Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 7

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr auf dem Ölberg (Fortsetzung)
Ev. Joh. Kap. 8

- Kapitel 99 -

Der nicht erhörte Ruf der Inder nach Gott

Sagte Raphael: ,,Ich bin euch nicht gram, da ich es wohl weiß, wie ihr beschaffen seid; aber das sage ich euch, und das merket euch wohl, daß Gott in Sich die ewige Wahrheit und Weisheit Selbst ist und Sich darum nie durch irgendeine Trugkunst finden und begreifen läßt; denn Gott ist heilig. Ein Trug aber - wie immer geartet er auch sein mag, und aus welchen Beweggründen er auch verübt wird - ist in sich unheilig, darum verdammlich und eines heiligsten Gottes höchst unwürdig.
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Wer Gott als die höchste Wahrheit suchen und finden will, der muß Ihn in aller Demut und Wahrheit des Herzens suchen und wird Ihn also auch finden; aber mit allerlei Lüge und Trug läßt Sich Gott wohl nimmerdar finden!
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Ihr habet aber ja selbst auch solche altverborgene Weise in eurem Lande, die ihr Pirmanji nennt. Diese kennen auch noch den einen, wahren Gott. Warum wollet ihr euch denn von ihnen nicht über Gott belehren lassen?"
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Sagte der erste Magier: ,,Wir wissen das wohl, daß sie eine tiefere Kenntnis besitzen; aber wer kann zu ihnen kommen? Sie bewohnen solche Gegenden, die nur den Adlern, aber sonst keinem Sterblichen zugänglich sind. Wir wissen von ihnen nur so viel, daß sie irgend in den Hochgebirgstälern ihren Aufenthalt haben; aber wo, das ist eine andere Frage.
5
Wir haben wohl schon welche persönlich kennengelernt und auch mit ihnen gesprochen; aber es war aus ihnen mit aller unserer Klugheit nichts herauszubringen. Wir erkannten sie aber dadurch, daß sie uns alles genau kundgaben, was sich seit unseren Kinderjahren mit uns zugetragen hatte, und sie sagten uns auch zum voraus, was sich mit uns noch zutragen werde, und das geschah schon vor zehn Jahren. Und siehe, alles das uns von ihnen Vorausgesagte ist bis jetzt auf ein Haar eingetroffen!
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Als wir aber mit ihnen über das Dasein irgendeines wahren Gottes zu reden anfingen, da wichen sie ab und gaben uns keine irgend bestimmte Antwort. Wir drangen darauf mit großem Ernste in sie und gaben ihnen zu verstehen, daß sie sich in unserer Gewalt befänden.
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Da sagten sie: ,Wir befinden uns aber in der Gewalt des einen, wahren Gottes, und über der stehet keine Gewalt dieser Welt!`
8
Darauf verließen sie uns plötzlich und verschwanden ordentlich vor unseren offenen Augen. Wir haben dabei wohl das gewonnen, daß wir wenigstens eine stärkere Ahnung vom Dasein eines wahren Gottes erhielten, doch von irgendeinem helleren Begriff über Ihn konnte da keine Rede sein.
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Wie es aber uns geht, so geht es auch unserem Oberpriester; denn er weiß ebensoviel wie wir. Darum aber sendet er auch beinahe alle Jahre einige der tüchtigsten Unterpriester in alle Welt hinaus, damit sie irgendeine haltbare Kunde von dem einen, wahren Gott erhalten könnten, von dem es in unserem alten Buche heißt: Ja seam zkrit (Ich bin verborgen). Aber wo? Darin liegt eben der ewig fatale Grund, daß wir den Verborgenen gleichweg suchen und nirgends finden. Unser Volk hat es leicht, denn das glaubt unbezweifelt fest, daß Er auf unserem hohen, unersteigbaren und heiligen Berge, und das in dem goldenen Palaste, verborgen sei, und es wird das Volk in solchem Glauben auch stets durch unsere Wunderwerke bestärkt; aber wo ist der eine, wahre Gott für uns selbst verborgen? Das ist eine andere Frage!
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Wir suchten Ihn schon in allen Winkeln und Schluchten der Erde, die uns nur irgend zugänglich waren, fanden vieles und Seltsames, aber den Verborgenen fanden wir bis zur Stunde noch nicht. Und dennoch sieht es auf der Erde, in der Luft und auch unter den Sternen aus wie in einem Hause, dessen Einrichtung augenscheinlich zeigt, daß es einen höchst guten und weisheitsvollen Hausvater hat. So man aber nach ihm fragt und ihn selbst näher kennenlernen möchte, so ist er nie da, und es kann sich niemand rühmen, ihn je gesehen und gesprochen zu haben. Und doch muß er irgendwo sein und für die Ordnung seines Hauses sorgen. - Und, du junger, weiser Freund, nun erst sind wir an dem rechten Punkte angelangt!
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Es ist eben nichts besonders Schweres, einem Menschen oder auch mit der Zeit einem ganzen Volke in seiner Not ein Tröster mit ganz ernstem Gesichte zu sein und dabei aber selbst dennoch jedes Trostes für immer bis zum letzten Atemzuge zu entbehren. Und so kann es uns wahrlich kein Gott verargen - so irgendwo Einer ist -, daß wir altbewährten Völkertröster am Ende auch für uns einen wahren Trost suchen, der von uns schon durch undenkliche Zeiten dem armen, blinden Volke gewährt wurde. Daß wir diesen Trost für uns nach deiner Rede sicher wohl mit den unfruchtbarsten Mitteln suchen, das bezweifeln wir gar nicht; aber wo stehen die eigentlichen und wahren Mittel angezeigt?
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Du hast uns nun freilich wohl angezeigt, daß Gott als die ewige Urwahrheit Sich nur wieder durch die Wahrheit finden läßt. Das, unser holdester Freund, ist ganz gut und ganz wunderschön gesagt; aber was ist die Wahrheit, und wo finden wir sie in dieser Welt?! Glücklich der seltene Mensch, der von solch einer Wahrheit nur eine Ahnung hat; aber wo ist der, der sie im Vollmaße sein eigen nennen kann?! Oh, sage uns den Menschen an, und wir wollen ihn bis ans Ende der Welt verfolgen und ihm alle Schätze unseres übergroßen Reiches anbieten, daß er uns einen Teil von seinem geistigen Schatze mitteile!
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Du kannst aber nun von uns denken, was du nur immer willst; aber das sage ich dir nun ganz offen und frei ohne allen Rückhalt - sogar auf die Gefahr hin, daß du selbst eben der Verborgene wärest, den wir schon so lange suchen -, daß am Ende der Mensch, der mit allen Mitteln, die er nur irgend ausfindig machen kann und mag, und dazu mit allen möglichen Lebensbeschwerden, die es nur auf der Welt geben kann, die Wahrheit beharrlich sucht, am Ende ebensoviel und vielleicht noch mehr wert ist als ein so glücklicher Mensch, der die Wahrheit durch irgendein unberechenbares Ungefähr gefunden hat und sie dann seinen armen Nebenmenschen, die die Wahrheit suchen, hartnäckig vorenthält und sie geistig hungrig und durstig weiterziehen läßt, während er sie vielleicht mit wenigen Worten für Jahrtausende vollauf hätte sättigen können. Ja, ich sage dir aber noch mehr:
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Wir haben eben darum den größten Zweifel am Dasein eines einigen, wahren Gottes, weil wir Ihn schon so lange suchen und Er Sich von uns noch immer so wie vor Jahrtausenden suchen läßt. Was wohl könnet ihr im Grunde vor uns voraushaben darum, weil Sich der wahre, einige Gott etwa von euch hat finden lassen? Wer weiß es denn, ob du Ihn je emsiger gesucht hast als wir?
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Ja, Freund, mit uns Indiern ist in dieser Hinsicht wohl ein wenig schwer zu reden; denn wir sind keine Menschen von heute bis morgen, sondern wie wir nun sind, so sind wir schon vor undenklichen Zeiten gewesen. Daß wir noch immer auf dem alten Flecke stehen und vielleicht noch Tausende von Jahren auf demselben Flecke stehenbleiben werden, das wissen wir, wenigstens für die Zukunft, nicht ganz bestimmt. Doch sei ihm da nun, wie ihm wolle, - die Schuld daran kann wahrlich nicht auf unsere Schultern geladen werden!
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Oder du hast irgendeinen großen Schatz versteckt und sagst dann zu deinen Dienern: ,Gehet hin und bringet mir den verborgenen Schatz wieder! Findet ihr ihn, so soll euer Lohn groß sein; findet ihr ihn aber, sogar mit verbundenen Augen auch noch dazu, nicht, so sollet ihr dafür ewig bestraft werden!` Oh, das wäre wahrlich eine Gerechtigkeit, wie man eine gleiche kaum unter unseren Tigern und Hyänen suchen dürfte!
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Wenn es einen Gott voll Weisheit und Güte geben soll, der das von uns ohnmächtigen Würmern dieser Erde verlangen sollte, dann wäre es für den Menschen um ein endloses besser, nie erschaffen worden zu sein. Wenn mich jemand um einen Weg nach irgendeinem unbekannten Orte fragt, so ist es meine heiligste Pflicht, ihm einen gefälligen Wegweiser zu machen, - und ich habe solches noch nie einem Menschen vorenthalten, wenn ich nur in der Lage war, ihm einen Wegweiser machen zu können.
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So wir aber Gott und Seine Wahrheit mit allem Eifer und mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln suchen und in einem fort laut in uns rufen: ,Gott, Schöpfer und Herr, wo bist Du, Verborgener?`, und Er würdigt uns keiner noch so geringen Antwort, so sind da drei Fälle möglich: Entweder besteht Er ganz und gar nicht, und alles besteht da ewig nach einer Norm, die sich in der Natur von selbst zufällig gebildet und nachher geordnet hat, oder Gott ist einer, der Sich nur um endlos große Dinge kümmert, oder Gott ist so ein taubes und hartherziges Wesen, daß Ihm die Menschen gerade das sind, was uns die Milben an einem Blatte sind und die zahllosen Mücken in der Luft.
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Und, Freund, unter diesen drei nun ausgesprochenen Fällen ist uns ein Gott völlig entbehrlich; denn da nützet Er den Tieren mehr denn uns armseligsten, mit Vernunft und Verstand begabten Menschen! Merkwürdig bleibt es aber immer, daß Er irgendwo sein soll, Sich aber von uns dennoch nicht finden läßt.
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Was sagst du nun zu diesen meinen wahren Worten? Denn ich zeigte dir nun, wie und warum wir mit Grund an dem Dasein eines wahren Gottes zweifeln. So du willst, da magst du nun wieder reden!"

Fußnoten