Das Grosse Evangelium Johannes: Band 7
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr auf dem Ölberg (Fortsetzung)
Ev. Joh. Kap. 8
- Kapitel 95 -
Die drei Magier aus Indien und ihre Wunder
Es kam aber nun wieder ein Diener der Herberge und sagte zu Lazarus: ,,Herr des Hauses, es sind drei Männer heraufgekommen und möchten mit dir reden! Wer sie sind und was sie wollen, das weiß ich nicht; aber dem Aussehen nach scheinen sie Morgenländer zu sein."
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Sagte Lazarus: ,,Hin zu ihnen gehe ich nicht; aber sie sollen hierher kommen und allda mir ihr Anliegen vorbringen! Gehe hin, sage ihnen das, und führe sie hierher!"
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Da ging der Knecht hin und sagte den drei Fremden das.
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Da entschlossen sich die drei und kamen mit dem Knechte alsbald bei uns an.
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Und Lazarus ging ihnen nach der Juden Sitte sieben Schritte entgegen und sagte: ,,Was wünschet ihr, und was ist euer Anliegen an mich? Denn ich bin der Besitzer dieser Herberge. Redet!"
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Sagte einer mit ganz freundlicher Stimme: ,,Herr, wir sind drei außerordentliche Magier und sonstige Künstler aus Indien und möchten hier in dieser Stadt einige Vorstellungen geben wegen der Gewinnung eines Zehrgeldes, da wir im Sinn haben, noch weiter nach dem weiten Westen zu ziehen und dort, nahe etwa am Ende der Erde zu erforschen, den Untergang der Sonne, des Mondes und der Sterne. Wir erfuhren aber schon ferne von hier, daß du einer der reichsten Menschen dieser großen Stadt seist und dazu ein selten großer Freund alles Großen und Wunderbaren; darum, da man uns hierher gewiesen hatte, faßten wir denn auch Mut und kamen zu dir herauf, um dir unser Anliegen vorzutragen. Möchtest du uns nun, nur so zu einer Probe, hier vor dir und diesen deinen vielen Gästen etliche wunderbare Stücke machen lassen?"
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Sagte Lazarus: ,,Ja, meine werten Künstler, das kommt in Gegenwart dieser meiner Gäste nun nicht auf mich selbst an, sondern vielmehr auf diese überaus hochverehrlichen Gäste! Ich werde mich zuvor mit ihnen besprechen und euch dann ihren Willen kundtun."
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Damit waren die drei Magier zufrieden, und Lazarus fragte Mich, was er da tun solle.
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Sagte Ich: ,,So laß sie einige Proben ihrer Kunst nun machen, auf daß auch die Römer, die an derlei Zaubereien noch immer etwas Außerordentliches finden, den Unterschied zwischen Meinen Taten und Zeichen und den Wunderwerken dieser Zauberer so recht handgreiflich kennenlernen! Denn es wird das zur Kräftigung ihres Glaubens an Mich sehr vieles bewirken, und sie werden dann auch morgen leichter einsehen und begreifen, was der wahre Mensch durch die Macht seines Willens alles bewirken kann, und wie derlei Zaubereien ein pures Garnichts gegen die Werke des Willens eines wahren Menschen sind. Gehe denn hin und laß sie ihre angetragene Probe machen!"
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Da ging Lazarus die etlichen Schritte zu ihnen und sagte ihnen das, was Ich zu ihm gesagt hatte, und begab sich zu Mir zurück.
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Da zogen die drei Magier ihre Zauberstäbe aus ihren weiten Röcken hervor, machten um sich drei Kreise auf der Erde und dann auch in der Luft. Die Römer waren da ganz Aug und Ohr.
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Der erste, als der Hauptmagier, öffnete nun seinen Mund und sagte mit lauter Stimme: ,,Sehet, ihr großen Herren, diese Stäbe bestehen aus dem Wunderholze auf unseren höchsten Bergen, das aber nur überaus selten wächst! Wer das Glück und die Kenntnis hat, solch einen Baum zu finden und von ihm dann in einer bestimmten Zeit drei Zweige zu nehmen, dem ist es dann möglich, durch seinen Willen, so er den Stab in seiner Hand hält, beinahe alles, was ein Mensch will, zu bewirken, und wir werden nun sogleich eine Probe davon ablegen."
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Hier zog einer aus seinem Rocke einen toten Vogel hervor und sagte: ,,Sehet diesen völlig toten Vogel! Ich werde ihn nun in kleine Stücke zerreißen, die Stücke darauf zwischen zwei Steinen möglichst klein zermahlen, dann anzünden und zu Asche verbrennen und endlich aus der Asche mit diesem Wunderstabe den nun völlig toten Vogel ganz lebend wieder hervorziehen, und der Vogel wird vor euer aller Augen ganz munter auf und davon fliegen."
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Hierauf tat der Magier das Angekündigte. Die beiden Gehilfen machten ein Feuer an, weil sie Phosphor und auch einige harzige Holzspäne bei sich hatten. Der ganz zerriebene Vogel ward nun zu Asche verbrannt, und der Hauptmagier beugte sich mit seinem Stabe zur Erde und fing an, mit dem Stabe unter Hinzumurmelung einiger unverständlicher Worte die Asche zu rühren, und siehe, es hüpfte bald ein gleicher Vogel am Boden herum und flog bald auf und davon!
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Da fragte der Magier, wie wir mit diesem Wunder zufrieden wären.
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Da sagte ein Römer: ,,Das war ja etwas ganz Besonderes! Zeiget uns noch ein Wunder, und wir werden euch dafür schon zu eurer Zufriedenheit belohnen!"
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Sagte der Magier: ,,Es soll euer Wunsch alsogleich erfüllt werden!"
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Hierauf zog er aus seinem weiten Rocke ein Bündel ganz vertrocknet aussehender Blumen und sagte: ,,Wie dieser Stab ehedem vermochte, einen toten und völlig zerstörten Vogel wieder völlig lebendig zu machen, also wird er auch diese vertrockneten Blumen alsbald wieder beleben und also frisch machen, als stünden sie im Garten auf frischer Erde!"
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Darauf hielt er eine Weile die Blumen in seiner linken Hand und bestrich sie mit dem Stabe, und siehe, die Blumen bekamen ein ganz frisches Aussehen!
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Dann zeigte er, sich besonders an die Römer wendend, den ganz frischen Blumenstrauß und sagte: ,,Sehet, durch die Macht meines Stabes muß sich am Ende alles, was da alt und verwelkt geworden ist, verjüngen und ein frisches und neues Leben zu atmen anfangen! Wenn es die hochwertesten Gäste wünschen würden, so würde ich wohl noch ein Pröbchen von der Macht meines Stabes zeigen können, - doch nur eines noch, weil ich die großen Wunderstücke nur vor Tausenden von Menschen produzieren kann!"
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Sagten die Römer, doch ohne Agrikola: ,,Ja, ja, die Sache war auffallend gut, und so magst du uns schon noch ein drittes Pröbchen zeigen!"
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Sagte der Hauptmagier: ,,Das freut mich sehr, hier auf diesem schönen Berge so viele Gönner der höheren, bis jetzt noch völlig unbekannten Magie gefunden zu haben, und ich hoffe, daß die hohen Herren Gäste auch meine großen Vorstellungen sich ansehen werden. Und so will ich denn sogleich das dritte Pröbchen liefern."
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Hierauf zog der Magier ein Stück Brot aus einem Sacke seines Oberrockes und sagte: ,,Ein jeder von euch kann sich überzeugen, daß das ein wirkliches Stück Brot ist, und dennoch werde ich es durch meinen Machtspruch und bloß durch die Berührung mit diesem Zauberstabe in einen harten Stein verwandeln!"
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Sagten einige Römer: ,,Das wäre wirklich viel; denn wir sehen es ja ganz genau, wie noch die Brosamen von dem Stück Brot zur Erde herabfallen. Also mache du nur dein Wunder!"
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Hier berührte der Magier mit seinem Stabe das Brot - das eigentlich schon vorher Stein war, und die Brosamen wurden nur so nebenbei auf die Erde herabfallen gelassen - und sagte dann: ,,Meine hohen Herren, wollet ihr nun das Brot untersuchen, ob es wohl noch Brot ist?!"
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Mit diesen Worten überreichte er das scheinbare Stück Brot den Römern, die sich darob sehr wunderten, daß das Stück Brot wirklich zu Stein geworden war. Und sie wollten nun wirklich dem Magier einen bedeutenden Lohn geben.
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Aber Ich winkte dem Raphael, und er trat zwischen die noch etwas blinden Römer und die drei Magier, hob seine Rechte auf und sagte: ,,Nein und nimmermehr soll je ein erwiesener Betrug belohnt, sondern nur allzeit auf das entschiedenste bestraft werden, weil ein derartiger Betrug am allermeisten dazu geeignet ist, die Seelen der Menschen gefangenzunehmen und zu töten! Das waren falsche Wunder, und ihr blinden Heiden habt von dem Betruge nichts gemerkt. Aber ich will ihn euch gleich zeigen!"