Gottes Neue Offenbarungen

Von der Hölle bis zum Himmel: Die Jenseitige Führung des Robert Blum
Band 1

- Kapitel 2 -

Erste Eindrücke des Hingerichteten im Jenseits. Bewußtwerden des Lebensgefühls

Nun fragt es sich: Wie kam seine Seele und sein Geist in der ewigen Geisterwelt an?
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Hier muß bemerkt werden, daß die meisten, ihr irdisches Leben durch ein Strafgericht gewaltsam Einbüßenden in der Geisterwelt mit dem größten Zorn- und Rachegefühl gegen ihre Richter ankommen und eine Zeitlang wie völlig Rasende umhertaumeln. Aus diesem Grund werden solche Ankömmlinge, so sie wirkliche Verbrecher wider Gottes Gebote, also im Grunde Böse sind, sogleich in ihr eigentliches Element, zur Hölle, getrieben, um dort Rache zu üben. Aus ihr kehren sie aber, so ihre Rache einigermaßen abgekühlt ist, wieder in die eigentliche Geisterwelt zurück und beginnen da von neuem, freilich auf sehr beschränkten Wegen, ihre Freiheitsprobe durchzumachen.
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Geister aber wie der unseres Mannes, die bloß als politische Verbrecher gegen weltliche Gesetze gerichtet drüben ankommen, werden anfangs bloß in einen lichtlosen Zustand versetzt. In dem befinden sie sich wie Blinde und werden somit auch keines Wesens ansichtig, an dem sie ihre blinde Rache kühlen könnten. Großer Zorn und große Rache bewirken ja schon bei Menschen auf der diesirdischen Welt, daß sie förmlich blind werden vor Zorn und glühender Wut. Umso mehr bewirken diese argen Leidenschaften jenseits bei Seele und Geist den Zustand gänzlicher Blindheit. Darin werden solche Geister so lange belassen, bis sich ihre Rache in das Gefühl der Ohnmacht umwandelt. Die tief gekränkte und beleidigte Seele beginnt im auftauchenden Gefühl ihrer Ohnmacht zu weinen, was zwar auch dem Zorne entstammt, ihn aber nach und nach ableitet und schwächt.
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Diesseits konnte unser Mann nichts mehr tun als nur so viel als möglich seine männliche Ehre retten. Deshalb zeigte er sich auch bei seiner Hinrichtung entschlossen und den Tod verachtend - was aber in Wahrheit durchaus nicht der Fall war. Denn er fühlte in sich überaus stark die Schrecken des Todes, und das um so mehr, als er als fester Neukatholik an ein Leben der Seele nach dem Abfalle des Leibes durchaus nicht glaubte.
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Aber ungefähr sieben Stunden nach seiner Hinrichtung, da seine Seele sich gewisserart wieder zusammenklaubte, überzeugte er sich schnell von der Grundlosigkeit seines irdischen Glaubens und gewahrte gar bald, daß er fortlebe. Aber da verwandelte sich seine Überzeugung von dem Fortbestehen nach dem Tod in einen andern Unglauben: Er meinte nun bei sich, daß er wohl auf den Richtplatz hinausgeführt, aber nur scheinbar erschossen worden sei, um die vollkommene Todesangst auszustehen. Da ihm der Offizier die Augen habe verbinden lassen, auf daß er nicht das leere In-die-Luft-schießen merken solle, sei er bloß vor Angst betäubt zusammengesunken. Von da sei er in bewußtlosem Zustand in einen finsteren Kerker gebracht worden, von wo ihn eine Beschwerde von Deutschlands Bürgern sicher bald in die erwünschte Freiheit setzen würde.
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Ihn stört nun bloß die starke Finsternis. Sein Aufenthaltsort erscheint ihm als ein finsteres Loch, das ihm jedoch nicht feucht und übelriechend vorkommt. Er befühlt sich auch die Füße und die Hände und findet, daß ihm nirgends Fesseln angelegt sind. So versucht er die Weite seines Kerkers zu untersuchen, und wie etwa der Boden beschaffen ist. Ob sich in seiner Nähe nicht etwa so ein heimliches Gericht vorfindet?
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Aber er staunt nicht wenig, als er gar keines Bodens gewahr wird und ebensowenig irgendeiner Kerkerwand; und fürs zweite auch nichts von einer Hängematte finden kann, in der er sich etwa in einem freien Katakombenraume hängend befände.

Fußnoten