewilligte, schon aus Neugierde, ob denn da etwas Wunderbares herauskommen würde, wie allerseits sowohl von den Freunden erwartet, als auch von den Feinden befürchtet wurde. Es wurden daher Wächter bestellt, römische Soldaten, welche fünf Tage lang an dem Grabe Wache stehen sollten. -

Fußnoten