Gottes Neue Offenbarungen

Himmelsgaben
Band 2

Worte aus der Höhe der Höhen, neben den großen Werken der Neuoffenbarung

- Kapitel 92 -

Von Gottes Langmut

23. Juni 1843, vormittags
O Herr und allerbester, heiliger Vater! - Ich erfuhr gestern durch Deinen und meinen Freund A. H.-W., daß eine Mutter ihr Kind über eine Hyäne grausam gemißhandelt hat - und bedenke aber nun auch dabei, daß dergleichen schändlichste Grausamkeiten im noch viel potenzierteren Maße da und dort ausgeübt werden.
Sage mir doch, ob denn Du, als der allgerechteste und allmächtige Gott des Himmels, der Erde und aller Menschen solches achtest oder nicht?
Denn siehe, wenn man so die großen Zornschändlichkeiten der Menschen betrachtet, wie sie so ganz ungestraft verübt werden können, da kommt man beim besten Willen auf wenigstens den halben Gedanken, als möchtest Du Dich nicht im geringsten mehr um die Menschheit der Erde im allgemeinen wie im sonderlichen kümmern.
Sage mir daher doch, wie verhält es sich denn mit derlei scheußlichen Erscheinungen? Nimmst Du davon Kenntnis, oder läßt Du alles so ganz unbekümmert dahingehen, gehe es, wie es gehe? Oder geschieht das notwendig, und muß es also geschehen? - Was soll ich davon halten? - O Herr, und allerliebevollster, heiliger Vater aller Menschenkinder auf Erden, gebe mir darüber doch einen hinreichenden Bescheid! - Dein Wille geschehe! Amen.
1
Zuerst muß Ich dir sagen, daß deine Frage ganz überflüssig und dazu noch sehr dumm ist. Denn so du einen Mir gleichen Gott der Liebe ahnest, wenn auch noch nicht auf Ihn vollkommen vertrauest und hoffest und Ihn liebest, so sollte dir schon bei der Ahnung kaum eine so törichte Frage in den Sinn kommen, geschweige erst in deinem Zustande, wo du nun schon über drei Jahre mit Mir in beispielloser Weise zu jeder Sekunde reden kannst wie mit einem Menschen deinesgleichen!
2
Fürs zweite aber habe Ich dir schon zu öfteren Malen die endlose Notwendigkeit des freien Willens der Menschen gezeigt und dir erklärt, wie davon ganz allein das ewige Leben des Geistes im Menschen abhängt und daß Ich, so Ich es erhalten will, eher Selbst sterben muß, als eben diesen freien Willen mit Meiner Allmacht nur im geringsten anzutasten. Denn die allerleiseste Berührung der Freiheit des menschlichen Willens mit Meinem Willen kostet jeden Menschen ja augenblicklich das Leben!
3
Solches alles habe Ich dir schon - wie oft! - gezeigt. Und doch kannst du Mich, den du doch schon kennen solltest, so entsetzlich dumm fragen?!
4
Siehe an das Weib Loths! Sie wurde ergriffen von Meines Willens Macht. Was aber ist aus ihr geworden?! - Zur Zeit Noahs ergriff Mein Wille die Erde. Wohin kam aber dadurch ihre Bevölkerung, und was mußte Ich darauf tun, um den Toten, den Vernichteten wieder das Dasein und das Leben zu bringen?! - Soll Ich Mich denn nun bei jeder Zornsünde der Menschen wieder von neuem totschlagen lassen, um ihnen dadurch ein neues Leben zu verschaffen?
5
Wie aber liebst du Mich denn, so du Mich fragst, warum die Menschen in ihrer Freiheit so ungestraft Arges tun - und möchtest Mich lieber zu einem Zuchtmeister als zu einem überguten Vater haben - und Mich also von neuem wieder bringen ans Kreuz?! - Hast du schon mit Menschen ein gerechtes Mitleid, wie kommt es denn, daß Ich von dir keines verdiene? Soll Ich Mich denn täglich ans Kreuz schlagen lassen?!
6
Wenn du eine törichte Mutter oder einen unsinnigen Vater sein Kind mißhandeln siehst, da bist du gleich im Harnisch und möchtest sogar hadern mit Mir, dem liebevollsten Vater, und sagst gleich keck heraus: ,,Aber Herr, wenn Du irgend einer bist, wie kannst Du solche Greuel ansehen?!" - Ich aber sage dir: Gerade das garstige Weib soll dir ein Evangelium sein! Denn es hat dein Gemüt empört, und du hättest sie sogleich mit höllischem Feuer bestrafen, sie also mit einem endlos größeren Tormente züchtigen mögen, als womit sie ihr Kind gezüchtiget hat!
7
Aber du bedenkst dabei nicht, daß alle Menschen der Erde Meine Kinder sind. Und wenn du schon die schlechte Handlung von solch einer Mutter für gemütempörend fandest, da möchte Ich nicht gerne in dein Herz schauen, was dieses zu Mir sagen würde, so auch Ich ebenso unbarmherzig auf Meine irrenden Kinder bei jedem nur einigermaßen namhaften Vergehen losdreschen möchte?!
8
Du willst, daß Ich die Menschen barmherzig machen solle. Ich aber soll schonungslos sogleich jedes irrende Kind totschlagen!? - Wahrlich, mit diesen Begriffen von Mir kannst du für die Zukunft schon hübsch fein zu Hause bleiben! - Meinst du denn, Ich sehe die Laster auf Erden nicht? - O du Tor!
9
Ich sehe sie wohl; aber noch ist es nicht an der Zeit, darum die Sonne am Himmel auszulöschen. Es wird diese frühzeitig genug für jedermann ausgelöscht werden!
10
Jenseits aber wird ein jeder den Lohn für seine Arbeit finden und bei ganz besonderen Gelegenheiten auch schon hier! - Das ist genug, und es braucht nichts mehr dazu!
11
Lerne Mich sonach besser kennen und zwinge Mich nicht, zu werden, wie du bist; sondern sei, wie Ich bin, so wirst du klüger urteilen und strafen. Amen.

Fußnoten