Gottes Neue Offenbarungen

Predigten des Herrn

- 13. Predigt -

Am Sonntage Invokavit. Die Versuchung des Herrn

Dieses Kapitel handelt von Meiner Versuchung durch Satan während Meines Erdenwandels. So, wie diese Versuchung durch Satan in den Evangelien Meiner Apostel niedergeschrieben ist, ist sie nicht wörtlich zu nehmen; denn es ist ganz natürlich, daß Satan Mich wohl kannte und in Jesus seinen Herrn sah. Deswegen wäre es auch keine Versuchung von seiner Seite gewesen, Mir anzubieten, Ich sollte aus Steinen Brot machen - da er wohl wußte, daß Ich ganz anderer Dinge mächtig war -, oder Mir anzuraten, Ich sollte Mich von den Zinnen des Tempels hinunterstürzen, und es würde Mir, wenn Ich Gottes Sohn wäre, kein Leid geschehen. Führte doch er Mich durch die Lüfte aus der Wüste bis auf diese Zinnen und wußte, daß Ich weder der Erde ganz angehöre, noch daß die Anziehungskraft dieses Planeten auf Mich eine Wirkung haben könne, wenn Ich nicht wolle.
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Oder wenn er Mich auf einen Berg führte und Mir dort alles anbot, was Mein menschlich Auge von dort aus erblickte, so wußte Satan wohl, daß er seinem Herrn und Schöpfer nicht die winzigen Reiche eurer finsteren Erde oder gar die ganze Erde selbst anbieten konnte; denn er konnte Mein unermeßliches Schöpfungsreich so wie kein anderer Geist mit seinen geistigen Augen überschauen.
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Ihr seht, daß die wörtliche Erklärung dieser Stellen - wie sie im Evangelium geschrieben sind - nicht die Erklärung sein kann, die den Worten zu entnehmen ist. Der Sinn dieser Versuchung, und was sie bedeutet, liegt tiefer und ganz wo anders! Denn diese Versuchungen, wie sie im Evangelium beschrieben sind, sind wohl für Menschen vielleicht solche, aber für den Gott und Schöpfer alles Endlichen - wenngleich in Menschengestalt - können sie nie und nimmer solche sein und werden.
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Seht, wenn sich bei euch ein Student auf eine Prüfung vorbereitet, so schließt er sich gewöhnlich mehr als sonst in sein Kämmerlein ein und studiert da Tage und Nächte fort. Er entsagt deswegen manchen weltlichen Genüssen, entweder in Speise und Trank oder in sonstigen Unterhaltungen, damit in ersterem Falle der Magen nicht soviel Einfluß auf seinen Geist gewinne, und im zweiten Falle, damit nicht Unterhaltungen seinen Geist zerstreuen, während er gerade zum Studieren ihn gesammelt braucht.
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Was jeder Mensch tut, der sich auf einen wichtigen Schritt in seinem Leben vorbereitet, das tat auch Ich!
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Nachdem die Zeit gekommen war, in der Ich Mein Lehramt antreten mußte - nämlich als Mensch, in dessen Hülle Meine Göttlichkeit eingekleidet war -, mußte auch Ich Mich sammeln, mußte die Nahrungsmittel für den Körper auf das nötigste heruntersetzen, weil Mein Geist Geistiges und Ewiges schaffen wollte und von der Materie nicht beeinträchtigt werden durfte.
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Mein irdischer Mensch fastete, während Mein geistiger im Übermaße aller Seligkeiten schwelgte, deren nur ein geistiges Wesen fähig ist, welches, mit Hintansetzung alles Großen und Mächtigen, sich den von ihm geschaffenen Wesen und Geistern aus Liebe opfern will.
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An Mich traten in jenen Momenten alle Einflüsse menschlicher Leidenschaften heran. Nur dadurch, daß Ich ganz Mensch wurde und das Göttliche sich in Mein Innerstes zurückzog, konnte Ich Meinen Geistern das Beispiel geben, wie man siegen, wie man allen Anfechtungen widerstehen kann. Ich wollte mit dieser Probe allen als ewiges Beispiel vorangehen und ihnen begreiflich machen, daß derjenige, der Mein Kind werden will, es nur durch Besiegung der mächtigen schlechten Einflüsse werden kann.
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Der Hunger war das erste, was Mich, als irdischen Menschen, belästigte. Der Sieg darüber steht in den Worten, die Ich dem Teufel auf sein erstes Anerbieten geantwortet habe, und die da lauten: ,,Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht!" Mit anderen Worten sagt dies: Wenn leibliches Gelüsten des Menschen Seele bestürmt, so soll er dieses Spruches gedenken, daß nämlich des Menschen geistiges, inneres Ich in erster Linie genährt, ja sogar auf Kosten des Leibes gepflegt und erzogen werden muß. Der Ausspruch, den Ich an den Teufel richtete, lautet für euch also: ,,Gedenket stets, daß ihr nicht zur Pflege eures Körpers, sondern zur Vervollkommnung eurer Seele geschaffen worden seid!"
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Der zweite bildlich dargestellte Versuch des Teufels bestand darin, die göttliche Macht, die in Mir wohnte, zu versuchen. Dies heißt mit anderen Worten: Über Mich kam das Begehren, Mich mit Meinen göttlichen Eigenschaften zu brüsten.
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Diese Versuchung gleicht derjenigen eines Menschen, der - mit größeren Fähigkeiten und Kenntnissen ausgerüstet, ja mit göttlicher Macht begabt, Dinge zu verrichten imstande ist, die anderen Menschen versagt sind, und ihnen deswegen wie Wunder erscheinen müssen. Wenn er solche Eigenschaften benützt, nicht um seinen Mitmenschen zu helfen oder des Gebers Herrlichkeit zu vergrößern, sondern diese Eigenschaften mißbraucht, um damit zu prunken.
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Hierher gehört meine zweite Antwort an Satan: ,,Du sollst deinen Gott und Herrn nicht versuchen!" Das heißt: ,,Du sollst dich nicht dem Wahn hingeben, daß der Herr, wenngleich Er dir Macht verlieh, nicht auch imstande wäre, dir dieselbe zu nehmen, sobald du sie zu deinen und nicht zu Seinen Zwecken gebrauchen willst!" Ein solcher Wunsch ist Erhebung über die eigenen menschlichen Fähigkeiten, ist Mißbrauch eines göttlichen Geschenkes, der beim Gelingen nicht die Demut, sondern nur den Hochmut nähren würde. Satan versuchte Meine menschliche Eitelkeit zu wecken und glaubte, Ich würde aus dieser niederen Stellung, in der nach Meiner Ansicht nur allein das Gelingen Meines großen Planes lag, vielleicht heraustreten.
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Der dritte Versuch war, Meine Herrschsucht zu wecken; denn im menschlichen Herzen liegen als Grundlage für alle anderen diese drei mächtigsten Leidenschaften: erstens der Hang zum leiblichen Wohlleben, zweitens der Wunsch, mehr als andere zu sein - d.h. eine soziale, glänzende Stellung innezuhaben, in der die Mittel zur Befriedigung der ersten Leidenschaft liegen -, und endlich drittens die Sucht, statt zu gehorchen herrschen zu können, statt der Letzte der Erste zu sein, der anderen Gesetze vorschreibt, während er sich selbst über alles Gesetz erhoben und sich von der Erfüllung auch nur des geringsten Gesetzes losgesagt hat.
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Auf diesen dritten Versuch Satans erfolgte die Antwort an ihn: ,,Hebe dich weg, Satan; denn es steht geschrieben: Du sollst anbeten Gott deinen Herrn und Ihm allein dienen!" Das heißt mit anderen Worten: Hinweg mit dieser schmutzigen Leidenschaft des Herrschenwollens, die in ihrem Gefolge alle anderen Leidenschaften hat, wie Hochmut, Haß, Rache, Zorn und Vergeltung! Das Geistige im Menschen gebietet Demut, Liebe, Verzeihung und Bruderliebe. Das Geistige, dem Menschen von Gott in die Brust gelegt, verlangt von dir, du sollst abwärts-, heruntersteigen, sollst der Kleinste werden, sollst allen andern dienen wollen, - wenn du einst über Großes gesetzt werden willst. Du sollst deine Wünsche, den anderen zu unterwerfen, gänzlich aufgeben. Du sollst gehorchen lernen, um einst befehlen zu können, aber nicht befehlen mit richterlichen Worten, sondern befehlen mit Liebe, mit Geduld und mit der Überzeugung, daß nur auf diesem Wege der Befehl nie hart erscheint und genau befolgt wird, - weil der Gehorchende ebenfalls einsieht, daß dies alles nur zu seinem Besten ist. So dient dann der Mensch seinem Gott und Herrn, wobei er, Meinem Beispiele nachfolgend, im Kleinsten, im Niedrigsten, die größten Resultate erreichen wird.
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Wie also Ich selbst als Mensch einst alle menschlichen Leidenschaften durchkämpfen mußte, die Ich als Schöpfer absichtlich in eure Natur gelegt habe, ebenso müßt auch ihr, wollt ihr Mir nachfolgen, dasselbe tun. Den mächtigen Trieb des leiblichen Wohllebens müßt ihr bekämpfen, müßt alle diese Genüsse einem höheren Zwecke unterordnen, euch von Fesseln frei machen, die die Schwingen eurer Seele hemmen. Ihr müßt die Eitelkeit - als erste Lügnerin - von euch verbannen, da sie euch euer eigenes Bild schöner ausmalt, als es ist, und Triebe der schlechtesten Art mit klügelnder Weisheit entschuldigt, wodurch ihr dann oft glaubt, mehr und besser zu sein, als ihr wirklich seid, - was euch natürlich im Fortschritt hindern muß.
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Traut euch keine Kräfte zu, die ihr nicht besitzt! Denkt euch schwach und unwürdig, um im Glauben und Vertrauen auf Mich zu erstarken, dann wird euch die dritte schlechte Eigenschaft, die Herrschsucht, nicht übermannen, nicht zu Sklaven eurer selbst machen! Es gibt nichts Schlechteres auf der Welt, als stets den Eigendünkel zu haben, etwas Besseres als andere zu sein, und stets das Bestreben zu haben, jedem Druck des Gehorsams auszuweichen und immer über die Schultern anderer emporzuklimmen, wo dann der eine bloß Herr ist und die andern Sklaven. Zum Herrschen über andere gehören ganz andere Eigenschaften als die, die jetzt auf eurer Erde nach Herrschaft über ihre Mitmenschen drängen! Um einen Maßstab zu haben, sehet nur Mich selbst an! Wie herrsche Ich? Herrsche Ich mit Gewalt? Herrsche Ich durch augenblickliche Bestrafung oder durch unerbittliches Richteramt über Gefallene und Verirrte? Herrsche Ich durch Zorn, Rache und Bestrafung? Gewiß nicht! So wie ihr Mich kennt, seht ihr, daß Ich nur durch und mit Meiner alles umfassenden Liebe herrsche, daß Verzeihung Mein erstes Prinzip ist, und daß Ich nicht den verfolge, der vielleicht ohne Verschulden fehlt, sondern ihm nachsichtig alle Mittel in den Weg schiebe, sich zu bessern.
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Alles Schlechte, das sich in der Welt augenscheinlich als solches zeigt, ist nicht von Mir geschaffen worden, sondern ein Produkt des Mißbrauchs des freien Willens von seiten der Menschen. Sie als freie Wesen können tun, was sie wollen, müssen aber auch die Folgen davon nur sich selbst zuschreiben, - wie Ich in dem Wort über die Wahrheit sagte: Es gibt nur eine Wahrheit, und wer dagegen sündigt, muß die Folgen der Lüge fühlen!
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So ist dieses Evangelium ein Beispiel, wie Ich als Mensch trotz Meiner großen Machtstellung die Leidenschaften kräftigst bekämpfte, um euch und allen Geistern zu zeigen, daß das Schlechte, wenn Ich es auch in der Welt zugelassen habe, doch nur zum Besten, zum Fortschritt dient.
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Gott allein sollt ihr dienen; ihr dienet Ihm aber nur, wenn ihr die großen Liebesgesetze befolgt, die euch dazu antreiben sollen, euren Leib zu beherrschen und die schlechten seelischen Eigenschaften der Eitelkeit und Herrschsucht zu bekämpfen. Nur durch Verleugnung und Bekämpfung dieser starken Triebe eurer menschlichen Natur könnt ihr einst in Meinem Reiche begreifen, was es heißt, über vieles gesetzt zu werden, oder was der Spruch bedeutet: ,,Wer sich erniedrigt, der wird erhöht werden!"
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Auch dort werdet ihr diese nämlichen Eigenschaften wiedertreffen, - die erste zwar nicht in materieller, doch aber in geistiger Hinsicht, d.h. als Begierde, alles wissen, alles begreifen zu wollen. Die anderen zwei Eigenschaften werden dort im Jenseits mächtiger als hier in euch hervortreten; denn dort ist das Bewußtsein einer Kraft noch größer als hier. Das seht ihr gerade an Luzifer und seinen Scharen, welche - ebenfalls im Bewußtsein ihrer Kraft - das Gleichgewicht verloren, von der Demut in Übermut übergingen und dann wie Satan selbst sogar über Mich herrschen wollten.
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Um dort das rechte Maß zu wissen, wie und wann man seine Kraft gebrauchen darf, um zu begreifen, wieviel der Kenntnis bei jeder Aufgabe notwendig sein wird, um zu wissen, daß man jenseits, wenngleich man über Großes gesetzt wird, doch dem niedrigsten Wesen in dessen Bereiche ein Diener sein soll, - dazu müssen diese Leidenschaften schon hier in diesem Prüfungsleben bekämpft und bezwungen werden, damit man auch in jenen Verhältnissen, mit größerer Macht betraut, ihr Herr sein kann.
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Deswegen nehmt euch Meine Worte zu Herzen! Ihr wißt nicht die Hälfte eurer Mission, ihr kennt nicht zum dritten Teil eure eigene Natur und wißt ganz und gar nicht, warum sie so und nicht anders geschaffen ist. Eure Augen sind noch bedeutend mit dem Star behaftet. Das Licht Meiner Weisheit kann noch nicht bis zu eurem Innersten dringen, höchstens ein Funken der Liebe bewegt manchmal euer Herz und läßt euch fühlen, daß es noch etwas Höheres, Größeres gibt. Aber kaum daß dieser Lichtstrahl die innersten Kammern eures Herzens erleuchtet, so sind es diese drei Leidenschaften - Egoismus, Eitelkeit und Herrschsucht -, welche jene wieder verdunkeln. Sie raunen euch tausend Ausreden ins Ohr: ,,Ja, man kann sich aber doch von der Welt nicht ganz lossagen!?", ,,Ja, man kann nicht so leben!", ,,Ja, so ist die Welt einmal gemacht!" usw., - lauter Ausflüchte der Trägheit, weil ihr alle zwar Hörer Meiner Worte, aber keine Täter werden wollt!
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Gerade jetzt, wo euch von Sonntag zu Sonntag Mein Evangelium erklärt wird, wie ihr es nie gehört, eben jetzt möchte Ich euch zum Nachdenken zwingen über Meine Darniederkunft, damit ihr ein wenig ihre Größe und Wichtigkeit erkennen und einsehen möchtet, was das heißen will: Gott, der Schöpfer der ganzen Unendlichkeit, stieg auf eure Erde herab, und zwar in die niedrigsten Verhältnisse, ließ sich durch euch verirrte und blinde Geschöpfe verfolgen und sogar leiblich kreuzigen! Er machte alle Phasen eures Lebens durch, bekämpfte die menschlichen Leidenschaften, um eben euch und allen Geistern als leuchtendes Beispiel für alle Zeiten voranzuleuchten. Er zeigte, daß, will man geistig Ihm gleichen, man auch das Geistige als Höchstes achten und ihm alles andere unterordnen muß, um so die mächtigsten Leidenschaften bekämpfend, einst würdig zu werden, auch anderen Geistern als Führer und Leiter zu dienen und in der Tat zu beweisen, daß der Mensch nicht allein von materieller, sondern vor allem von geistiger Speise lebt. Er zeigte, daß man Gott nicht in Seiner Gnade versuchen soll, daß man, Seine zwei Liebesgesetze befolgend, sich und andere dorthin führt, wohin Er, der Vater aller, euch schon längst haben wollte, das heißt: in Sein Reich als Seine würdigen Kinder. Amen.

Fußnoten