Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 7

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr auf dem Ölberg (Fortsetzung)
Ev. Joh. Kap. 8

- Kapitel 85 -

Das rechte Fasten und Beten

Da die vielen Zöllner uns schon bald nach dem Morgenmahle verlassen hatten, so war nun ganz natürlicherweise mehr Raum im Saale, und so konnten auch einige von den schon älteren und ernsteren Sklavenjünglingen in unserem Saale untergebracht werden und in unserer großen Gesellschaft ihr Mittagsmahl einnehmen. Es waren deren dreißig an der Zahl, die in unserem Saale speisten, und es ward ihnen die Fähigkeit verliehen, unsere Sprachen zu verstehen und auch zu reden, und das darum, daß sie auch etwas für sich und für ihre Gefährten verstanden von dem, was während des Mittagsmahles unter uns besprochen ward.
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Wir aßen und tranken nun ganz wohlgemut, und als der Wein den Gästen mehr und mehr die Zungen löste, da fingen die bekannten Judgriechen untereinander an, über die jüdischen Fastengebote zu reden, und einer machte die Bemerkung und redete also: ,,Von Moses angefangen haben die Juden im Jahre gewisse Tage, auch ganze Wochen gehabt, in denen sie fasten mußten. Die Propheten mußten gar viel fasten, weil dadurch ihr Fleisch mehr herabgestimmt und ihr Geist offener und klarer wurde. Also mußten auch die Seher gar viel und oft fasten, auf daß sie helle Träume und Gesichte bekamen. Wer irgendeine besondere Gnade von Gott erhalten wollte, der mußte Gott ein Gelübde machen, daß er so und so lange fasten und beten wolle, bis ihn Gott erhören werde, und wer also sein Gott gemachtes Gelübde hielt und erfüllte, der erhielt auch immer die erbetene Gnade von Gott, - was wir aus der Schrift wissen.
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Aber bei uns nun in dieser neuen Sphäre ist von keinem Fasten mehr die Rede. Es scheint, daß der Herr und Meister nun das alte Fastengebot ganz aufheben will so wie die Gelübdemacherei. Denn wir sind nun doch schon eine geraume Zeit stets bei und um Ihn und haben schon gar viele der rein göttlichen Lehren von Ihm vernommen und viele Wunderwerke von Ihm wirken sehen; aber von dem alten Fastengebot hat Er noch keine irgend besondere Erwähnung getan, und wir, wie Seine alten Jünger, haben noch nirgends gefastet und irgend besonders gebetet. Es wäre demnach doch auch gut, so wir es aus Seinem Munde vernähmen, was wir vom alten Fastengebot halten sollen."
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Auf diese Rede richtete einer von ihnen die Frage an Mich, was es mit dem alten Fastengebot für eine Bewandtnis habe.
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Ich aber sah ihn an und sagte: ,,Ich habe bei einer guten Gelegenheit auch schon davon eine Erwähnung getan, nur habt ihr das - wie so manches andere - wieder vergessen, und so sage Ich euch das nun noch einmal: Ich hebe das alte Fastengebot nicht auf. Wer da im guten Sinne fastet, der tut für sich zwar ein gutes Werk - denn durch ein rechtes Fasten und Beten zu Gott wird die Seele freier und geistiger -; aber selig wird niemand durchs pure Fasten und Beten, sondern nur dadurch, daß er an Mich glaubt und den Willen des Vaters im Himmel tut, wie Ich euch solchen verkünde und verkündet habe. Das kann aber jedermann auch ohne die gewissen Fasten und ohne das Sich-Enthalten von gewissen Speisen und Getränken.
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Wer aber irgendeinen Überfluß hat und übt wahrhaft die Nächstenliebe, der fastet wahrhaft, und solch ein Fasten ist Gott wohlgefällig und dem Menschen zum ewigen Leben dienlich. Wer viel hat, der gebe auch viel, und wer wenig hat, der teile auch das wenige mit seinem noch ärmeren Nächsten, so wird er sich dadurch Schätze im Himmel sammeln! Geben aber ist schon für sich seliger als Nehmen.
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Wer aber vor Gott wahrhaft und zum ewigen Leben der Seele verdienstlich fasten will, der enthalte sich vom Sündigen aus Liebe zu Gott und zum Nächsten; denn die Sünden beschweren die Seele, daß sie sich schwer zu Gott erheben kann.
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Wer da gleich den Pharisäern und anderen Reichen Fraß und Völlerei treibt und für die Stimme der Armen taub ist, der sündigt gegen das Fastengebot, also auch ein jeder Hurer und Ehebrecher.
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Wenn dich das üppige Fleisch einer Jungfrau oder gar des Weibes eines andern anzieht und verlockt, so wende deine Augen ab und enthalte dich der Lust des Fleisches, und du hast dadurch wahrhaft gefastet!
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Wenn dich jemand beleidigt und erzürnt hat, dem vergib; gehe hin und vergleiche dich mit ihm, und du hast dadurch gültig gefastet.
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Wenn du dem, der dir Böses zugefügt hat, Gutes erweisest, und den segnest, der dir flucht, so fastest du wahrhaft.
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Was zum Munde hineingeht zur Ernährung und Kräftigung des Leibes, das verunreinigt den Menschen nicht; aber was oft aus dem Munde kommt, wie als Verleumdung, Ehrabschneidung, unflätige Worte und Reden, böser Leumund, Fluch, falsches Zeugnis und allerlei Lüge und Gotteslästerung, das verunreinigt den Menschen, und wer solches tut, der ist es, der wahrhaft das wahre Fasten bricht.
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Denn wahrhaft fasten heißt, sich selbst in allem verleugnen, seine ihm zugewiesene Bürde geduldig auf seine Schultern legen und Mir nachfolgen; denn Ich Selbst bin von ganzem Herzen sanftmütig und geduldig.
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Ob aber jemand dies oder jenes ißt, um sich zu sättigen, so ist das einerlei; nur soll ein jeder darauf sehen, daß die Speisen rein und auch gut genießbar sind. Besonders sollet ihr mit dem Fleischessen behutsam sein, so ihr am Leibe lange und dauernd gesund bleiben wollet. Das Fleisch von erstickten Tieren dient keinem Menschen zur Gesundheit, da es böse Geister in den Nerven des Leibes erzeugt, und das Fleisch der als unrein bezeichneten Tiere ist nur gesund zu genießen, wenn es also zubereitet wird, wie Ich euch solches schon angezeigt habe.
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Wenn ihr aber hinausziehen werdet in alle Welt unter allerlei Völker in Meinem Namen, da esset, was man euch vorsetzen wird! Aber esset und trinket nie über ein rechtes Maß, so werdet ihr die rechte Faste halten; alles andere aber ist Aberglaube und eine große Dummheit der Menschen, von der sie erlöst werden sollen, wenn sie es selbst wollen.
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Was aber das Beten zu Gott betrifft nach der Art der Juden, so hat solches nicht nur gar keinen Wert vor Gott, sondern es ist das ein Greuel vor Ihm. Was soll das lange Lippengeplärr vor Gott dem Allerweisesten bewirken, und besonders dann, wenn es noch bezahlt werden muß an gewisse privilegierte Beter, die dann für andere beten, weil ihr Beten etwa allein kräftig und wirksam sei?! Ich aber sage euch: So tausend solche Beter tausend Jahre lang ihre Gebete Gott vorplärren würden, da würde sie Gott noch weniger erhören als das Geplärr eines hungrigen Esels; denn solch ein Gebet ist kein Gebet, sondern ein wahres Gequake der Frösche in einem Sumpfe, da es keinen Sinn und keinen Verstand hat und nie haben kann.
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Gott ist in Sich ein Geist von höchster Weisheit und hat den allertiefsten und lichtvollsten Verstand und ist die ewige Wahrheit selbst. Wer also zu Gott wirksam beten will, der muß im Geiste und in der Wahrheit beten. Im Geiste und in der Wahrheit aber betet der, der sich in das stille Liebekämmerlein seines Herzens begibt und darinnen Gott anbetet und anfleht. Gott, der alle Herzen und Nieren durchforscht, wird auch in eure Herzen um so mehr schauen und gar wohl erkennen, wie und um was ihr betet und bittet, und wird euch auch geben, um was ihr also wahrhaft im Geiste und in der Wahrheit gebetet habt.
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Das vollends wahrhafte Gebet aber besteht in dem, daß ihr Gottes Gebote haltet und aus Liebe zu Ihm Seinen Willen tut. Wer also betet, der betet wahrhaft und betet ohne Unterlaß. Also aber beten auch alle Engel der Himmel Gott ohne Unterlaß an, da sie allzeit den Willen Gottes tun.
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Gott will nicht mit euren Psalmen und Psaltern und Harfen und Zimbeln und Posaunen, sondern durch euer reges und unverdrossenes Handeln nach Seinem Worte und Willen angebetet, verehrt und gepriesen sein.
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Wenn ihr Gottes Werke betrachtet und darin stets mehr und mehr Seine Liebe und Weisheit erforschet und erkennet, dadurch in der Liebe zu Ihm wachset und selbst in euch weiser und weiser werdet, so betet ihr auch wahrhaft und bringet Gott ein rechtes Lob dar; alles andere aber, was ihr bisher unter Beten verstandet, ist völlig leer, nichtig und wertlos vor Gott.
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Nun wisset ihr, was wahrhaft fasten und beten heißt, und fraget nicht mehr, warum nun nach Meiner Lehre Ich und Meine Jünger nicht fasten und beten nach Art der blinden Juden und Pharisäer. Wir aber fasten und beten im Geiste und in der Wahrheit ohne Unterlaß, und es ist sonach sehr albern, Mich zu fragen, warum das Beten und Fasten von uns nach eurer alten und nichts werten Art unterlassen wird.
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Meine Jünger aber sollen nun auch so lange, wie Ich als ein rechter Bräutigam ihrer Seelen unter ihnen und bei ihnen bin, nicht fasten; wenn Ich aber einmal nicht also wie jetzt unter ihnen und bei ihnen sein werde, dann werden sie schon fasten auch mit dem Magen, so ihnen die Lieblosigkeit der Menschen wenig oder oft auch nichts zu essen geben wird. Aber solange sie nun bei Mir sind, sollen sie keinen Hunger und Durst leiden. - Habt ihr das nun alle wohl verstanden?"
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Sagten alle: ,,O Herr und Meister, Dir ewig Dank für solch eine weise Lehre! Wir haben sie alle wohl verstanden. Geehrt und geheiligt werde Dein Name!"
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Sagte Ich darauf: ,,Also tuet danach, so werdet ihr leben! Und nun esset und trinket, und stärket und kräftiget eure Glieder!"
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Hierauf griffen alle wacker zu und aßen und tranken ganz wohlgemut.

Fußnoten