Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 9

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr in Galiläa

- Kapitel 88 -

Die Wirkung des Bittens ohne Unterlaß. Das Gleichnis von der bedrängten Witwe und dem harten Richter (Luk. 18, 1-8)

Sagte Ich: ,,Du hast das Bild ganz richtig und wohl und wahr aufgefaßt, und es war ganz am rechten Platz, daß du es mit wenigen Worten hier wieder zum Vorschein gebracht hast. Auf daß aber allda ein jeder das von dir angezogene Bild noch klarer verstehe nach dem Urteil der eigenen Vernunft, so will Ich, da uns noch die Zeit günstig ist, euch ein anderes Bild geben, in dem ihr noch klarer ersehen sollet, wie ein rechter Mensch im Beten und Bitten nicht laß werden soll, so er in sich zur wahren Kraft Meines Reiches in sich gelangen will. Und so höret denn! (Luk.18,1)
2
Es war ein Richter in einer Stadt, der fürchtete sich nicht vor Gott und scheute sich auch vor keinem Menschen. (Luk.18,2) Es war aber auch eine Witwe in derselben Stadt; die kam zu ihm und sprach: ,O du gerechter Richter, rette mich vor meinem Widersacher; denn siehe, so und so stehen die Sachen völlig gerecht auf meiner Seite!` (Luk.18,3)
3
Der gerechte Richter sah das wohl auf den ersten Blick ein; aber er war nicht gelaunt und wollte der Witwe Prozeß nicht annehmen. Die Witwe aber ließ nicht nach, kam zu wiederholten Malen zum Richter und bat ihn auf den Knien, sich ihrer anzunehmen.
4
Da dachte der Richter bei sich selbst: ,Was will ich da machen? Ob ich mich schon vor Gott nicht fürchte und auch keinen Menschen scheue, - da mir diese Witwe nun schon so viele Mühe macht, so will ich sie retten, auf daß sie am Ende nicht noch zu öfteren Malen wiederkommt und mich mit ihren Bitten vollends betäubt!` (Luk.18,4.5)
5
Habt ihr aus diesem Bilde wohl vernommen, was der Richter gesprochen und auch getan hat? Wenn aber schon ein nach dem Gesetze streng gerecht richtender Richter das anhaltende Bitten einer bedrängten Witwe wohl erhört und ihr hilft, sollte dann Gott nicht noch eher Seine Auserwählten retten, die Tag und Nacht zu Ihm rufen, und sollte Er etwa weniger Geduld und Liebe mit und zu ihnen haben, als solches der Richter mit und zu der Witwe hatte? (Luk.18,6.7)
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Wahrlich sage Ich euch, Er wird sie erhören und erretten in Kürze, und das nun in dieser Zeit, wie auch in der fernen, allwann Er als Menschensohn, wie nun, auf diese Erde wiederkommen wird!
7
Aber so in jener Zeit des Menschen Sohn in diese Welt wiederkommen wird, meinet ihr wohl, daß Er Glauben finden werde?" (Luk.18,8)
8
Sagte Andreas: ,,Herr und Meister, da ich schon früher geredet habe, so will ich auch diesmal weiter reden, so Du mir das gestatten wollest!"
9
Sagte Ich: ,,Rede nun du nur immerhin; denn dir ist eigen dazu Vernunft und Mut und Mund!"
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Sagte darauf Andreas: ,,Was das Bild selbst anbelangt, so besagt es völlig dasselbe, was das von mir ehedem wiedererzählte Bild von dem Hausherrn und von dem Brotbettler in der Nacht besagt hat; nur ist die Stellung Gottes gegenüber den bei Ihm Hilfe suchenden Weltmenschen in ihrer Lebensnachtbedrängnis noch entschiedener bezeichnet als in dem andern von mir wiedererzählten Bilde. Denn da steht Gott gewisserart außer allem Verbande bloß als ein gerechter Richter da, der den Bedrängten wohl allzeit helfen kann, wenn Er das will; Er hilft ihnen aber auch, aber erst dann, wenn sie Ihm durch ihre unaufhörlichen Bitten ordentlich lästig geworden sind.
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Aber auch hier handelt es sich pur um die Übung im Glauben und Vertrauen; ist dieses einmal zu einer gewissen unbeugsamen Kraft gelangt, so ist die Erhörung und die Hilfe auch schon da.
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Der Nachsatz, in dem Du sagtest, daß Gott Seine Auserwählten, die schon in der Kraft des Glaubens und Vertrauens stehen, sicher als ein liebevollster Vater wohl noch eher erhören werde, so sie an ihrem schon erreichten inneren Lebenstage, wie in ihrer noch so dann und wann leicht möglich zurückkehrenden Nacht zu Ihm um Hilfe rufen, stellt Dich nicht mehr als einen schwer erbittlichen Weltrichter, der als Selbstgott einen Gott nicht zu fürchten und ebenso keinen Menschen zu scheuen hat, sondern als den Vater derer dar, die sich schon im inneren Lebenstage befinden. Ich habe die Sache also aufgefaßt und bin der Meinung, mich nicht geirrt zu haben.
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Wir alle aber stehen nun noch nicht schon völlig im inneren Lebenstage, sondern teilweise auch mitunter noch sehr in unserer alten Lebensnacht und haben Dich noch um gar vieles zu bitten, um uns dadurch im Glauben und Vertrauen zu üben und dadurch zu stärken; aber Du hast uns eine sichere und baldige Errettung verheißen, und wir glauben auch ungezweifelt fest, daß jede Deiner Verheißungen in Erfüllung gehen wird.
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Aber Du sagtest uns abermals von einer zweiten Ankunft auf dieser Erde und stelltest am Ende die Frage auf, ob Du dann unter den Menschen auch wohl Glauben finden werdest.
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Nun, diese Frage Dir zu beantworten, steht wohl noch gänzlich und weit außer dem Bereiche dessen, was uns zu erörtern möglich ist, daher ich Dir darauf auch keine Antwort geben kann. Du Selbst aber wirst das wohl am besten wissen, wie es in der noch fernen Zukunft mit dem Glauben der Menschen stehen wird, und so Du es willst, da kannst Du es uns noch näher bezeichnen, als Du uns das bei mehreren andern Gelegenheiten schon bezeichnet hast."
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Sagte Ich: ,,Du hast dies heutige Bild auch ganz wahr, wohl und gut aufgefaßt und hast dadurch Meinem Herzen eine rechte Freude gemacht. So ihr alle auch also tuet, da wird die volle Errettung eurer Seelen vom Joche der Materie dieser Welt und ihren Anreizungen auch wahrlich nimmer lange auf sich warten lassen."

Fußnoten