Das Grosse Evangelium Johannes: Band 2
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre.
(Im Sommer des Jahres 30)
Dritte Reise des Herrn:
Genezareth - Zu Schiff über die Bucht und dann zu Fuß nordwärts in Richtung Tyrus - Rückkehr zum Galiläischen Meer - Berg am Ufer (Zweite Volksspeisung) - Zu Schiff nach der Herberge bei Magdala - Zurück zum Berg am Ufer - Zu Fuß nach der Hütte des Markus bei Cäsarea Philippi
- Kapitel 180 -
Der gesegnete Fischzug. Vom Tempelmist
Auf diese Worte eilten alle Jünger hin und halfen nach Kräften dem Markus und seinen Kindern. Die zwei Söhne waren zwar junge und kräftige Leute, aber die vier älteren Töchter waren zusammen nicht so stark wie einer der zwei Söhne.
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Als mit der kräftigen Hilfe der Jünger die Fische alle untergebracht waren, kam Markus zu Mir, der Ich auf einer recht niedlichen und bequemen Rasenbank saß, und sagte, noch ganz vom Schweiße triefend: ,,Herr und Meister! Du magst nun sagen, was Du nur immer willst, so behaupte ich dennoch fest, daß Du von meinem heutigen, nie erlebt herrlichen und reichsten Fischfange ebensogut die Ursache bist, als Du gestern abend meine fünfzig Schläuche mit dem köstlichsten Weine angefüllt hast, wofür ich Dir denn auch vor allem meinen innigsten Dank abzustatten alsogleich hierhergeeilt bin. Und somit danke ich Dir, o Herr und Meister, mit dem gerührtesten und dankerfülltesten Herzen für alle die übergroßen und wunderbarsten Wohltaten, die Du mir und den Meinen in so überschwenglich reichlichstem Maße hast angedeihen lassen!
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Ich hatte heute das große Zugnetz ausgesetzt, das da eine Länge hat von einhundertfünfzig und eine rechte Tiefe von sieben Ellen, und siehe, alle Räume des Netzes waren voll von den herrlichsten und köstlichsten Fischen! Und nun strotzen meine ziemlich großen zehn Behälter von den Fischen, die wir heute mit dem einzigen und ersten Zuge ans Land gebracht haben! Wenn es Dir genehm ist, so lasse ich sogleich einige Stücke als Morgenmahl zubereiten; mein Weib versteht solches aus der Kunst!"
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Sage Ich: ,,Tue das; denn Mich gelüstet es danach! Hernach kannst du aber auch mehrere Lägel voll in die Stadt Cäsarea Philippi durch deine Kinder tragen lassen, und sie werden einen guten Erlös machen!"
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Markus machte eine tiefe Verbeugung, eilte darauf in die Küche zu seinem Weibe und ordnete das Morgenmahl an, dessen Bereitung das Weib und die sechs Töchter sogleich und alleremsigst vornahmen. Die zwei Söhne aber füllten zwei große Lägel voll der schönsten Fische und, da sie ihr Morgenbrot schon verzehrt hatten mit etwas Wein, fuhren sie damit in die kaum eine Stunde von da entlegene Stadt.
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Als sie ihr Fuhrwerk, das aus einem Karren, vor den zwei Esel gespannt waren, bestand, auf dem Marktplatze aufgestellt hatten, so waren auch schon eine Menge Käufer bei der Hand und kauften ihnen in wenigen Augenblicken alle die Fische ab um einen guten Preis; denn solch ausgezeichnete Fische kosteten schon damals pro Stück einen guten Groschen. Da die beiden bei zweihundert Stück mitgenommen hatten, so lösten sie auch bei zweihundert Groschen, was für jene Zeit mehr war denn jetzt () zweihundert Taler. Nach ein paar Stunden kamen die beiden, reich mit Geld beladen, wieder mit den leeren Lägeln und dem Karren nach Hause und übergaben dem Vater Markus das Geld, der darüber eine große Freude hatte und die beiden Söhne sehr belobte.
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Die Söhne aber fragten den Vater, ob sie noch einmal in die Stadt fahren sollten, da viele, die noch kaufen wollten, nichts mehr bekamen. Der Vater gestattete ihnen solches, und sie füllten abermals die Lägel und fuhren damit in die Stadt und verkauften die zweite Fuhre besser und schneller denn die erste.
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Markus aber wußte sich vor lauter Dank nicht zu helfen; denn ihm war nun auf einmal aus seiner vieljährigen Not geholfen.
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Während aber die beiden Söhne die erste Fuhre in die Stadt schafften, hatten wir bei zwanzig bestbereitete Fische zum Morgenmahle verzehrt, und am Brote und Weine hatte es dabei nicht gemangelt. Wir hatten uns dabei noch über manches besprochen, besonders aber blieben als Hauptgegenstand immer die Diener des Tempels, und des Markus älteste Tochter, ein Mädchen von neunzehn Jahren, zeigte uns einen alten Topf, der mit dem Tempelmiste zur Hälfte angefüllt war, und fragte, ob dieser Mist wohl, nach den Worten der zudringlichen Verkäufer, die Felder und Gärten auf die beschriebene, unerhörte Weise befruchte.
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Da erhob sich ein Gelächter unter den Jüngern, denen diese Tempelprellerei nicht unbekannt war, und Thomas sagte: ,,O der Schändlichkeit! Das treiben die Gottesdiener schon bei fünfzig Jahren. Es haben sich wohl schon würdige Hohepriester dagegen aufgelehnt, richteten aber wenig aus; denn dieser Mist trägt nun dem Tempel jährlich wenigstens zweitausend gute Groschen. Die Menschen aber sind blind genug und glauben am Ende sogar, daß durch solchen Unrat ihre Felder, Äcker und Gärten gesegnet werden!"
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Sagte darauf die älteste Tochter: ,,O lieber Freund, das ist nicht also! Die meisten Menschen glauben kaum mehr denn ich an diesen Betrug; aber was kann man da tun? Kauft man den Verkäufern diesen Mist nicht ab, so kann man es darauf bald mit der ganzen Hölle zu tun bekommen. Zugleich sind die Verkäufer dieses Unflates so zudringlich und grob und roh, daß man ihnen am Ende ganz gerne von ihrem Unflate etwas abkauft, um ihrer dadurch nur loszuwerden. Schüttet man dann den Mist vor ihren Augen ins Wasser, so machen sie sich daraus gar nichts mehr und gehen ihren Weg weiter; denn sie wissen es ja, daß man ihnen nach einem Jahre den Tempelmist dennoch wird wieder abzukaufen genötigt werden."
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Sagt Petrus: ,,Ja, ja, Betrug, Lug und Trug allerart sind die Tugenden der Tempeldiener, die sich Gottesdiener nennen! Menschliche Gesichter tragen sie wohl, aber ihr Inneres ist aus der Hölle! Warum, o Herr, Du so etwas zulässest und duldest, das weißt wohl nur Du allein und sonst niemand in der ganzen Welt!"
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Ich aber sage zu allen: ,,Lassen wir nun das, es ist nahezu Mittag! Der Tag ist schön und eben nicht zu warm; darum wollen wir ein wenig in der freien Gegend uns umsehen, ob es da nirgends ein Plätzchen gäbe, von dem aus man eine gute Aussicht in die Ferne haben könnte. Ein solches Plätzchen wollen wir uns dann zurichten, um die Tage unseres Hierverweilens mit allerlei Besprechungen zuzubringen."
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Darauf sagt Markus: ,,Herr, gerade ein paar hundert Schritte über meiner Wohnhütte, und eigentlich über der Grotte, an die meine Hütte angelehnt ist, befindet sich noch in meinem spärlichen Besitze ein solches Plätzchen, wie Du eines wünschest; die Kuppe des Hügels ist mit einem alten schattigen Kastanienbaume geziert, um den ich eine geräumige Rasenbank gemacht habe. Von dieser Bank aus genießt man die schönste Aussicht über diese ganze, weitgedehnte Gegend. Man sieht Cäsarea Philippi ganz und übers Meer, soweit das Auge reicht. Bei sehr heiteren Tagen sieht man leicht bis gen Genezareth und weiter bis Kis, und sogar Sibarah wollen einige schon gesehen haben; aber dazu sind meine Augen zu schwach, und ich kann diesen Ort nicht ausnehmen, - aber aufwärts bis nach Gadarena sehe ich leicht und andere Ortschaften in die schwere Menge."
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Sage Ich: ,,Nun denn, so wollen wir uns diesen Punkt wählen und unsere Zeit alldort so nützlich als tunlich zubringen. Führe uns denn hinauf!"
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Markus, der Hüttenmann, führte uns auf einem zwar sehr schmalen, aber sonst eben nicht unbequemen Pfade auf das Plätzchen, das im Ernste nichts zu wünschen übrigließ; man sah gen Cäsarea Philippi, ebenso übersah man das ganze Galiläische Meer und eine Menge Ortschaften.