Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 4

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Jesus in der Gegend von Cäsarea Philippi

- Kapitel 199 -

Vom langsamen und vom schnellen Begreifen der Wahrheitslehre

1
(Der Herr:) ,,Es ist aber das schon eine alte Erfahrung, daß Menschen, die etwas leicht fassen und zuvor nicht recht tüchtig durchgegerbt worden sind, die leicht aufgefaßte und begriffene Sache auch gar leicht und gar bald fahren lassen, während Menschen, die gewisserart durch lauter Rippenstöße und harte Vorproben eine Lehre in sich zum Fassen und zum Begreifen bringen, dieselbe dann nicht leichtlich irgend mehr auslassen.
2
Oh, es gibt welche, die da ganz gute Talente besitzen und dazu auch jedes andere Vermögen haben! Sie fassen alles bald und leicht und begreifen es wohl; aber zur Zeit dann eingetretener notwendiger Proben gedenken sie ihrer Weltvorteile, fürchten sich zuviel zu opfern und trachten dann nach Möglichkeit jener geistigen Sachen zu vergessen und loszuwerden, die, wenn für sie auch handgreiflich wahr, ihnen auf dieser Welt keine Interessen tragen. Solche Menschen gleichen jenen nahe ganz durchsichtigen Tagesfliegen, die den ganzen schönen Tag hindurch im Lichte, als selbst ganz durchleuchtet und durchglüht, spielen und voll Lebens sind; so aber dann kommt die das Leben prüfende Nacht, da hat ihr Licht und ihre Glut auch ein Ende, und damit auch ihr Leben!
3
Darum taugen jene Menschen, die anfänglich irgendeine höhere Wahrheit etwas schwerer fassen, fürs Gottesreich besser denn die Leichtfasser; denn sie behalten das Gefaßte dann treu und lebenswarm, während die Leichtfasser mit dem Lichte aus den Himmeln geradeso spielen wie die Tagesfliegen mit dem Sonnenlichte, haben aber dann in der Folge keinen größeren Nutzen vom Himmelslichte als die Tagesfliegen vom Sonnenlichte.
4
Es gibt aber mitunter schon auch Menschen, die eine Wahrheit leicht fassen, sie behalten und dann auch zur Nachtzeit gleich hellen Sternen fortleuchten und sich und anderen einen großen Nutzen schaffen; aber dieser Menschen gibt es wenige, und sie sind selten.
5
Diese Mohren aber gehören alle zu den Schwerfassenden; aber was sie einmal erfaßt haben, das gehört ihnen, und sie werden fürder und fürder leuchten in ihren spätesten Nachkommen gleich den Sternen im Orion und gleich Sirjezc (Sirius) in der großen Weite.
6
Es ist mit der gründlichen Fassung und dem richtigen Verständnisse Meiner Lehre nahe wie mit dem Erwerben eines Vermögens: Wer auf eine ganz leichte Art zu einem bedeutenden Vermögen gekommen ist, der wird auch bald und leicht damit fertig; denn an Entbehrungen ist er nie gewöhnt worden, und Sparen hat er nie versucht. Ist er einmal im Besitze eines Vermögens durch Erbschaft oder durch einen sonstig leicht zu erzielenden Gewinn, so wird er das Vermögen nicht achten; denn er denkt und fühlt es auch, daß man sich ein bedeutendes Vermögen ganz leicht erwirbt. Wer aber mit seiner Hände Fleiß sich ein bedeutendes Vermögen erworben hat, der kennt die schwere Mühe und Arbeit und weiß, wie viele Schweißtropfen ihn ein jeder Groschen gekostet hat; darum achtet er auch sein schwer erworbenes Vermögen und vergeudet und verpraßt es sicher nimmer auf eine leichtfertige Weise.
7
Also aber steht es auch mit den geistigen Schätzen. Wer sie leicht gewinnt, der achtet ihrer kaum, weil er sich denkt und in sich auch fühlt, daß er sie entweder gar nie und nimmer verlieren könne, oder, verlöre er auch etwas davon oder gar alles, er alles Verlorene ganz leicht wieder gewinnen werde. Aber dem ist nicht also; denn wer da geistig etwas verliert, der gewinnt das Verlorene ein zweites Mal nicht so leicht wieder wie das erste Mal.
8
Denn an die Stelle des verlorenen Geistigen tritt sogleich das Materielle, und das ist ein Gericht, und läßt sich nicht so leicht mehr verdrängen wie im Anfange. Denn wie da alles Geistige fortwährend geistiger und freier wird, so wird auch alles Materielle gleichfort materieller, weltlicher und voller des Gerichtes und des Todes; wer aber einmal im Gerichte steckt und gefesselt ist im Wollen und Erkennen, der gibt sich selbst die Freiheit schwer oder nimmer wieder.
9
Wer einmal Mein Wort hat, der muß es behalten und im selben unwandelbar verbleiben nicht nur durchs Wissen allein, sondern hauptsächlich durch die Taten und Werke nach dem Worte; denn alles Wissen und Glauben ohne Werke ist so gut wie gar nichts und kann fürs Leben keinen Wert haben!
10
Was nützete es jemand, der eine Reise zu machen hätte an irgendeinen ihm bloß dem Namen nach bekannten Ort, dahin er den Weg nicht kennt, so ihm ein des Weges Kundiger eine vollkommene Beschreibung machte, wie der Weg zu dem Orte sich hinzieht, wenn er, nun des Weges kundig, nicht auf demselben wandeln will, sondern sich umkehrt und in einer ganz entgegengesetzten Richtung fortzugehen anfängt?! Wird er wohl je an den Ort gelangen? Ich sage: Der kann kommen, wohin er will, - nur an den Ort seiner Bestimmung wird er nie gelangen; denn wohin man kommen will, dahin muß man auch wandeln!
11
Diese Mohren sind gewiß in der Erdbeschreibung die allerunkundigsten Menschen von der Welt! Ohne den Obersten Justus Platonicus würden sie den Weg hierher wohl ewig nie infolge ihrer Kunde gefunden haben; aber nachdem ihnen der Weg vom Obersten einmal ordentlich beschrieben worden war, da wandelten sie genau nach der Beschreibung, und ihr nunmaliges Dasein bekundet zur Genüge, daß sie des Obersten Weisung allergenaust in die Ausführung gebracht haben, und dazu gehörte ein unerschütterlich fester Wille, der eben diesen Mohren in einem hohen Grade eigen ist. Wer aber etwas ganz fest will, der vollführt auch das sicher, was er fest will.
12
Wer demnach Mein Wort und Meine Lehre hat und tut festwillig danach, der muß sein Ziel erreichen, und nichts kann ihn daran hindern; aber wer da wohl etwas nach Meinem Worte und daneben aber auch das tut, was die lose Welt begehrt, der gleicht einem Menschen, der einen halben Weg an einen Ort hin macht, so er aber kommt auf den halben Weg, gleichfort umkehrt und den schon begangenen Weg wieder zurückmacht.
13
Auch gleicht er einem Knechte, der zwei Herren, die wider einander sind, dienen will. Wird der mit seiner Arbeit bei den zwei sich gegenseitig anfeindenden Herren zurechtkommen? Wird er beide lieben können, wenn auch nur dem Scheine nach? Welches Gesicht aber werden die beiden Herren machen, so sie erfahren werden, daß der Doppelknecht jedem der zwei Herren gleich zugetan ist? Wird nicht der eine wie der andere zum Knechte sagen: ,Ei du schalkhafter Diener, wie magst du meinen ärgsten Feind auch lieben wie mich?! Diene mir allein, oder hebe dich aus meinem Dienste!` Denn niemand kann zweien Herren der Wahrheit nach dienen; er muß den einen dulden und den andern verachten. Und siehe, solch ein loser und schalkhafter Knecht wird dann von beiden Herren zugleich aus dem Dienste gejagt und dann schwer mehr bei einem dritten in den Dienst aufgenommen werden, und es wird mit ihm sein, daß er zwischen zwei Stühlen auf die Erde niedersitzen wird.
14
Daß aber diese Mohren nicht Diener zweier, sondern des einen Herrn sein wollen und auch werden, das entnimmst du ganz leicht aus dem, wie der Anführer zu kämpfen hat mit seinen Gefährten, denen des Obersten Worte noch zu mächtig im Herzen eingegraben und nicht so leicht herauszubringen sind!
15
Das einzige, was der Oberste ihnen von einer göttlichen Persönlichkeit aus Moses angeführt hat, ist ein Anhaltspunkt und eine Brücke, auf der sie zu Mir gebracht werden können. Und auf eben dieser Brücke treibt sich nun der Anführer hauptsächlich herum und sucht die Hartnäckigsten umzustimmen. Sende Ich ihm nicht den Engel zu Hilfe, so ist er auch in einem Jahre noch nicht fertig mit ihnen; aber Ich werde ihm nun den Engel hinsenden und da wird sich diese Sache auch geben!"
16
Sagt Cyrenius: ,,O Herr, da möchte ich wohl in der Nähe sein, um die Verhandlungen klarer und deutlicher ausnehmen zu können!"
17
Sage Ich: ,,Wird nicht nötig sein; denn der Wind wird alles zu unseren Ohren bringen!"

Fußnoten