Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 11

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre

- Kapitel 58 -

Der Abschied von Ephrem. Aufbruch nach Bethanien

Es ist nun in der nächsten Zeit nichts besonders Wichtiges geschehen nach außen hin. Wir lebten sehr ruhig und gleichmäßig. Und da nun starke Kälte für Palästina eingetreten war, die sich in der rauhen Berggegend ziemlich stark fühlbar machte, so waren die Jünger mehr als sonst in dem schützenden Hause in Geselligkeit beisammen und tauschten Rede und Frage eifrig aus. Alle waren emsig bemüht, sich recht im Geiste zu bilden, und es wurde daher vieles nochmals von ihnen besprochen, was Bezug auf Mich und Meine Lehre hatte, das zu wiederholen unnütz ist, da es schon in anderer Form des öfteren gesagt wurde.
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Nur eines ist hier noch zu berühren. Es fiel ihnen auf, daß dieser Winter eine für Palästina ungewöhnlich niedere Temperatur zeigte, und sie forschten da nach den Gründen, woher dieses kommen möge. Da sahen sie denn im hellsehenden Zustande, daß das Land bedeckt war von den schon öfter genannten Friedensgeistern, Elementargeistern, denen besonders die Ordnung aller irdischen Verhältnisse zusteht, und wie diese eifrig bemüht waren, alle aufsteigenden hitzigen Seelenpartikel möglichst zu fangen und zu sänftigen. Es war das ein großer Kampf in der Natur, der sich durch die erwähnte Kälte stark fühlbar machte.
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Sie fragten Mich, woher dieser Kampf gerade jetzt entstände, und Ich erklärte ihnen kurz, daß dieses im engsten Zusammenhang stände mit dem Zu-Ende-Gehen Meiner Mission. Jetzt jedoch würden die aufsteigenden Zornelemente, welche erregt würden durch den Widerstand des verlorenen Sohnes, noch gewaltsam bezwungen, damit das Werk nicht gestört und das Volk, welches sich durch seine Sünden zur Aufnahme derselben und zu dadurch entstehender Verhärtung der Seelen sehr empfänglich gemacht habe, nicht verderbt werde. Vor Toresschluß, bevor das Maß zum Überlaufen voll sei, werde stets die Barmherzigkeit zu verhindern suchen, daß ein jeder sich selbst verderbe. Wenn jedoch auch eine letzte große Warnung nicht beachtet werde, so trete das Gesetz herein, und die Folgen aller Sünden würden sich furchtbar geltend machen.
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So sei es auch mit den Juden. Ändern sie ihre Gesinnung nicht, verschließen sie nicht ihre Seele gegen die Empfänglichkeit und Aufnahme der vielen Zornelemente durch Umkehr von den bisher betretenen Wegen, so werden diese nicht mehr zurückgehalten werden, und es wird damit das Verderben über Menschen und Land hereinbrechen.
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Als wir nun fast drei Monate in Ephrem zugebracht hatten, kam eines Tages ein Knecht des Lazarus, welcher heimlich abgesandt worden war, zu uns und verlangte Mich zu sprechen.
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Ich ließ ihn zu Mir, und er sagte (der Knecht): ,,Herr und Meister! Lazarus, der von Dir Erweckte, sendet mich zu Dir und bittet Dich, Du wollest ihm Rat und Hilfe spenden! Die Priester des Tempels sind ihm jetzt aufsässiger denn je, seitdem er von den Toten auferstanden ist und drohen ihm mit Verfluchung, so er nicht gestehe, daß er nicht gestorben gewesen sei, da es noch nie in Wahrheit geschehen, daß ein Toter zurückgekehrt sei. Ihm wird gedroht, er solle das verfluchte Wasser trinken, um zu beweisen, wieweit Gott mit ihm sei. Lazarus aber kennt die Arglist und weiß sehr wohl, daß man ihm im letzten Falle ein ganz besonderes Wasser geben würde, das ihn mit Sicherheit zum zweiten Male sterben ließe. Er weiß jedoch nun nicht, ob er, im Vertrauen auf Dich, sich ihnen dennoch stellen oder dem Tempel, der doch von Gott gegründet worden ist, nun ganz entsagen soll."
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Sagte Ich ihm: ,,Sage Meinem lieben Lazarus, er solle Gott da suchen, wo er Ihn zu finden glaubt! Weiß er, daß Er im Tempel wohnt, so tue er, was der Tempel verlangt; weiß er aber, daß Jehova dort nicht wohnt, was fragt er da nach dem Tempel und dessen Priestern? Mir sind die Kinder am liebsten, welche sich mit dem Vater im Herzen einigen und dort lauschen, was Er ihnen zu tun gutheißt! - Geh und sage das deinem Herrn!"
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Der Bote, der einer der Getreuesten des Lazarus war, ging sofort und brachte ihm diese Nachricht, worauf Lazarus sich keinen Augenblick besann und sich völlig vom Tempel lossagte und den Bedrängern drohte, er würde römischer Bürger werden und sich völlig unter den Schutz Roms stellen, wenn man ihn noch länger beunruhige. Die Priesterschaft ließ ihn denn nun auch ungestört, weil ihr durch die Ausführung dieser Drohung jede Aussicht auf einstmaligen Besitz seiner Güter verlorengegangen wäre, während sie so noch auf krummen Wegen zu ihrem Ziele zu gelangen hoffte.
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Es war nun allmählich die Zeit herangekommen, in der die kalte Zeit aus Palästina wich und die ersten Vorbereitungen des Osterfestes sich bemerkbar machten. Zu dieser Zeit wallfahrten viele Juden nach Jerusalem, die sodann ihr Haus wohl bestellten, damit in ihrer Abwesenheit daselbst nichts in Unordnung geraten könne. Und so bemerkte man denn auch in Ephrem eine größere Rührigkeit der Einwohner, die sich rüsteten, einige Zeit in dem nahen Jerusalem zubringen zu können.
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Damit nahte nun die Zeit, in der Mein Leib geopfert werden sollte, und die Seele beschlich Traurigkeit und Vorgeschmack der großen Leiden, die Meiner harrten. Gleichzeitig aber wurde sie durchströmt von dem Bewußtsein der großen Aufgabe, die zu erfüllen war, und sie fügte sich dem Willen des Vaters. Die Jünger sahen den Kampf und fragten Mich besorgt, was mit Mir wäre. Ich aber wies sie alle zurück und sagte ihnen, es würde noch in Kürze alles offenbar werden.
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Wenige Tage hatten wir noch in Ephrem zuzubringen. Daher versammelte Ich die Meinen und sagte ihnen, sie sollten sich zur Reise bereitmachen, da wir zu Lazarus ziehen würden, um bei ihm Wohnung zu nehmen.
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Petrus warnte Mich nochmals vor den Templern, und Ich sagte ihm: ,,Jetzt ist die Zeit gekommen, wo des Menschen Sohn als schwach befunden werden wird und es Seinen Feinden gelingen wird, Ihn zu überwältigen, ihnen zum Gericht, aber der Welt zum Heil."
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Petrus war darüber ganz bestürzt und sagte Meine Worte den Brüdern, die ebenfalls besorgt wurden um Mich. Petrus aber trug von jener Stunde an stets ein Schwert heimlich bei sich, bereit, sein Leben für Mich zu opfern, falls die Häscher kämen, Mich zu fangen.
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Der Tag des Abschiedes nahte nun heran. Ich übergab dem Vorsteher der Stadt unsere Burg mit allem, segnete ihn und durch ihn die Gemeinde, berief die Jünger, und schnellstens begaben wir uns nun zur Landstraße, welche nach Jerusalem führte, da wir noch selben Tages bei Lazarus eintreffen wollten, um dort zum letzten Male einen Aufenthalt zu nehmen, bevor Meine irdische Laufbahn abgeschlossen werden sollte.

Fußnoten