Gottes Neue Offenbarungen

Der Grossglockner

Ein Evangelium der Berge

- Kapitel 4 -

Wesen und Ursache des Gletscherlichtes

Warum sind denn noch fürs dritte die Berge von ungleicher Höhe? Dieses bleibt uns hier noch zu beantworten übrig. Dieser dritte Grund hat aber wieder drei Hauptgründe in sich, und zwar folgende: Zuerst müssen dadurch die hohen Gebirgsspitzen auch die obere Luftregion in den Mitschwung um die Erde nötigen. Wären solcher hohen Berge zu viele auf der Erde, so würde das auch mit der Zeit in den Tiefen eine fast immerwährende Luftruhe mit sich ziehen, weil zuviel der oberen Luftregion zur Mitbewegung gezogen würde.
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Da es aber nur wenige solche Höhen gibt, so wird die obere Luftregion auch nur an wenigen Punkten genötigt, mit der Rotation der Erde sich mitzuschwingen; die von solchen Gebirgsspitzen weiter abstehenden Luftsphären aber werden dadurch nur in eine nach allen Richtungen hin wirbelnde Bewegung gesetzt gleich also, als wenn ihr einen Stock ziemlich behende durch ein Wasser zieht, bei welcher Gelegenheit die vor dem Stocke befindlichen Teile des Wassers zwar mit dem Stocke fortgetrieben werden, zu beiden Seiten aber kann jedermann eine Menge Ringel und Wellchen bemerken, welche sich viel langsamer dem Stocke nachziehen, und deren Zug selbst wieder die nebenangrenzenden Wasserteile in eine Bewegung versetzt.
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Die Ringel sind lauter Wasserwirbel, welche das Wasser in die Tiefe hinab beunruhigen, und die Wellchen beunruhigen die ganze Oberfläche des Wassers; und so hat mit der Zeit ein solcher Stockzug durch das Wasser nicht selten einen bedeutend großen Teich in eine Bewegung versetzt.
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Sehet, das ist also ein gar wichtiger Grund, warum nur der viel kleinere Teil der Berge so hoch in die Luft emporragt.
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Der zweite Grund dieses dritten Hauptgrundes ist folgender:
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Ihr werdet schon öfter vom sogenannten Gletscherlicht etwas gehört haben. Was soll's denn damit?
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Einige Naturforscher haben dieses Licht, freilich ziemlich ungeschickt, also erklärt, als rührte es noch von den über den weiten Horizont des Nordens herüberbrechenden Strahlen der Sonne her; allein solches ist ganz grundlos und falsch. Dieses Licht ist ganz rein positiv elektromagnetischer Art und wird erzeugt durch die beständige Reibung solcher Gebirgsspitzen mit der sie umgebenden Luft.
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,,Ja", werdet ihr aber sagen, ,,solches kann schon immerhin der Fall sein; aber wir sehen da noch keinen Nutzen ein! Und sollte ihr Leuchten etwa die Nützlichkeit selbst sein, so sehen wir es aber dennoch nicht ein, warum solche großen Erdnachtlichter so sparsam über den Erdboden gestellt sind! Was hat der weit entlegene Flachlandbewohner von dem oft mehrere hundert Meilen weit entfernten Gletscherlicht?"
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Wenn das Licht die Nützlichkeit wäre, da hättet ihr freilich wohl recht, also zu fragen; allein solches ist mit dem ziemlich sparsamen Gletscherlicht mitnichten der Fall. Das Licht ist hier nur eine Erscheinlichkeit von einer großen Nutzwirkung. Es fragt sich demnach: Worin besteht diese Nutzwirkung?
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Höret, es soll euch die Sache gleich klargemacht werden!
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Ihr wißt, daß eine gerechte Verteilung des elektromagnetischen Fluidums eine unerläßlich notwendige Bedingung alles naturmäßigen Lebens ist. Wären nun zu viele solcher Gebirgsspitzen in irgendeinem Lande, so würden dieselben dieses elektromagnetische Fluidum also gänzlich aufspeisen, daß vom selben nicht ein Atom sich in die Tiefe herab verlieren würde; wären sie aber gar nicht da, nämlich diese hohen Gletscherspitzen, da wäre in der Tiefe wohl niemand mit seinem Leben in Sicherheit, sondern stünde bei jedem Schritt in der Gefahr, von einem sich leicht aus der Luft entwickelnden Blitz erschlagen zu werden.
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Also sehet, das ist eigentlich die Nützlichkeit, von der das Leuchten nur als Erscheinlichkeit auftritt.
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So aber doch jemand da wäre und folgendes einwendete: ,,Was hat demnach das weitgedehnte Flachland z.B. Polens oder auch zum Teile Ungarns von der elektromagnetischen Sorgfalt des Großglockners?"
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Darauf sage Ich aber: Dieser Gletscher liegt so wohlberechnet an seinem Punkt, daß, so er nur eine Stunde von seinem Posten weichen könnte, er nicht mehr ein Gletscher wäre, sondern, wie es dergleichen Berge genug gibt, nur ein kahler Steinberg.
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Daß er aber ein Gletscher ist, rührt lediglich daher, weil er sich auf dem Punkte befindet, über welchem vom Nordpol aus eine hauptelektromagnetische Strömung sich bis zum Südpol hin erstreckt.
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Diese Hauptströmung geht zwar über alle Gletscher des Tiroler- und Schweizerlandes, und nur ein östlicher Arm läuft noch da, wo der Großglockner sich befindet; aber von diesem Lebensstrom nimmt er gerade so viel auf, daß er damit alle Ländereien mit Hilfe der noch übrigen Gletscher also genügend beherrscht, daß sich da die wohltätige Wirkung nicht nur über ganz Europa, sondern noch über einen bedeutenden Teil von Afrika erstreckt.
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Wenn sonach auch die vorbenannten größeren Flachländer Europas keine eigenen Gletscher haben, so geht aber auch über sie keine so bedeutende Strömung; für unbedeutendere Strömungen aber gibt es verhältnismäßig kleinere Berge überall in gerechter Menge, welche gar wohl imstande sind, solche kleineren elektrischen Strömungen zu regulieren.
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Ihr werdet hier fragen: ,,Warum geht denn vom Nordpol bis zum Südpol keine allgemeine gleichförmige Strömung?"
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Wenn ihr so fragt, da müßt ihr schon noch öfter fragen und zwar: ,,Warum macht denn der Blitz nie einen geraden Zug und nicht auch einen allgemeinen, damit er doch wenigstens auf einen Hieb alles erschlagen könnte?"
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Wieder müßtet ihr fragen: ,,Warum fließt nur hie und da ein Bach, Fluß und Strom, und der nicht geradeaus, wo doch alles übrige Flachland so gut des Wassers und der Bewässerung bedarf wie dasjenige, welches den Bach, Fluß und Strom begrenzt?"
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Und wieder müßtet ihr fragen: ,,Warum gibt es in manchem Lande so viele und bedeutende Seen, während in einem andern Lande wieder keine Spur davon zu finden ist?"
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Und so gäbe es noch eine ganze Legion von Fragen. Allein diese drei überflüssigen mögen euch genügen, daß ihr daraus fürs erste einsehet, um wie vieles Ich weiser bin als die Menschen; und fürs zweite, weil Ich eben um vieles weiser bin als die Menschen, so weiß Ich auch am allerbesten, warum Ich die elektromagnetischen Strömungen also vereinzelt angeordnet und ihnen vorgezeichnet habe einen bestimmten Weg, auf welchem Wege unsere Gletscher ganz wohlgeordnete Meilenzeiger sind.
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Somit hätten wir auch den zweiten Grund des dritten Hauptgrundes, und es bleibt uns demnach noch ein dritter übrig.
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Hier werdet ihr euch freilich wohl fragen: ,,Wer da noch einen Grund herausbringt, der muß doch sicher mehr als fünf Einheiten zusammenzählen können!"
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Und doch sage Ich euch, daß eben dieser dritte Grund der allerwichtigste und tüchtigste ist, und sage euch noch hinzu, daß dieser Grund euch zugleich auch am allernächsten liegt und ihr ihn auch somit zuerst finden solltet, so ihr - naturmäßig genommen - in den Augen eurer Seele kurzsichtiger wäret, als ihr seid. Denn die Kurzsichtigkeit der Seele ist ein gar gut Ding. Je langsichtiger oder mathematisch verständiger nämlich die Seele ist, desto mehr läßt sie ihre Augen unter den fernen Fixsternen umherschweifen; dafür aber gehen ihr die Haare, die um ihr eigenes Auge gestellt sind, so gut wie gänzlich verloren.
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,,Was ist hernach denn dieser dritte Grund des dritten Hauptgrundes?" werdet ihr fragen.
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Und Ich sage: Geduldet euch nur ein wenig! Ich will euch darauf hinleiten und will sehen, ob ihr ihn nicht mit den Händen greifen werdet; und so habt denn acht!
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Habt ihr euch noch nie gedacht, warum ihr nur zwei Arme und an jedem Arm oder an jeder Hand nur fünf Finger habt? Warum sind selbst diese Arme nicht wenigstens noch einmal so lang, als sie sind, und mit viel mehr Fingern versehen?
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Oder habt ihr euch noch nie gefragt, warum ihr nicht mit mehr denn zwei Augen und zwei Ohren versehen seid, und diese nur auf einer Seite des Leibes stehend, namentlich was die Augen betrifft? Es dürfte ja ein Auge, am Rücken angebracht, und allenfalls noch ein Ohr an einer Hand nicht unzweckdienlich sein!
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Oder habt ihr noch nie darüber nachgedacht, warum bei den Bäumen nur gewöhnlich ein Ast am höchsten emporragt, die andern dann natürlicherweise tiefer zu stehen kommen? Kurz, es sind der anzuführenden Fragen hier zur Genüge gegeben, und wir wollen sehen, ob wir durch sie nicht auf den dritten Grund kommen!
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Wozu habt ihr die Augen? - Diese Frage wird wohl jedes Kind beantworten, nämlich: Um damit zu sehen, oder - verständiger gesprochen - um die erleuchtete Form der Außendinge wahrzunehmen.
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Diese schwere Frage hätten wir ohne Anstand beantwortet und sehen dabei auch ein, daß uns zu diesem Zweck zwei Augen vollkommen genügen.
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Jetzt kommt die andere schwere Frage: Wozu dienen uns die Ohren? - Auch mit dieser Frage werden die Kinder bald fertig sein und sagen: ,,Damit wir hören, oder - verständiger gesprochen - damit wir die Bewegungen und die Begegnungen der Dinge außer uns in uns selbst wahrnehmen!"
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Also wären wir auch mit dieser schweren Beantwortung fertig, - und die Erfahrung lehrt, daß auch zu dem Zweck zwei Ohren hinreichend genügen, und man könnte eher sagen, daß so mancher oft an den zwei Ohren, wie an den zwei Augen schon zuviel hat.
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Aber jetzt kommen die Hände! Wozu sind denn die Hände?
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Ich meine, auf diese Frage können wir uns füglich die Antwort ersparen.
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Daß übrigens die zwei Hände zu jeder Verrichtung genügen, hat seit Adams Zeiten die Erfahrung aller Zeiten mehr als hinreichend bestätigt, nachdem die Menschen mit diesen zwei Händen nur viel zuviel gerichtet und angerichtet haben.
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Fällt euch nun der dritte Grund noch nicht ein?
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So höret denn! So gut wie jeder Leib eines Menschen, eines Tieres, ja sogar eines Baumes, Gesträuches und einer Pflanze gewisse Extremitäten haben muß, um sich mit Hilfe derselben in die Korrespondenz mit der Außenwelt zu setzen, also muß es auch die Erde haben. Und sonach sind unsere Gletscher Augen, Ohren und Hände der Erde, mittels welcher sie sich bei ihrer weiten Reise um die Sonne und mit der Sonne durch das weite Sonnengebiet in allerlei Korrespondenzen zu setzen hat, und zwar zuerst in die wichtige Korrespondenz des Schauens - denn ihr dürft es glauben, daß die Planeten durchaus nicht blind ihre Bahnen durchziehen -, und fürs zweite hat die Erde sich dadurch in die Korrespondenz zu setzen, um aufzunehmen die harmonischen Früchte der großen Bewegungen anderer Weltkörper und der Bewegungen des Äthers und des Lichtes und allerartigen Strömungen auf ihr selbst, - und fürs dritte hat sie dann mit diesen Extremitäten auch die gehörige Aktion auszuüben, welche sie nötig hat, um fürs erste ihre Bewegung selbst zu regulieren und fürs zweite dadurch auch zu der regelmäßigen Bewegung anderer Weltkörper beizutragen und fürs dritte alle die euch schon bekanntgegebenen nützlichen Verrichtungen zu bewerkstelligen.
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Sehet, das ist somit der dritte und, wenn ihr ein wenig nur nachdenkt, auch sicher der wichtigste Grund - fürs erste des Daseins solcher Gletscher, und fürs zweite auch für ihre bei weitem geringere Anzahl gegen die andern Berge, und fürs dritte auch für den Ort und die Stelle, wo sie sich befinden.
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Und somit hätten wir auch, soviel es für euch notwendig zu wissen ist, die naturmäßige Nützlichkeit dieser Berge dargestellt; denket aber dabei ja nicht, als sei das schon ein geschlossener Kreis, sondern da hat jeder hier aufgestellte Punkt noch seine endlos vielen nützlichen Ausläufer und ein jedes Atom seine entschiedene ganz eigentümliche Nutzwirkung.
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Wie vielfach demnach die Nutzwirkungen eines solchen Gebirgslandesvaters sind, wahrlich, da hätte ein allervollkommenster Engelsgeist mit der geläufigsten Zunge und der allereinfachsten Sprache für eine ganze Ewigkeit genug zu reden!
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Mehr brauche Ich euch nicht zu sagen. Jedoch, wieviel auch immerhin die naturmäßigen Nutzwirkungen eines solchen Berges in sich enthalten, so wiegt aber eine einzige geistige, die ihr später vernehmen werdet, schon alle samt und sämtlich auf.
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Die Folge jedoch wird euch alles dieses in zweckmäßiger Kürze vollkommen klarmachen, was ihr jetzt kaum dunkel ahnt.
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Und somit lassen wir es für heute wieder gut sein!

Fußnoten