Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 9

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr in Galiläa

- Kapitel 67 -

Pharisäer und Schriftgelehrte versuchen den Herrn (Luk. 17, 20 u. 21)

Es befanden sich aber auch abends stets alle in diesem Markte amtierenden Pharisäer, Rabbis und ein Schriftgelehrter in dieser Herberge, und der Wirt benachrichtigte sie in der Meinung, Mir eine angenehme Gesellschaft zu bereiten, daß Ich, der Ich zuvor die zehn ganz wunderbar von dem bösen Aussatze gereinigt habe, nun auch sein Gast sei und Mich mit mehreren Gefährten im großen Speisesaale befinde.
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Als die etlichen Pharisäer, der Schriftgelehrte und die Rabbis das vom Wirte vernommen hatten, erhoben sie sich gleich von ihrem Tische und sagten unter sich: ,,Nun gut, dem wollen wir hier auf den Zahn fühlen, ob es mit ihm wohl die Bewandtnis hat, die nun schon weit und breit, sogar unter den Heiden ruchbar geworden ist. Er soll der verheißene Messias der Juden sein und das Reich Gottes auf Erden gründen. Wir werden sehen, wie er sich uns gegenüber behaupten wird."
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Mit diesem Vorsatze kamen sie denn auch, vom Wirte geleitet, zu uns in den großen Speisesaal, ließen sich gleich einen Tisch decken und ihn mit dem besten Weine und Brote und mit wohlbereiteten Fischen und noch anderen Speisen best besetzen. Als der Tisch zum großen Vergnügen ihrer Dickbäuche sehr wohl besetzt war, da setzten sie sich und zeigten gleich durch Worte und Gebärden, daß sie die Herren im Orte seien.
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Wir aber taten so ganz gleichgültig gegen sie, als hätten wir kaum gemerkt, daß sie in unserem Speisesaale Platz genommen haben; wir aßen und tranken und redeten über ganz gleichgültige Dinge. Es wurden nun auch auf unseren Tisch die Fische gebracht, und wir fingen an, sie zu verzehren.
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Es merkten aber die Pharisäer, daß wir die kostbarsten Edelfische aßen und daneben auch den besten Wein tranken. Da wandte sich ein Pharisäer an den Wirt und sagte: ,,Warum hast denn du nicht auch für uns solche Fische bereiten lassen? Sind wir denn minder als diese Galiläer, von denen wir etliche gar wohl kennen?"
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Sagte der Wirt: ,,Ob minder oder nicht minder, das ist mir gleich; was da jemand bestellt, das bekommt er auch! Was ihr bestellt habt, das steht auch auf eurem Tische; wollet ihr aber auch Edelfische, so ist es noch Zeit, sie auch für euch herrichten zu lassen, soviel ihr deren wollt!"
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Die Pharisäer aber wußten es, daß derlei Fische sehr kostspielig sind, und daß der Wirt sich derlei Speisen auch stets gut bezahlen ließ, und so bestellten sie keine Edelfische. Aber einer sagte, um der Pharisäer Geiz zu beschönigen: ,,Konnten wir als die Ersten derlei Fische nicht haben, so wollen wir sie auch als die Zweiten nicht!"
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Sagte der Wirt: ,,Ihr möget nun sagen, was ihr wollet, so beirrt mich das nicht im geringsten! Wer kann mir denn vorschreiben, jemandem, der nur etwas zu essen begehrt hat, ohne zu bestimmen, worin die Speise bestehen soll, zu geben, was ich will, und wer kann mir gebieten, dem für das, was er fest begehrt hat, etwas anderes auf den Tisch zu setzen? Kurz und gut, bei mir gilt der alte Grundsatz: Jedem das Seinige!"
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Sagte der Pharisäer: Da hast du wohl recht, und wir können dagegen nichts einwenden; aber sonderbar ist es immerhin von dir, der du eben nicht im Rufe eines freigebigen Mannes stehst, daß du gerade diesen Galiläern, die alle nicht gar weit her sind, und bei denen sehr die Frage sein kann, ob sie dir die kostbaren Fische auch zu bezahlen imstande sein werden, einen gar so guten Willen erweisen mochtest!"
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Sagte der Wirt: ,,Auch das geht euch schon wieder nichts an! Menschen, wie ihr da seid, sind bei mir wahrlich nichts Seltenes; aber Menschen wie der euch bekannte Heiland Jesus aus Nazareth, der durch die wahrhaft überwunderbare Macht seines Wortes und Willens zehn mit dem bösesten Aussatze behaftete Männer, denen ihr das Zeugnis vor kaum einer Stunde gegeben habt, in einem Augenblick zu reinigen und sie völlig gesund zu machen vermag, sind gar überaus selten und sind eigentlich noch gar nie dagewesen, - und es wird da wohl jedermann sehr begreiflich sein, daß man ihnen diejenige Aufmerksamkeit freiwillig erweist, die ihnen gebührt."
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Auf diese ganz gute Gegenbemerkung wußten die Pharisäer nichts mehr zu erwidern und machten zum für sie nach ihrer Meinung bösen Spiel eine gute Miene, obschon sie innerlich voll Ärgers waren. Sie aßen und tranken darauf ganz wacker, und wir taten dasselbe und kümmerten uns nicht, was die ärgerlichen Pharisäer machten, und was sie untereinander für Worte wechselten.
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Als aber der Wein die Pharisäer so recht erhitzt hatte und sie mit Mir in einen Wortwechsel zu kommen trachteten, da erhob sich der Schriftgelehrte, stellte sich ganz keck vor Mich hin und sagte: ,,Meister, sage es uns doch, aus was für einer Macht verrichtest denn du deine offenkundigen Wunderwerke?"
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Sagte Ich: ,,Ich will euch das sagen, - doch zuvor müsset ihr Mir eine Frage beantworten! Saget Mir: War des Johannes Predigt und Taufe von Gott verordnet, oder war sie ein pures Menschenwerk?"
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Hierauf wußte der Schriftgelehrte nicht, was er Mir erwidern solle. Denn er dachte: ,Sage ich: ,Sie war von Gott verordnet!`, da wird er zu mir sagen: ,Warum habt ihr ihm denn nicht geglaubt?`, und sage ich: ,Sie war ein pures Menschenwerk!`, so haben wir gleich den Wirt und morgen den ganzen Markt wider uns; denn alle halten den Johannes für einen von Gott erweckten Propheten!`
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Nach einer Weile erst sagte er (der Schriftgelehrte): ,,Meister, das wissen wir alle wahrlich nicht, und ich kann dir da weder mit Ja noch mit Nein antworten!"
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Sagte Ich: ,,Dann kann Ich auch dir nicht sagen, aus welcher Macht Ich Meine Wunderwerke verrichte, und so sind wir miteinander wieder wie vorher!"
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Es kam aber nun auch ein Pharisäer zu Mir und sagte: ,,Meister, uns ist über dich schon gar Verschiedenes zu Ohren gekommen, und unter anderm auch das, daß durch dich das Reich Gottes auf Erden gegründet werde! Durch deine Taten zeugest du über dich selbst, daß du der seist, den alle Juden infolge der alten Verheißung erwarten. - Siehe, auch wir wollen an dich glauben; aber sage es uns doch, wie und wann das Reich Gottes kommen wird unter die Menschen auf dieser Erde!"
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Sagte Ich: ,,So, wie ihr euch das vorstellet, ganz sicher nicht!"
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Sagte der Schriftgelehrte nun: ,,Wie denn anders hernach?"
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Sagte Ich: ,,Das Reich Gottes wird nicht kommen mit irgendeinem äußeren Schaugepränge, und man wird da nicht sagen: ,Sieh, hier oder da ist es!`; denn das Reich Gottes ist kein materielles, sondern ein geistiges Reich, da Gott Selbst in Sich der urewige und reinste Geist ist und Sein Reich daher auch nicht für den Leib, sondern für dessen Seele und Geist gegeben und auf dieser Erde errichtet wird. Seele und Geist aber sind inwendig im Menschen und nicht außerhalb desselben; und so ist das Reich Gottes auch nur inwendig im Menschen, und so es zum Menschen kommen wird, da wird er dessen nur in sich gewahr werden und nicht irgend außer sich." (Luk.17,20.21)
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Auf diese Meine Antwort wußten die Pharisäer nichts mehr zu erwidern und begaben sich wieder zu ihrem Tische.
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Und der Wirt frohlockte heimlich, daß Ich den Pharisäern den Mund gestopft habe, und ließ auf unseren Tisch frischen und besten Wein aufsetzen und sagte zu Mir: ,,Esset und trinket, soviel ihr wollet; der Zechmeister bin ich diesmal!"
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Und wir aßen und tranken ganz wohlgemut.
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Da das die Pharisäer sahen, da ärgerten sie sich noch mehr und sagten so ganz laut unter sich: ,,Der soll der von Gott in diese Welt gesandte Messias sein? Wie ist er doch ein Fresser und Vollsäufer samt seinen Jüngern! Dazu aber wissen wir auch noch, daß er mit Zöllnern, Heiden und andern Sündern umgeht und das Brot mit ungewaschenen Händen ißt, und so mag er noch so viele Wunder wirken, und es wird dennoch kein wahrer Schriftgelehrter und Pharisäer an ihn glauben!"
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Sagte hierauf der Wirt: ,,Daran wird Ihm auch sicher sehr wenig gelegen sein! So Er der Herr ist - wie ich das nun auch glaube -, da wird Er, als in Sich der vollkommenste Geist aus Gott, wohl nicht nötig haben, Sich nach unseren Weltsatzungen zu richten, sondern wir nach denen, die Er uns geben wird!"
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Sagten die Pharisäer: ,,Was du uns sagst, das ärgert uns nicht, da wir wohl wissen, daß du mehr ein Samariter denn ein Jude bist; uns ärgert nur das, daß er viele Juden durch seine Lehren und Taten verführt und sich als etwas ausgibt, das er nicht sein kann, weil er das Gesetz Mosis in vielen Stücken nicht hält!"
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Hierauf erhob Ich Mich mit ernster Miene und sagte: ,,Wem soll Ich diese Unart von Menschen vergleichen? Johannes aß und trank nahe nichts denn nur Heuschrecken und wilden Honig und führte ein strenges Büßerleben; da sagten sie: ,Wie ist doch der Mensch ein Gleisner und Scheinheiliger!` Aber das sagten sie, weil Johannes ihnen ihre volle Gottlosigkeit und ihrer Sünden Unzahl vorhielt, darum sie es durch Herodes dahin brachten, daß er ihn ins Gefängnis werfen und darin enthaupten ließ.
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Ich esse und trinke, mache keinen Frömmler und Kopfhänger und begegne jedermann freundlich, und helfe jedem, der zu Mir kommt, glaubt und sich von Mir Hilfe erfleht, und da sagen sie: ,Wie ist der Mensch doch ein Vollsäufer und Vielesser und ein Freund der Sünder, Zöllner und Heiden und achtet der Satzungen Mosis nicht!`
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Aber was ist denn hernach das, so sie lehren: ,So du opferst, ist es dir nützlicher, als so du selbst ehrest Vater und Mutter!`? Heben da nicht sie Gottes Gebote auf und quälen die Menschen mit den Satzungen, die sie zum Besten ihres Bauches erfunden haben? Darum werden sie aber dereinst auch desto mehr Verdammnis überkommen! Sie bürden den Menschen unerträgliche Lasten auf, sie selbst aber rühren dieselben auch nicht mit dem kleinen Finger an! Für die großen Opfer versprechen sie lange Gebete zu halten, die sie dann von ihren untergeordneten Dienern herz- und sinnlos ekelig den betrogenen und blinden Menschen vorplärren lassen. Sind sie da nicht denen gleich, die da Mücken säugen und dafür Kamele verschlingen?
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Ja, ja, sie essen das Brot wohl mit gewaschenen Händen, aber ihr Herz ist voll Unflates und Schmutzes. Sie gleichen darum auch den fein und zierlich übertünchten Gräbern, die inwendig voll Moders und Gestankes sind. Mit ungewaschenen Händen das Brot essen, verunreinigt den Menschen nicht - und schon am allerwenigsten dort, wo man oft keine Gelegenheit hat, sich vor dem Brotessen die Hände zu waschen -; aber Lüge, Betrug, Neid, Geiz, Fraß und Völlerei, Stolz, Haß, Zorn, Unzucht, Hurerei und Ehebruch und Gottesleugnung bei sich selbst verunreinigen den ganzen Menschen und machen aus ihm ein Kind der Hölle!"
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Als die Pharisäer solches von Mir vernommen hatten, da wurden sie ganz grimmig, erhoben sich von ihrem Tische und verließen den Saal, was uns allen sehr lieb war.
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Und der Wirt kam zu Mir und konnte Mir nicht genug danken darum, daß Ich diesen Pharisäern die Wahrheit so ganz unverhüllt ins Gesicht geschleudert habe, und auch alle Meine Jünger lobten Mich.
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Der Wirt sagte am Ende: ,,O Herr und Meister, diese Deine Rede wird etwa doch einen oder den andern dieser Pharisäer auf eine bessere Meinung von Dir bringen?"
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Sagte Ich: ,,Eher wäschest du zehn Mohren weiß, als daß da einer dieser Gleisner sich bekehre und Buße tue! Wo in einem Menschen der Geiz, Neid und die Herrschsucht zu tiefe Wurzeln getrieben haben, da ist von einer wahren Besserung schwer eine Rede mehr! Aber lassen wir sie nun brüten unter sich; morgen ist auch noch ein Tag, an dem sich etwas tun lassen wird!"

Fußnoten