Das Grosse Evangelium Johannes: Band 7
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr und Seine Widersacher
Ev. Johannes Kap. 9
- Kapitel 203 -
Die Zukunft Jerusalems
Sagte nun abermals einer der gemäßigten Pharisäer: ,,Meister, ich und noch mehrere von uns sehen es wohl ein, daß du ein gar gewaltiger Lehrer bist und frei und offen redest, ohne nur im geringsten irgend auf das Ansehen eines Menschen zu achten, und es ist völlig wahr, daß jedem Menschen durch die Propheten der rechte Weg zum Leben geoffenbart ist! Nun, mit diesen Offenbarungen hätten die Menschen ja auch ganz genug; wozu aber wird es dann zugelassen, daß da irdische Könige und Machthaber noch eigens mit ihren argen Weltgesetzen kommen müssen und dadurch zuallermeist die arme, schwache Menschheit verderben? Ich meine, daß das wahrlich nicht nötig wäre. Denn wie die Menschen nach dem Willen und nach der unwandelbaren Ordnung Gottes zu leben und zu handeln haben, das ist in den Offenbarungen ja ohnehin vollkommen gezeigt. Wozu dann noch die Zulassung von gar zu herrsch- und habgierigen Fürsten, Königen und nun gar Kaisern?"
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Sagte Ich: ,,Das hat im Anfange nicht Gott durch irgendeine Offenbarung also bestimmt und angeordnet - denn Er gab den Menschen nur im Geiste geweckte, wahrhafte und gerechte Führer und Richter -; aber mit der Zeit, als es dem Volke zu wohl erging und es reich war an allem, was die Erde nur immer Gutes und Kostbares trägt, da war es mit den schlichten und bescheidenen Führern und Richtern nicht mehr zufrieden. Es fing an zu murren und verlangte unter dem treuen Samuel einen König, der auch also glänzen sollte wie die Könige der andern heidnischen Völker, die mit ihren Königen Abgötterei trieben.
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Als das Samuel in seinem Geiste Gott vortrug, was das Volk von ihm begehre mit großem Ungestüm, da sprach Gott in Seinem Zorn zu Samuel: ,Es hat dieses Volk vor Mir schon mehr Sünden der gröbsten Art begangen, als es da gibt des Grases auf der ganzen Erde und des Sandes im Meere, und nun will es zu allen diesen großen und vielen Sünden noch diese größte hinzubegehen, daß es sich nicht mehr mit Meiner Regierung zufriedenstellt, sondern gleich den gottlosen Heiden einen König verlangt. Ja, es werde diesem undankbarsten Volke ein König als eine scharfe Rute und Geißel gegeben, unter dem es heulen und wehklagen wird!`
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Siehe, solches und noch mehreres hat Gott warnend zum Volke geredet, um es von seinem tollen Verlangen abzubringen.
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Als aber alles nichts gefruchtet hatte und das Volk hartnäckig auf seiner Forderung bestand, da erst gebot Gott dem Knechte Samuel, den Saul zum Könige der Juden zu salben.
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Siehe, so entstanden überall die Könige, wo die Völker mit der sanften Regierung Gottes nicht mehr zufrieden waren und durchaus aus ihrer Mitte einen Menschen zum Könige haben wollten!
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War da nicht wieder nur der böse Wille der Menschen jener Satan, der sie in ein oft unerträgliches Elend gezogen hat?! Gott hat die Menschen in den verschiedensten Teilen der Welt oft lange genug gewarnt, unter sich einen Menschen zum Könige, mit aller irdischen Macht ausgerüstet, zu erwählen, und zeigte ihnen alle die schlimmen Folgen, die für sie daraus erwachsen werden; aber die Menschen verstopften gegen die Stimme Gottes Herzen und Ohren und haben sich nur selbst ihr Elend bereitet! Was sie sich aber selbst bereitet haben, das sollen sie denn nun auch ertragen!
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Ja, wenn ein ganzes Volk eines Sinnes zu Gott flehte, daß Er es wieder führen, leiten und regieren möge, wie solches im Anfange der Fall war, wahrlich, Gott würde das ernste Flehen eines Volkes nicht unerhört lassen! Aber da eben die Könige stets zu viele Günstlinge für sich haben und dem Volke, das anders möchte, keine Freiheit gönnen und es auch zumeist zugunsten des Königs schon von der Wiege an bilden und erziehen lassen, so fühlt das Volk wohl den Druck des Königs, aber es weiß nicht, wohin es sich wenden soll, damit ihm geholfen werden möchte; denn es haben die Machthaber gleich zu Anfang ihrer Herrschaft eingesehen, daß ein von Gott erleuchtetes Volk sich von ihnen bald wieder losmachen würde.
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Darum suchten sie auch mit Hilfe falscher Propheten, wie ihr nun davon noch ein trauriger Überrest seid, das Volk zu betören und es für den einen und wahren Gott blind zu machen. Als solches aber kann es aus sich ohne von Gott geweckte Menschen den rechten Weg zu Gott nicht mehr finden, sondern lebt in seiner angewohnten Abgötterei fort und sucht sich nur irdische Vorteile von seinem König oder dessen Günstlingen zu erwerben durch allerlei Mittel, - und wären diese an und für sich noch so schlecht. Kommt dann, von Gott erweckt, ein rechter Prophet, so wird er nicht nur gar nicht als ein solcher erkannt, sondern als Gotteslästerer noch verfolgt und oft getötet, wie das alles bei euch schon gar oft der Fall war.
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Wenn aber also, wie soll da Gott einem so tief herabgesunkenen Volke irgend mehr helfen können, wo einmal das Volk trotz seines großen Elendes jede von Gott ihm gebotene Hilfe hartnäckigst von sich weist? Wo es aber also, wie bei euch nun, zugeht, da ist die Frage eitel, warum Gott neben den Offenbarungen auch weltliche Regenten zuläßt, die mit ihren Weltgesetzen die Menschen verderben.
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Wollen denn die Menschen etwas anderes, oder wollet ihr es?! So ihr das wolltet, so würdet ihr Mich nun gläubig hören und tun nach Meiner Lehre; denn Ich bin als der euch retten wollende Herr Selbst zu euch gekommen. Was tut ihr aber? Ihr haltet Rat über Rat, wie ihr Mich ergreifen und töten könntet! Wenn ihr aber und viele Tausende mit euch das tuet, da saget ihr nun selbst, wer außer Mir euch noch retten und helfen könnte!"
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Sagte der Pharisäer: ,,Meister, du beschuldigest uns immer, als hätten wir selbst unsere Hände mit dem Blute der Propheten besudelt! Was können denn wir dafür, was unsere blinden Väter getan haben? Hätten wir mit unserer gegenwärtigen Erkenntnis und Einsicht zu den Zeiten der Propheten gelebt, so hätten wir sie sicher nicht gesteinigt! Also haben wir zu den Zeiten Samuels auch nicht nach einem König gerufen; aber so wir schon einen König haben müßten zur Strafe, so wäre uns ja doch ein Jude lieber denn ein Heide. Ich wollte von dir im Grunde nur das beleuchtet haben, warum wir Juden nun von heidnischen Gesetzen uns müssen beherrschen lassen."
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Sagte Ich: ,,Die Ursache liegt darin, weil ihr schon seit lange her die Gesetze Mosis und der Propheten verworfen und an ihre Stelle eure argen und unsinnigen Satzungen gestellt habt. Es waren euch die Weltsatzungen lieber als die weisen Gebote Gottes, und so hat Gott an euch denn auch das im Vollmaße geschehen lassen, was ihr gewollt habt und noch immer wollet; denn wolltet ihr die Gebote Gottes und die Lehren der Propheten lieber denn die Gesetze der Welt, so würdet ihr Mich hören, euch bekehren und tun nach Meinen Lehren, da Ich doch nichts anderes als das alte Wort Gottes predige, von dem ihr so weit abgewichen seid, daß ihr es aus Meinem Munde kommend nimmerdar erkennen möget. Aber ihr hasset und verfolget Mich nur, als wäre Ich ein gemeiner Sünder und Verbrecher, und so bleibt die Rute und das Schwert der Heiden über euch.
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Es steht aber auch geschrieben: ,Siehe, Ich sende zu euch Propheten, Weise und wahre Schriftgelehrte! Von denselben werdet ihr etliche töten und sogar gleich den Heiden kreuzigen, und wieder etliche werdet ihr geißeln in euren Schulen und werdet sie verfolgen von einer Stadt zur andern (), auf daß über euch zu sühnen komme all das gerechte Blut!` - sage - vom frommen Abel, den Kain erschlug, bis zum Blute des Zacharias, der ein Sohn des frommen Barachias war, welchen ihr getötet habt zwischen dem Tempelvorhang und dem Opferaltar (Matth.23,35). Wahrlich, Ich sage es nun euch: Weil ihr also gehandelt habt und auch jetzt noch gleich also handelt, so ist alles solches über euch gekommen (Matth.23,36), und es wird noch viel Ärgeres über euch kommen; denn ihr selbst wollet es also und machet und bereitet es euch also!
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O Jersualem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst jene, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe Ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel; und ihr Kinder wolltet euch nicht versammeln lassen unter Meine schützenden Flügel! Darum aber wird dies euer Haus wüste und öde gelassen werden, und das also sehr, daß in seinen Mauern auch nicht einmal die Nachteulen und Krähen wohnen werden (Matth.23,37.38)!
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Merket euch das, damit, wenn das alles jüngst über euch und eure Kinder kommen wird, ihr euch dann erinnern möget, daß Ich euch das zum voraus gesagt habe, und wie euch das auch die nächtliche Erscheinung am Himmel in einem Bilde sehen ließ!"
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Hier fragte Mich der Pharisäer, woher Ich solches wohl wüßte, daß Ich der Stadt solche bösen Dinge vorausverkünden könne. Und so Ich nun etwa Jerusalem wieder verlassen werde, wann Ich dann wiederkäme; denn er werde bei den Hohenpriestern für Mich eine gute Vorrede tun.
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Sagte Ich: ,,Ich werde mit all den Meinen den Tempel nun alsbald verlassen, und ihr werdet Mich hierher nicht eher kommen sehen, als bis ihr rufen werdet: ,Heil Dem, der da kommt im Namen des Herrn (Matth.23,29)!`"
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Hierauf begab sich der Pharisäer wieder zurück zu den andern und sagte: ,,Meine Freunde, mit dem kämpfen wir vergeblich, wie ich das schon gleich anfangs bemerkt habe! Nun haben wir uns über fünf Stunden mit ihm abgegeben und haben nichts ausgerichtet, sondern mit unserem Eigensinne nur das Volk gegen uns gereizt. Es fragt sich nun, wer es wieder einmal für uns stimmen wird."
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Auf diese Bemerkung gab dem Pharisäer niemand eine Widerrede, und alle verließen den Tempel.
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Ich aber ermahnte noch einmal das Volk und vertröstete es; dann aber ging auch Ich aus dem Tempel mit allen, die zu Mir gehörten, und wir gingen wieder auf den Ölberg, allwo schon ein wohlbereitetes Mahl uns erwartete.