Gottes Neue Offenbarungen

Lebensgeheimnisse

Eröffnungen über wichtige Lebensfragen

- Kapitel 6 -

Winter, Frühling, Sommer und Herbst

Es wird da so mancher fragen, wie kann wohl der Winter, wo die Natur eher mit dem Tode zu vergleichen ist, wie kann man den Winter, wo statt Wärme, als Quelle alles Lebens, die Kälte, gleichbedeutend mit dem Tode, herrscht, - wie kann der Winter mit der beweglichen Natur eines Kindes verglichen werden, wo alles Leben zeigt und alles von Leben strotzt?
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Und doch, Mein lieber Zweifler, gibt es kein schöneres Beispiel, das Kindesleben mit dem Winter und seinem Leben zu vergleichen, als eben dieses, welches durch ein geistiges Band verbunden, das nämliche in seinem Wesen zeigt.
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Warte nur ein wenig, Mein Freund, und Ich werde dir den so tot vorkommenden Winter so lebendig, so warm darstellen, wie das Leben des Kindes ist; nur wollen wir die Sache nicht von dem Standpunkt der gewöhnlichen Darstellungsweise eurer Dichter und Poeten auffassen, sondern von dem Standpunkt, von welchem Ich es für gut finde, dieselbe nach Meiner Manier (Art) zu betrachten. Nun, so höre denn:
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Siehe, Mein Freund, wenn du das ganze vegetative Leben des Kindesalters und sein Seelenleben damit vergleichst, so ist es, wie Ich im Anfang gesagt habe, ein Traumleben, ein Leben, wo alles Gute und Schlechte, alles Rechte und Unrechte noch den festen Schlaf des Sich-nicht-Bewußtseins unter der Decke der Unschuld schläft; denn Unschuld nennt man nur diesen Zustand, wo man keiner Schuld sich bewußt ist, aber auch keine kennt, denn mit der Erkenntnis der Unschuld hat dieselbe aufgehört.
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Wie dieses Traumleben des Kindes, wo wie in einem Embryo alle Leidenschaften und alle andern Triebe verdeckt ruhig nebeneinander schlafen und nur den bessern Zustand ihres sie umschließenden Leibes erwarten, um dann zu erstarken und sich entwickeln zu können, ebenso - siehe, Mein lieber Freund, welch passender Vergleich und wie geistig nahe! - ebenso liegt unter der weißen Decke des Schnees (Weiß ist ja die Farbe der Unschuld) die ganze künftige Existenz eines Teiles des Erdballs im Schlafe begraben, nur wartend, bis eine höhere Macht, die Wärme der Sonne, diese Decke der Unschuld lüftet, dieselbe vernichtet, und den tausend und tausenderlei Leben ihren freien Lauf läßt, damit jedes gemäß seiner Bestimmung wirken und seinen Daseinszwecken nachzukommen vermöge.
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Wie beim Kinde gute und schlechte Eigenschaften mit der Ausbildung des Körpers sich mehr manifestieren, so zeigt sich im Erdenleben bei aufwachender Natur ebenfalls der Einfluß friedlicher und feindlicher Einwirkungen; anfangs, wie die Leidenschaften beim Kinde, ruhig unter der eisigen Decke des Schnees beisammen wohnend, trennen sie sich dann kämpfend und streitend, und so in stetem Kampfe gehen sie dem Frühling oder einer besser entwickelten Zeit entgegen, wo schon alles Lebende auf dieser Erde mehr erstarkt, auch im Kampf der Elemente und sonstiger Einflüsse widerstehen und denselben siegreich ertragen kann.
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Im Frühjahre drängt alles unbewußt seiner Bestimmung entgegen; das Pflänzchen wird ein Bäumchen, bereitet alles vor, um einst als Baum seinen Zweck zu erfüllen, und Tiere bauen Wohnungen für ihre Brut, von der sie noch nicht wissen, woher sie kommt. - Alles schafft und webt; Zerstörung und Neuaufbauen, Formwechsel und Neugeburt sind des Erdballes Aufgabe; es ist ihre Jünglingszeit, welche oft Mißarten und Afterbildungen (Nachbildungen), die nicht in den Kreis des Gewöhnlichen hineingehören und später wieder ausgeschieden werden, hervorbringt, wie bei dem Jünglinge seine dummen Streiche und leichtsinnigen Fehler.
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So bekränzt die Natur im aufgewachten Frühling sich mit den schönsten Blumen, wie der Jüngling mit rosigen Wangen, und geht langsam dem Mannesalter entgegen, der Periode der Reife der Früchte, welche aus dem Treiben und Drängen des Frühlings hervorgehen soll, ganz im Sinne des Schöpfers.
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Der Sommer oder das Mannesalter ist auch schon heißer, dem Manne rinnt der Schweiß von der Stirn bei Gewinnung seines täglichen Brotes; dem fruchttragenden Baum fehlt oft das Wasser oder die Feuchtigkeit, seine Kinder, die Blätter und Früchte, zu ernähren und letztere auszureifen.
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Ebenso hoffnungslos steht der Mann oft da, läßt seine ermüdeten Arme sinken, wie der Baum seine Blätter; ein Sturmwind, ein Hagel entreißt ihm seine Kinder, die nur mit Mühe hervorgebrachten Früchte.
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Dem Manne rauben Krankheiten seine Sprößlinge, seine Gefährtin; und wo beide, Mann und Baum, keinen Trost und keine Hilfe mehr erwarten, da türmt oft eine Windsbraut Wolken des Segens und Regens auf; letzterer ergießt sich in Strömen über die dürstenden Felder und Wiesen, befruchtet und befeuchtet die verschmachtende Natur, reinigt die Lüfte, und siehe, die ewig nie verlorene Naturkraft belebt wieder alle Wesen von neuem; der Sturm ist überstanden, manches wohl verloren, aber dafür tausend anderes ersetzt worden.
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Beim Manne, wenn vom Unglück gebeugt er keine Hilfe mehr weiß, wenn das ganze, vielleicht von Jugend auf erbaute Religionsgebäude mit dem Sturm des Schicksals zusammenbrach, da glimmt im Osten ein lichter Funke auf; es ist anfangs ein kleiner Stern, er steigt höher und höher, vergrößert sich, wird zur Sonne, zur Gnadensonne mit Meinem Bilde in der Mitte und mit Meiner Lehre als Strahlenbündel umwebt, beleuchtet das zerrissene Gemüt des Mannes, gießt sanften Trost und Licht in sein Herz, läßt den Tiefgeprüften, vielleicht zum ersten Male, den geistigen Vorgeschmack eines Himmels, das Vorgefühl einer göttlichen Liebe fühlen!
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Der Mann richtet sich auf, begreift die Huld seines Vaters und segnet die Schicksalsschläge, die ihn getroffen und endlich keinen andern Zweck hatten, als ihn in die Arme Dessen zu führen, Der sie schon längst ausgebreitet hatte, ihn zu empfangen, und nur keine andere Art wußte, dieses zu bewerkstelligen, als durch ein dem Anschein nach vermeintliches Mißgeschick.
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So wird der Mann dann reif zum Greisenalter, wie der Baum seine Früchte ausreift zur Herbstzeit. Endlich kommt der Herbst, die Naturkraft, die während des Winters ruhig unter der Decke des Schnees schlief, die im Frühling alles zu neuem Leben weckte, im Sommer tätig war, alles seiner Bestimmung zuzuführen, hat gegen den Herbst sich ausgebraucht, ist müde geworden, hat ihren Zweck erfüllt und geht wieder schlafen.
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Die Blätter fallen ab, der Baum, sonst in üppiger Fülle dastehend, verliert seine äußere Form, und bald als Gerippe und Skelett zeigt er zwar das Grundfundament, welches all das Hervorgebrachte getragen hat, aber die schöne Farbe, die Lebensfrische ist dahin; der Baum ruht, um in einem andern Jahre seine nächste Bestimmung anzutreten, entweder vollkommener als in dem Vergangenen, oder aber auch umgekehrt, der Zersetzung in andere Elemente sich nähernd.
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So ist es ebenfalls mit dem Manne, nach und nach geht es dem Greisenalter zu; die Tatkraft, das schnelle Entschließen fängt an sich zu mildern, die Farbe des Gesichtes ändert sich, das Ergrauen der Haare (Zurückziehen des Eisens im Blut anzeigend, als Träger der Tätigkeit) wird immer bedeutender. Die Außenwelt schließt sich immer mehr, und der Greis beginnt ein inneres Leben, wie der Baum im Herbst, wo auch bei ihm die Zirkulation der erneuerten Säfte aufhört, und ein langsameres inneres Wirken, den menschlichen Blicken entzogen, sich fortsetzt.
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So erwartet der Baum seine Bestimmung fürs nächste Jahr, gemäß seiner Tätigkeit, ob er als Brennholz dem Feuer übergeben oder zu anderen Zwecken dienen soll, oder ob er als Baum, vielleicht veredelt, bessere und schönere Früchte bringend, dem Menschen wieder körperliche und geistige Genüsse verschaffen soll, körperliche durch seine materiellen Produkte, und geistige durch sein Betrachten in bezug auf den allgütigen Schöpfer und Herrn.
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Alle Früchte und Produkte der ganzen Natur, die den lebenden Wesen zur Nahrung dienen, gehen durch ihre verschiedene Verwendung in eine höhere geistige Stufe über, indem sie zur Erhaltung von höher stehenden Wesen dienen, deren Körperliches befördern und das Geistige vervollkommnen helfen.
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Was die Früchte bei den Erdprodukten, das sind bei den Menschen die Taten, sie helfen dem am Rande des irdischen Lebens Stehenden sein geistiges Ich aufbauen, um auch ihn zu einer höheren Stufe zu führen.
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Was Ich euch hier gesagt, das Pflanzen- und Tierreich sowohl als den Menschen in seinen vier Lebensperioden betreffend, das hat ebenfalls seine nämliche Bewandtnis bei ganzen Völkern und Nationen.
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Auch sie haben ihre Kinder-, Jünglings-, Mannes- und Greisenperiode; werden von Mir nach und nach auf den Weg zur Erkenntnis, durch Unglücke, Kriege, verheerende Krankheiten und durch sonst allerlei geführt, bis auch sie dann ihre geistige Höhe errungen, einzeln als Individuen oder im Ganzen als Nationen in höhere Sphären übergehen können; je nachdem ihre Neigung war, Meine Ratschläge und Mahnungen zu beachten, wo dann das eine Volk früher, das andere später zur Reife gelangen wird.
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Hier habt ihr die zweite Reihe unserer Titelworte - Winter, Frühling, Sommer und Herbst -; jetzt wollen wir uns auf einen höheren Standpunkt schwingen und von da gleich Mir Meine Schöpfung in ihrem stufenweisen Wirken betrachten, wo ihr dann wieder Meine Liebe und Meine, nur auf das Glück Meiner geschaffenen Wesen bedachte Weisheit noch klarer erschauen möget!

Fußnoten